Historisch geprägt – modern gestaltet
Jeder, der schon einmal auf der Autobahn A 8 zwischen Stuttgart und Ulm unterwegs war, hat diesen denkwürdigen Ortsnamen schon einmal gelesen. Kirchheim unter Teck – eine 40.000-Einwohnerstadt im Vorland der Schwäbischen Alb. Auf 311 Metern Meereshöhe liegt der „lebendige Mittelpunkt der Region“ rund um die Burg Teck. Im April 2013 hatten wir Gelegenheit zu einem abendlichen Rundgang durch die herrliche Stadt, die in ihren Prospekten mit dem Slogan „Historisch geprägt. Modern gestaltet“ für sich wirbt.
Tatsächlich stellten wir fest, dass die Mischung aus modern und historisch hier sehr auffällig wird. Zu den herausragenden Sehenswürdigkeiten zählen die gotische Martinskirche, die alte Stadtmauer mit Bastion, das Renaissance Schloss und das berühmte Fachwerk-Rathaus mit Kasettendecke und Monduhr. Aber auch das Kornhaus mit dem städtischen Museum oder das Literarische Museum im Max-Eyth-Haus sollte man gesehen haben.
Ein Prospekt nennt uns die Naherholungsgebiete Talwald und Hohes Raisach sowie das Segelfluggelände Hahnweide als besondere Anziehungspunkte vor den Stadttoren. Von Wanderwegen haben wir innerorts keine Spur gefunden. Doch soll es ein gut ausgebautes Radwegenetz und ein großzügig angelegtes Freibad in Kirchheim geben.
Bei unserem Bummel durch das Stadtzentrum fanden wir zunächst Hinweisschilder zu diversen Märkten. Da gibt es unter anderem einen Schweinemarkt und einen Krautmarkt. Die Highlights der Stadt sind fast quadratisch umringt von der Alleenstraße, in der Mitte kreuzen die Markstraße und die Max-Eyth-Straße.
Ein gedruckter Stadtführer empfiehlt als Ausgangspunkt die Martinskirche, die dem St. Martin von Tours geweiht wurde. Wo sie steht, wurde aus einer vermuteten Holzkirche aus dem 7. Jahrhundert eine Steinkirche errichtet.
Auf einer steinernen Tafel an der Kirche selbst ist folgender Text zu lesen: „Erbaut an der Stelle einer Urkirche aus dem 8. Jh. Und einer romanischen Basilika aus dem 12. Jh. Bauzeiten: Langhaus 14. u. 15. Jh. – Chor 15. Jh. – Turm 16. Jh. 1690 beim Stadtbrand Turm und Langhaus zerstört und wieder aufgebaut = Erneuerungen durch die Evang. Kirchengemeinden 1898 – 1929 – 1960 – 1964“.
Nur ein paar Schritte weiter findet man das Geburtshaus des Dichters und Ingenieurs Max Eyth. Das heutige Max-Eyth-Haus war einst die Lateinschule und hat als eines der wenigen Häuser den Stadtbrand von 1690 überstanden. Somit zählt das Haus zu den ältesten der Stadt. Es beherbergt heute das Literaturmuseum und die Kirchheim-Info. Am Gebäude direkt findet man eine Zeittafel, die folgende Daten beinhaltet: 1538-1540 als städtische Lateinschule erbaut. Mitte 18. Jh. Erweiterung nach Süden, Mitte 19. Jh. Anbau im Norden und Treppenhaus an der Westseite. 1836 Der Dichter-Ingenieur Max Eyth wird hier geboren. 1909 Ende der Nutzung als Lateinschule, Frauenarbeitsschule ab 1913. 1923 Gedenktafel für Max Eyth angebracht. Karl-Straße in Max-Eyth-Straße umbenannt. 1924 Stadtbücherei bis 1990. 1925 Name Max-Eyth-Haus. 1956 Freilegung des Fachwerks. 1961 Tourist-Informationsstelle. 1994 Eröffnung des Literarischen Museums.
Und wenn wir am Max-Eyth-Haus in die May-Eyth-Straße marschieren, können wir linker Hand das Kornhaus nicht übersehen. Herzog Ulrich ließ es 1541 im Zuge des Ausbaus von Kirchheim unter Teck zur Landesfestung errichten. Die steinerne Tafel am Gebäude verrät, dass es eines der „großen vier Fruchtkästen des Landes“ war. Ein kleiner Reim auf der Tafel erinnert: „Um 1550 erbaut auf des Herzogs Gebot, zur Linderung der Not, bei Mangel an Brot“. Die Tafel erinnert auch daran, dass das Kornhaus im Jahr 1600 ausgebrannt war und 1606 renoviert wurde. Im Besitz der Stadt ist es seit 1851. Es beherbergt das städtische Museum und die städtische Galerie. Ein Plakat weist uns darauf hin, dass sich im Kornhaus und im benachbarten Max-Eyth-Haus 40.000 Jahre Geschichte angesammelt haben.
Wiederum nur ein paar Schritte weiter findet man das „Spital zum Heiligen Geist“. In einem Prospekt ist zu lesen: „Reiche Bürger konnten sich hier als Pfründner einkaufen, andere wurden um Gotteslohn aufgenommen“. Durch die Herzöge von Teck im Jahr 1360 gestiftet wurde das Spital zu einem der wohlhabendsten in Württemberg. Es war der Mittelpunkt eines eigenen Stadtviertels. Auf der steinernen Tafel am Gebäude werden vier weitere Häuser aufgeführt, die einst zur Anlage gehörten. Wie eine Inschrift im Torbogen verrät, stammt das einzige erhaltenen Spitalgebäude aus dem Jahr 1692 und diente lange auch als Rathaus und Schule.
Wenn sich ein Mittelhesse auf dem Kirchheimer Marktplatz einfindet, gibt es einige Perspektiven, die ganz stark an die Marktplätze in Grünberg oder Lich erinnern. In seiner heutigen Gestalt wurde der Marktplatz erst nach dem Stadtbrand angelegt. Eine dunkle Markierung im Straßenpflaster zeigt, wo einst das Rathaus stand. Den Brunnentrog aus dem Jahre 1776 zieren acht gusseiserne Platten, die unter anderem die Wappen der Stadt und Herzog Karl Eugens von Württemberg zeigen. Die Markttradition in Kirchheim lebt hier jeden Montag, Donnerstag und Samstag fort.
Zu den schönsten und interessantesten Fachwerkhäusern der Stadt gehört auch das Dekanatamt. Von Norden her sieht man, dass das Haus einst auf der Stadtmauer errichtet wurde. Erbaut wurde es zwei Jahre nach dem Stadtbrand, also 1692.
Das imposanteste und interessanteste Gebäude ist – zumindest auf den ersten Blick – das Fachwerk-Rathaus, das 1722-24 an Stelle des abgebrannten Bürgerhauses errichtet wurde. Man sieht den schmuckvollen Turmaufsatz auch als Zusatzgrafik auf dem Stadtlogo. Auch hier fasst eine angebrachte Zeittafel die wichtigsten Ereignisse zusammen. 1739 wird das Fachwerk verputzt, 1905 wieder freigelegt. Bis 1949 wird das Erdgeschoss von der Feuerwehr genutzt. 1951 erfolgte die Verlegung des Rathauseingangs von der Marktstraße in die Max-Eyth-Straße und der Einbau der Arkaden. Im Jahr 1968 wird der Erweiterungsbau mit Sitzungssaal aufgeführt und 1987 ein zusätzlicher Erweiterungsbau am Wiederholtplatz. 1995/96 fanden umfassende Sanierungs- und Renovierungsarbeiten am Turm statt. Im Prospekt ist noch folgender Hinweis zu finden: Sehenswert sind die Kassettendecke in den Arkaden mit dem württembergischen Wappen sowie der schmuckvolle Turmaufsatz mit Zwiebelhaube und Mondphasenuhr. Auch wird darauf verwiesen, dass man vom Turm nach Voranmeldung einen phantastischen Rundblick genießen kann. Das Gebäude zählt zu den schönsten Fachwerkrathäusern des ganzen Landes.
Die Bastei beim Kloster ist ein weiterer Anlaufpunkt beim Rundgang durch das historische Kirchheim unter Teck. 1539 wurden im Zuge des Ausbaus von Kirchheim zur Landesfestung Basteien zur Verstärkung der mittelalterlichen Stadtbefestigung errichtet. Eine Zeittafel vor Ort lässt und wissen, dass nach 1550 unter Herzog Christoph eine Erhöhung und Verstärkung der Bastei erfolgte (am unterschiedlichen Mauerwerk sichtbar). Seit dem 17. Jahrhundert werden Terrasse und Wehrgang durch die Eigentümer des Vogthauses genutzt. Dieses haben wir auf unserer kleinen Tour am Montag, 15. April 2013, leider nicht wissentlich entdeckt.
Es gäbe da noch eine ganze Reihe weiterer Highlights zu entdecken. Leider war die Zeit zu knapp. Wer Interesse an dieser schönen und sympathischen Stadt hat, findet hier Informationen:
Kirchheim-Info
Max-Eyth-Straße 15
73230 Kirchheim unter Teck
Tel. 07021-3027
e-Mail: tourist@kirchheim-teck.de