D-25813 Das Schobüller Kirchlein am Meer

Weit über Nordfriesland hinaus bekannt

Bei unseren Besuch im Rahmen einer Wanderung durch die Husumer Bucht stießen wir auf eine kleine Kirche, in der es erstaunlich viel zu entdecken gibt. Jeder Besucher kann täglich von 10 bis 16 (außer während der Gottesdienste) ein und ausgehen und die kleinen und großen Kostbarkeiten der Kirche mit dem auffällig gedrungenen Turm bestaunen.

Die Kirche wurde im 13. Jahrhundert zunächst als Kapelle gebaut. Erst als Schobüll ein eigenständiges Kirchspiel wurde, erhielt die Kapelle den Status einer Kirche. Nachdem der einst sehr hohe Kirchturm eingestürzt war, wurde 1785 der unverkennbare, gedrungene Turm erbaut. Aus einem Prospekt geht hervor, dass die Kirche ursprünglich Maria geweiht war. Nach der Reformation verlor sich dieser Name und seit dem ist sie weit über die nordfriesischen Grenzen hinaus als „Kirchlein am Meer“ bekannt.

Im Inneren der Kirche wird auffällig, dass die Kanzel mitten in den Kirchenraum gebaut wurde. „Gottes Wort gehört mitten in die Gemeinde und soll dort gehört und aufgenommen werden“, ist dazu zu lesen. Die Kanzel wurde 1735 von Jens Süncksen, einem Künstler aus Langenhorn, angefertigt und ist reich verziert. Eine Taube als Symbol des Heiligen Geistes ziert den Schalldeckel und ganz oben schwingt der auferstandene Chrsitus die Siegesfahne.

Besondere Aufmerksamkeit sollte man den beiden Kreuzen über dem Torbogen und dem Altar widmen. Sie stammen aus der Entstehungsgeschichte der Kirche und gehören unterschiedlichen Kunstepochen an. Das eine stammt aus spätromanischer Zeit und stellt Jesus als Sieger über die bösen Mächte dar. An dem anderen frühgotischen Kreuz trägt Jesus anstelle der Dornenkrone eine Krone aus Tauwerk. „Eine unter Seefahrer bekannte und schmerzhafte Strafe, denn nasses Tauwerk zieht sich beim Trocknen zusammen“, erläutert und das Prospekt der Schobüller Kirchengemeinde.

Der gemauerte Altartisch gehört zum ursprünglichen Inventar. Flügelaltar und Holz-Antependium kamen erst später in die Kirche. Man hält es für wahrscheinlich, dass der Aufsatz des Altars von der alten Insel Strand stammt, die bei der Sturmflut von 1634 unterging. Die frühbarocke Malkunst holländischer Schule offenbart sich in den Bildern des Flügelaltars. Darauf sind die Geburt Jesu, das letzte Abendmahl, Jesus im Garten Gethsemane und Jesu Auferstehung abgebildet.

Die Empore, erbaut um 1703, ist mit zehn Bildtafeln illustriert. Alle Bilder vermitteln, wie Menschen auf unterschiedliche Weise Gott erfahren. Die Flut von 1634 könnte auch dafür verantwortlich sein, dass die „neue Taufe“ im Jahr 1675 in die Kirche kam. Um den ursprünglichen Taufstein der einstigen Kapelle handelt es sich jedenfalls nicht. Den Deckel, so steht es im Prospekt, stiftete eine wohlhabende Frau, nachdem sie aus einem Raubüberfall gerettet wurde.

An der Nordwand fällt dem Betrachter das Apostelfries mit 14 spätgotischen Figuren auf. Auch das könnte aus der untergegangenen Kirche auf der Insel Strand stammen. Zwölf der Figuren sind die Apostel, die anderen beiden sind Johannes der Täufer und Maria Magdalena. Ursprünglich trugen alle Figuren ein blaues Gewand mit einem goldenen Umhang. Die heutige Farbwahl entstammt der Fantasie des ausgehenden 19. Jahrhunderts.

Die Orgel der Kirche wurde erst am 2. Advent des Jahres 2002 eingeweiht. Erbaut von der Dresdener Firma Jehmelich löste sie die vorherige Walcker-Orgel aus dem Jahr 1965 ab. Dieser wiederum ging eine einmanualige Orgel aus dem Jahr 1897 voraus, die 1949 durch die dänische Firma Marcussen erweitert wurde.

Die Kirche verfügte einst über vier Türen. Drei davon sind heute vermauert. Bis zum 19. Jahrhundert gingen die Kirchenbesucher durch das Südportal zum Gottesdienst. Seit 1896 führt der Weg durch die heutige Tür und einen Vorraum. Die Außentür wurde zwar 2006 erneuert, Schloss und Beschläge blieben aber erhalten.

Nähere Infos:

Ev.-Luth. Kirchengemeinde Schobüll

Nordseestraße 27

25813 Husum

Tel. 04841-4386

www.kirchlein-am-meer.de

Spendenkonto:

Nord-Ostsee Sparkasse

BLZ 217 500 00

Konto-Nr. 2300 1100

Aktualitätshinweis: Unser Besuch erfolgte im Januar 2013

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