D-35519 NSG Klosterwiesen von Rockenberg

Die größte Schilffläche in ganz Mittelhessen

Auf dem Lutherweg 1521 unterwegs haben wir ein ganz besonderes Naturschutzgebiet entdeckt. Von Rockenberg biegt man in der Münzenberger Straße in die Schlossgasse ein geht nach der evangelischen Kirche nach rechts im Gambacher Weg an der Jugend-Justizvollzugsanstalt vorbei. An der ersten Wegverzweigung findet Ihr die Tafel mit „Informationen zum Natura 2000- und Naturschutzgebiet Klosterwiesen von Rockenberg“ vor.

An diesem Punkt blickt der Besucher in westlicher Richtung auf Butzbach und bis in den Taunus hinein. In nordöstlicher Richtung liegt Griedel mit dem angrenzenden Wingertsberg. Wie wir auf der Tafel erfahren, bilden diese beiden Geländemarken die Grenzen des Butzbacher Beckens, einem Teilgebiet der nördlichen Wetterau.

An einer Schilffläche erkennt man im Vordergrund in einer feuchten Senke das beschriebene Naturschutzgebiet (NSG). Es hat eine Größe von 40,64 Hektar.

Zunächst werden die verschiedenen Schutzkategorien erläutert. Wörtlich heißt es auf der Infotafel (O-Text): „Das Naturschutzgebiet und seine Umgebung sind Bestandteil des Europäischen Schutzgebietssystems NATURA 2000. Sie bilden darin eine Kernzone des EU-Vogelschutzgebietes 5519-401 Wetterau und sind Teil des FFH-Gebietes 5619-306 Grünlandgebiete der Wetterau. Außerdem ist das Naturschutzgebiet eingebettet in das Landschaftsschutzgebiet (LSG) Auenverbund Wetterau.“

Nicht jeder Wanderer wird mit solchen Informationen etwas anfangen können.Auch die Informationen zur Namensgebung des NSG bringen Sinn und Zweck des Projekts zum Ausdruck. Hier wird erläutert, dass der Flurname „Klosterwiesen“ an das einstige Kloster „Marienschloss“ erinnert. Der Gebäudekomplex des Klosters hat heute weniger fromme Bewohner. Es dient nach der Säkularisierung unter Napoleon bereits seit 1811 als Justizvollzugsanstalt.

Auf einer Übersichtkarte wird dem Besucher vermittelt, dass das Schilfröhricht hier dominierend und landschaftsprägend unter den Biotoptypen ist. Es handelt sich hier um die größte Schilffläche im gesamten mittelhessischen Raum. Mit 20 Hektar nimmt sie fast die Hälfte der Fläche des NSG ein. Die andere Hälfte machen Lebensräume wie Wasserflächen, Weidengebüsche und bachbegleitende Gehölzsäume an der Wetter aus.

Aufgrund der früheren intensiven Nutzung sind die Wiesenflächen auch heute noch meist artenarm. Verbesserte Maßnahmen zur Struktur gibt es erst seit Mitte der 80er Jahre. Dazu liest man auf der Tafel O-Text): „Der Schwerpunkt lag hier in der Schaffung von Flachwasserbereichen und der Überstauung von Teilen des Röhrichts. Hierdurch stieg die Zahl der Vogelarten im Gebiet innerhalb eines kurzen Zeitraumes enorm an.“

Ausführlich geht man auf der Tafel auf die Entstehung und Entwicklung des NSG ein. Hier kommt der aus Langsdorf stammende Biologe und Geologe Erhard Thörner ins Spiel. Ich kann mich daran erinnern, dass er zu meinen aktiven Zeiten als Pressevertreter für den Gießener Anzeiger mit einem bedeutenden Umweltpreis in Dublin ausgezeichnet wurde. Er war es, der für die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V. (HGON) den Antrag auf Ausweisung als Naturschutzgebiet stellte, nachdem die Grünlandnutzung aus den permanent nassen Flächen zum Erliegen gekommen war. O-Text: „Sie (Anm.: Die HGON) verfasste die fachspezifische Konzeption für die Weiterentwicklung des Gebietes und für die biotopverbessernden Gestaltungsmaßnahmen und stellte bei der Durchführung derselben die fachspezifische Baubegleitung. Im Auftrag der Oberen Naturschutzbehörde des Regierungspräsidiums in Darmstadt und finanziert vom Land Hessen wurden im damals laufenden Flurneurodnungsverfahren über 200 Grundstücke aufgekauft oder ausgetauscht und die Gestaltungsmaßnahmen unter zum Teil recht schwierigen Gelände- und Witterungsbedingungen in drei aufeinanderfolgenden Wintern bei strengem Frost durchgeführt. (O-Text Ende).

Über 140 Vogelarten konnten durch diese Maßnahmen mittlerweile nachgewiesen werden, wodurch dieses NSG zu den bedeutendsten Zentren des EU-Vogelschutzgebietes Wetterau gehört. Auf Bildern werden Blaukehlchen und Nachtigall, Rohrweihe, Graugans, Rohrammer, Eisvogel und eine kleine Graureiherkolonie hervorgehoben. Beispielhaft benannt werden außerdem Kornweihe, Wasserralle, Bekassine, Kuckuck, Zwergtaucher, Feldschwirl, Sumpfrohrsänger und Teichrohrsänger.

Zu den Vögeln gesellen sich zahlreiche seltene Arten von Libellen, Käfern sowie Pflanzenarten wie Wassergeiskraut, Sumpfdotterblume, Kuckuckslichtnelke und Wasserschwertlilie.

Heute wird das NSG im Auftrag des RP Darmstadt vom Forstamt Nidda in enger Abstimmung mit der HGON betreut. Es ist beeindruckend bei den Wanderungen zu erleben, wie viel sich in Sachen Naturschutz in unserer mittelhessischen Heimat in den letzten Jahren getan hat. Damit das Geschaffene erhalten bleibt, sollte man sich auch die Verhaltensregeln auf der Tafel durchlesen. Das Betreten des Schutzgebietes ist verboten und auch freilaufende Hunde haben dort nichts zu suchen.

Allen, die auf den Randwegen bleiben (siehe Karte), wünschen das Land Hessen, Natura 2000, der Wetteraukreis und die Gemeinde Rockenberg einen angenehmen Aufenthalt und schöne Beobachtungen.

Weitere Infos:

Gemeinde Rockenberg

Obergasse 12, 35519 Rockenberg
Telefon: 06033-96390, Telefax: 06033-963910
E-Mail: gemeinde@rockenberg.de

www.rockenberg.de

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