F-68150 Erste Erkundungstour durch Ribeauville

Schaufensterbummel mit Einkehr in der Grand`Rue

Im Jahr 1990 führte der BSC Lich eine 23-tägige Wanderung über rund 1000 Kilometer zur südfranzösischen Partnerstadt Dieulefit durch. Anfangs waren es 22 Personen, nach drei Wochen allerdings nur noch zehn. Wunderschöne Landschaften wurden dabei durchwandert. Und ganz besonders blieben den meisten Teilnehmern die kunterbunten Fachwerkhäuser im Elsass in Erinnerung.

Wie genau die Route verlief könnte ich nach langer Suche im Vereinsarchiv herausfinden. Ich erinnere mich jedoch an eine besonders schöne Kleinstadt: Ribeauville.

Unsere Gruppe hatte sich damals am Verlauf der Elsässer Weinstraße (Route des Vins d’Alsace) orientiert und so manche feuchtfröhlichen Pause an Weinständen eingelegt. Die teilweise über 900 Meter hohen Berge am Ostrand der Vogesen wurden dabei wann immer möglich umgangen. Um das Tagespensum von über 50 Kilometern zu schaffen blieb auch wenig Zeit, sich die einzelnen Städte und Dörfer genauer anzuschauen. Das wollte ich mit Margit im Oktober 2022 nachholen.

Einquartiert haben wir uns im Hotel le Ménestrel***, dass beste Bewertungen und ein gutes Preis-Leistungsverhältnis bei unserem Buchungsportal aufweisen konnte. Nicht ganz billig, aber in allen Belangen würden auch wir Bestnoten für dieses Haus vergeben.

Schon kurz nach dem Einquartieren machten wir uns auf eine erste Entdeckungstour. Zur wunderschönen Altstadt waren es nur zehn Minuten Fußweg auf der Avenue du General de Gaulle. Was uns besonders auffiel war die Blumenpracht, für die das 4.600-Einwohner-Städtchen ausgezeichnet wurde. Auch das Wappentier der Elsässer, der Storch, begegnete uns gleich mehrfach auf Dächern und Türmen.

Vor der Auberge Au Zahnacker wechselten wir die Straßenseite und erreichten kurz darauf die Grand’Rue. Hier spielt sich das touristische Hauptgeschehen des Ortes ab. Eindeutig lebt die Stadt primär vom Tagestourismus. Davon zeugen nicht nur die riesigen Parkplätze für Busse, sondern auch die zahllosen Cafés, Restaurants und Souvenirshops. Und gleich am Eingang der Grand`Rue finden wir auch das Tourismus-Büro.

Vor dem Tourismus-Büro finden wir einen Brunnen mit Skulptur und einen Merian-Stich, der das Stadtbild von 1644 darstellt. Auf dieser Darstellung ist der einstige Stadtname Rappoltsweyer (Rappoltsweiler) eingraviert.

Das Tourismusbüro war bereits geschlossen und wir bummelten gemütlich durch die kunterbunte Gasse mit den Fachwerkhäusern aus dem 16. und 17. Jahrhundert.

Wir staunten über die liebevoll gestalteten Schaufenster und Hausfassaden. Von einem Fenster grüßte ein Teddybär und überall wurden Stoff-Störche als Souvenir angepriesen.

Und eine Weinstube reihte sich an die nächste. Ein Käsehändler bot seine Produkte in der Größe eines Autoreifens an und die „Wistub zum Pfifferhüs“ erinnert an eine weitere Besonderheit von Ribeauville.

Am 3. und 4. September dieses Jahres wurde in Ribeauville der „Pfifferdaj“ gefeiert. Es ist das größte und älteste Folklorefest im Elsass, bei dem sich der ganze Ort in eine echte Mittelalterstadt verwandelt. Der Ursprung dieses Festes geht auf das 14. Jahrhundert zurück, als sich die Stadt im Besitz der Grafen von Rappoltstein befand.

Sie waren auch die Herren über das Pfeifferkönigtum, womit ihnen auch die fahrenden Spielleute und Gaukler am Oberrhein unterstellt waren. Wie wir auf der HP https://www.reisetipps-elsass.com erfahren konnten, zahlte das fahrende Volk dem Grafen eine Abgabe für den Schutz. Das Pfifferhus, in dem auch Zunft- und Rechtsangelegenheiten geregelt wurden, bildete den Mittelpunkt des Festes.

Der Höhepunkt des Festwochenendes ist der große Umzug zum Dorfbrunnen, aus dem dann kein Wasser, sondern Elsässer Wein fließt. Begleitet wird der Zug von Spielmannszügen, Fahnenträgern und buntem Fußvolk aus ganz Frankreich und den Nachbarländern.

Und während ich auf der Suche nach dem originellsten, schiefsten oder buntesten Fachwerkhäuschen bin, kommt Margit nur mühsam von Schaufenster zu Schaufenster weiter. Es ist wirklich erstaunlich, wie viel Phantasie und Liebe zum Detail die Ladenbesitzer in die Dekoration ihrer Schaufenster investiert haben.

Dunkle Wolken zogen am Himmel auf. Höchste Zeit, ein nettes Lokal aufzusuchen und sich eine erste kulinarische Kostprobe zu gönnen. Der Elsass gilt als Feinschmecker-Region und in der Regel haben Elsass-Urlauber letztlich ein paar Kilogramm mehr auf den Hüften.

Da zeigte sich, wie hilflos man ist, wenn man die französische Sprache nicht beherrscht. Wir fanden dann aber ein Lokal, bei dem die angebotenen Köstlichkeiten auf der Speisekarte ins Deutsche übersetzt wurden. Margit wusste was sie wollte: Schnecken.

Und ich konnte mit Angeboten wie Lachsfilet mit Sauerkraut, Schweinskopf, Schweinsfüßen oder Kalbshaxe nix anfangen. So ging ich auf Nummer sicher und bestellte einfach eine simple Pizza. Der Teig knochenhart, das Messer stumpf, dazu ein wässrig-süßes Fassbier und Margits trockener Rotwein war eher sauer. Vielleicht haben wir einfach nur das Falsche bestellt. Aber der Kellner war nett und die Rechnung erträglich.

Während wir unsere ersten kulinarischen Erfahrungen im Elsass sammelten, klatschte der Regen heftig auf die Vordächer. So machten wir uns im Sturmschritt auf den Rückweg zum Hotel.

6,3 Kilometer sind wir am Anreisetag nach 326 Anfahrtskilometern durch die Stadt gebummelt und haben dabei nur einen Bruchteil der Sehenswürdigkeiten entdeckt. Das wollen wir dann am nächsten Tag nachholen.

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