Unterwegs in Thüringen – Herbst 2023
Die ersten Schritte auf dem Rennsteig
Noch einmal auf Wanderschaft gehen, bevor die Wälder ihre prächtigen Farben verlieren. Das war der Ansatz für eine spontane Urlaubstour, die Heiko und ich am letzten Montag im Oktober angetreten haben. Ursprünglich stand uns das Ahrtal im Sinn. Aber Wandern in den Weinbergen ist wohl zu anderen Zeiten vorteilhafter.
Unser Ziel war die vom Deutschen Wandermagazin zum schönsten Wanderweg Deutschlands des Jahres 2023 gewählte „Saale Horizontale“ in Jena. Und auf dem Weg dorthin waren wir uns einig, die ersten Etappen des berühmten Rennsteigs anzugehen. Und am Montag, 30. Oktober 2023, hat alles perfekt nach Plan geklappt.
Vor dem Aufbruch haben wir uns im Internet reichlich mit Infomaterial versorgt. So erfuhren wir auch, dass der offizielle Startpunkt des Rennsteigs in Hörschel, einem Stadtteil von Eisenach liegt. Dieses erste Ziel war über die A 5 und A 4 schnell erreicht. Das Gasthaus „Tor zum Rennsteig“ (Navi-Adresse: Unterstraße 2-4, 99817 Eisenach-Hörschel) kann man in der kleinen Ortschaft kaum verfehlen.
Von den freundlichen Wirtsleuten wurden wir aber zum Start zunächst einmal an das Ufer der Werra geschickt. Denn nach altem Brauch soll man als Wanderer auf dem Rennsteig einen Kieselstein mitnehmen und am Ende der Tour in die Saale werfen. Am Ufer gibt es einen Bootsverleih und außerdem auch einen „Startstempel“.
Der Weg führt allerdings an dieser Stelle nicht weiter. Man muss zurück zur Gaststätte gehen. Dann passiert man die schmucke kleine Dorfkirche und sieht die ersten Wegweiser.
Wir haben erfahren, dass die eigentliche Bedeutung des Namens Rennsteig soviel wie „sich schnell bewegen“ bedeutet. Auf diesem alten Handelsweg, der bedeutende Orte miteinander verband, waren vor allem eilige Boten unterwegs. Leider hatten auch wir es etwas eilig, weil wir ja nach unserer Tour noch rechtzeitig unsere Unterkunft in Jena beziehen wollten.
Da war nicht daran zu denken, die komplette erste Tagesetappe über 19 Kilometer von Hörschel bis zum Rennsteighotel „Hubertushaus“ oberhalb von Ruhla zu meistern. Schließlich mussten wir ja auch wieder zum Ausgangspunkt zurückkommen. So planten wir eine Einstiegsstrecke bis zum „Rangenhof“, um von dort nach den ersten 5,3 Kilometern auf einem anderen Weg wieder an den Startpunkt zu kommen.
Auf dem ersten Wegweiser sehen wir Kilometerangaben zu den Zwischenzielen: Vachaer Steine (7,7 km) und Hohe Sonne (14,1 km). Unsere Zeit reicht nicht aus, um diese zu erreichen und auch wieder zurück zu gehen. Und schließlich liegen schon auf der ersten Etappe jede Menge Höhenmeter vor uns.
Wir bedauern sehr, dass das „Tor zum Rennsteig“ zum Zeitpunkt unserer Ankunft noch geschlossen war. Gerne hätten wir uns noch ein kleines Frühstück gegönnt. Doch gelten derzeit „vorübergehend geänderte Öffnungszeiten“: Mo, Mi, Do, Fr und Sa 18 bis 22 Uhr, sonntags 12-22 Uhr, dienstags Ruhetag. Wir hatten also Pech und gingen gegen 11 .45 Uhr auf die Strecke.
Nachdem wir den Mast mit den unzähligen ausgelatschten Wanderschuhen und die mächtige Autobahnbrücke (A 4) bestaunt hatten und die GPS-Geräte aktiviert hatten, konnte es dann losgehen.
Nochmals an der kleinen Kirche vorbei gehen wir nach rechts ein Stück auf der Rennsteigstraße weiter und biegen nach wenigen Schritten halblinks in die Brautgasse ein, die schnell kräftig ansteigt. Danach bedarf es keiner Wegbeschreibung mehr.
Das große weiße R und die Wegweiser an allen Kreuzungen machen das Wandern auch völlig ohne Karte und GPS möglich. Als erste Station erreichen wir nach 1,4 km das „Gönnermannseck“, das schon auf 288 m ü. NN liegt.
Die erste Etappe wird als „mittelschwer“ beschrieben, obwohl sie auf den 19 Kilometern fast stetig bergauf führt. Und nach einem feuchtfröhlichen Wochenende zuhause waren wir beide nicht in Bestform…
Schon wenige Schritte nach dem Wegweiser Gönnermannseck fanden wir eine Sitzgruppe, die man für eine erste Rast nutzen könnte. Aber gerade einmal 1,5 km waren uns dann für eine erste Pause etwas zu wenig. Noch einmal ging es einen steilen Anstieg hinauf. Dann erreichten wir die Schutzhütte auf dem Großen Eichelberg, der aus 310 Höhenmetern eine tolle Aussicht auf die Wartburg und das Werratal gewährte.
Hier wurde jetzt aber eine zünftige Brotzeit eingelegt. Zum kulinarischen Genuss kam auch noch das tolle Wetter. Nachdem es am gestrigen Sonntag durchgehend regnete, haben wir noch keinen Tropfen abbekommen und sehen sogar überwiegend leicht bewölkten blauen Himmel. Bis hierhin alles bestens.
Nach der Stärkung ging es mit frischer Energie zunächst ein Stück abwärts, aber schon bald wieder kräftig bergauf. Am nächsten Wegweiser bei km 1,9 (mit angenageltem Wanderschuh) zweigt ein Wanderweg nach Neuenhof rechts ab.
Nach einem weiteren kräftigen Anstieg erreichen wir nach 2,5 km das „Hohe Rod“ auf 360 m ü. NN. Hier kann man einen kurzen Abstecher zum „Franzosenfelsen 1813“ machen.
Allerdings sieht man nur Wald. Hier wird vor Unfallgefahr durch herabfallende Äste und umstürzende Bäume gewarnt. Den Wegweiser „Siebertswiese“ erreicht man dann bei km 2,9 und wiederum 300 Meter weiter ist die „Tiroler Platte“ erreicht.
Immer mehr Rad- und Wanderwege gesellen sich zum Rennsteig, der nach wie vor tadellos markiert ist. Kurz darauf erreicht man die Schutzhütte „Flüchtiger Hirsch“ der Gemeinde „Stedtfeld“. In dieser Hütte findet man sogar eine Liege vor (evtl. für Notfälle – ANFAHRTSPUNKT FÜR RETTUNGSKRÄFTE):
Auf dem weiteren Weg staunen wir bald über eine vermutliche geologische Formation, die wir nicht richtig einordnen können. Ist es natürlich oder der Überrest eines Bunkers? Wir werden bald schlauer. Dann finden wir das „Grenztor“.
Auf einer Tafel ist zu lesen: „An dieser Stelle versperrte im Rahmen der innerdeutschen Grenzziehung von 1972 bis 1989 ein Tor den Rennsteig. Der Weg verlief weiter in das so genannte Sperrgebiet. Nur den Bewohnern und Beschäftigten in diesem 5 km breiten Streifen vor der innerdeutschen Grenze war das Betreten und Befahren mit einer Sondergenehmigung erlaubt. Seit Aufhebung der Teilung Deutschlands ist der Rennsteig wieder in seiner gesamten Länge für Wanderer begehbar.“ (O-Text Ende). Wieder etwas gelernt.
Wir erreichen bald die Weggabel Eisentor und finden hier auch die Beschilderung des Bergbaulehrpfades. Jetzt wissen wir das zuvor entdeckte geologische Rätsel zu lösen.
Genaueres erklärt uns bald eine große Infotafel mit dem Titel „Mit Schlägel und Eisen – Hinauf in die Vergangenheit“.
Auf einer Zeittafel wird die Geschichte des Stedtfelder Bergbaus seit 1522 dokumentiert. Von hier ist es nicht mehr weit zum Wendepunkt unserer ersten Exkursion auf dem Rennsteig.
Ein gelbes Schild weist uns den Weg zum „Rangenhof“. Dieser wird in unserer Wegbeschreibung als idyllische Einkehrmöglichkeit beschrieben. Leider mussten wir feststellen, dass diese nicht mehr besteht. Aber das gehört zu Beschreibung unseres Rückweges. Den Rennsteig verlassen wir an diesem Punkt nach nur 5,3 von 19 Kilometern. Wir haben also lediglich etwas mehr als ein Viertel der ersten Etappe erkundet. Am Ende aber haben wir immerhin 11,9 Kilometer bei 350 Metern Anstiegssumme geschafft und uns einen Vorgeschmack auf die „Saale-Horizontale“ in Jena eingeholt. Auch dieser Wanderweg ist vom Schwierigkeitsgrad mit dieser Rennsteig-Tour vergleichbar und hat uns zumindest einigermaßen vermittelt, welche Anstrengungen uns dort erwarten.
Die ersten Schritte auf dem Rennsteig Teil 7 – Der Rückweg
Der Rangenhof liegt etwa 300 abseits des Rennsteigs und lädt längst nicht mehr „zu einer kurzen Rast im Grünen an der Waldgrenze“ ein. Die Bewohner der kleinen Waldsiedlung dulden noch nicht einmal mehr das Befahren des Zufahrtsweges oder das Parken im Ort.
Wir gehen ab hier der Empfehlung unseres GPS-Geräts nach und freuen uns, dass es nun nur noch abwärts geht. Lange Zeit sind keinerlei Markierungen auf der schönen Waldstrecke zu finden.
Ein idyllischer Waldtümpel fällt uns auf und außerdem passieren wir noch ein Geologisches Naturdenkmal. Dann durchwandern wir die Ortschaft Neuenhof und folgen dann der K 505 zurück nach Hörschel. Nach einer kurzen Pause machen wir uns dann auf die Weiterreise nach Jena.