D-29320 Deutsches Erdölmuseum Wietze

Klein Texas in der Südheide

Wietze (bm). Die Gemeinde Wietze mitten im Aller-Leine-Tal ist bei uns Mittelhessen nur Wenigen ein Begriff. Dabei deckte dieser Ort in der Südheide zeitweise 80 Prozent der deutschen Erdölförderung. Nach einer Bohrung auf 270 Meter Tiefe fand ein gewisser Friedrich Hasenbein im Jahr 1899 frei fließendes Öl. Ein wahres Ölfieber brach aus und Wietze wurde zu „Klein Texas in der Südheide“. Daher steht in Wietze auch ein Museum, das in seiner Form in Deutschland einzigartig ist: Das Deutsche Erdölmuseum.

Das „schwarze Gold“ wird in Wietze bereits seit rund 300 Jahren gewonnen. Schon 1652 – so lehrt uns eine Broschüre – gruben die Bauern ölhaltigen Sand aus „Theerkuhlen“ ab, wuschen das Öl heraus und verkauften den „Satansspeck“ als Schmiermittel. Der Ort hatte im Jahr 1770 gerade einmal 64 Einwohner.

Doch schon vor Friedrich Hasenbeins Ölbohrrung ließ eine Bohrung die Bevölkerungszahl rasch anwachsen. Bei Bohrungen nach Braunkohle stieß Georg Konrad Hunäus in 35 Metern Tiefe auf Öl – und das weltweit zum ersten Mal. Doch von einem spektakulären Ölboom kann erst nach 1899 die Rede sein. Die gesamte Infrastruktur musste auf die Erdölförderung eingerichtet werden. Nach dem Bau einer Raffinerie musste Wohnraum für die Arbeiter geschaffen werden. Szenen wie im Wilden Westen haben sich hier abgespielt. Den Ölhafen und die eigens gebaute Bahnlinie gibt es heute nicht mehr. Doch auf einem Teilstück des Ölfeldes blieb die Technik der Vergangenheit für die Nachwelt erhalten.

Deutsches Erdölmuseum Wietze

Schwarzer Weg 7-9

29320 Wietze

Tel. 05146-92340

www.erdölmuseum.de

Das Deutsche Erdölmuseum liegt auf der so genannten „Teufelsinsel“. Hier bekommt der Besucher alle Antworten zu spannenden Fragen rund um den nach wie vor aktuellen Themenbereich Erdöl, Erdgas und Erdwärme. Mit Modellen in verschiedenen Maßstäben und zahlreichen Fotos aus den einzelnen Epochen wird die Erdölgeschichte in Wietze lebendig dargestellt. In den Ausstellungsräumen und auf dem 1,8 Hektar großen Freigelände findet der Besucher originale Fördertürme und Gerätschaften zu den verschiedenen Bohr- und Fördertechniken. Eine kleine Schachtanlage aus Zeiten der bergmännischen Erdölförderung wurde rekonstruiert.

Einige alte Förderanlagen stehen heute noch an ihrer ursprünglichen Stelle. Der Besucher erfährt viel über die Geologie sowie über die Verarbeitung und Verwendung von Kohlenwasserstoffen. Die Ölförderanlagen im Außenbereich sind teilweise heute noch funktionsfähig. Bis Ende der 1960er Jahre wurde in Wietze noch Öl gefördert. Der größte Bohrturm mit einer Höhe von 53 Metern ist heute das Wahrzeichen von Wietze.

Der Grundstock der Sammlung wurde dem Deutschen Erdölmuseum von der Deutschen Erdöl Aktiengesallschaft (DEA) überlassen. Im Laufe von den mehr als 40 Jahren hat sich die Sammlung wesentlich erweitert und ist dank vieler privater Spenden weiter kräftig am wachsen. Ziel ist, eine Brücke zwischen der historischen Entwicklung bis hinein in die Zukunft zu entwickeln. Wer mehr wissen möchte, dem empfehlen wir die website www.erdoelmuseum.de.

Auf dieser Infotafel wird die Ausschlussbohrung „Grambach 1“ eines Konsortiums der Deutschen Texaco AG und der Mobil Erdgas/Erdöl GmbH dargestellt. Ziel war die Untersuchung von Kalk- und Sandsteinen in der Kreide-/Jura-Formation in 4000 bis 5000 Metern Tiefe nach Öl- oder Gaslagerstätten. Beginn der Bohrung mit der 4760 PS starken Bohranlage T 230 war am 5. März 1969. Eine 32-köpfige Bohrmannschaft arbeitete neun Monate lang im Schichtbetrieb rund um die Uhr. Das Bohrloch wurde mit Stahlrohren ausgekleidet, deren Durchmesser sich in der Tiefe teleskopartig verengen.

Öffnungszeiten:

März bis November: Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr

Juni, Juli und August: Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr

Juli bis Augsut auch montags, Einlass bis eine Stunde vor Schließung

Eintrittspreise: 5,- € für Erwachsene, Kinder 2,50 € (unter 6 Jahre frei), Familienkarte 9,- €, Gruppen ab 6 Personen 4,- € pro Person.

Führungen (deutsch und englisch) auf Anfrage. Kontakt über www.erdölmuseum.de

Zum Museum gehört eine Bibliothek, ein Shop und ein Bistro („Tank 194“), in dem sogar Geburtstagsfeiern, Tagungen, Seminare oder ähnliches durchgeführt werden können. Träger des Museums ist der Verein Deutsches Erdgas und Erdölmuseum e.V.

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