Luther in Dippach und Dankmarshausen
Ein Blick auf die Landkarte verrät: Dieser Abschnitt verläuft ganz dicht an der Grenze von Hessen und Thüringen. Im Süden des Etappenzielorts Dankmarshausen wandert man schon ein Stück auf hessischem Boden (Dankmarshäuser Straße Richtung Widdershausen)
Nachdem mich ein Weidezaun daran gehindert hat, auf dem Original-Lutherwanderweg 1521 von Berka nach Dippach zu kommen, wird nun die Landstraße L 1023 zu meinem Verbindungsweg. In Berka ist es die Dippacher Straße und in Dippach folgerichtig die Berkaer Straße.
Wäre der Lutherweg nicht durch einen Elektrozaun zur Sackgasse geworden, wäre ich über den Friedhof an den Schlossplatz nach Dippach gekommen. So aber war es die Berkaer Straße.
Der Wegweiser zum Lutherweg 1521 zeigt mir Entfernungen an: Nach Berka 3,7 km und Herda 6,8 km. In der Gegenrichtung Dankmarshausen 3,8 km und Friedewald 22,5 km. Ich halte Ausschau nach einer Infotafel und marschiere auf die Kirche zu.
Und siehe da: Hier gibt’s den Lutherstempel. Auch diesen kann man sich wie so oft ganz ohne zu Wandern oder zu Pilgern abholen.
Um nach Dankmarshausen zu kommen, könnte ich nun wieder auf den Original-Lutherweg 1521 wechseln. Dieser verläuft zum größten Teil direkt auf dem Radweg am Werra-Ufer.
Da ich mir diesen Radweg für den nächsten Tag vorgenommen habe, fahre ich auf dem kürzesten und bequemsten Weg nach Dankmarshausen weiter.
Es ist Genussradeln ohne jegliche Anstrengung auf einem gesicherten Radweg an der L 2117, die in Dippach natürlich Dankmarshäuser Straße heißt.
Ganz überraschend erlebe ich eine Seenlandschaft, die namentlich nicht gekennzeichnet wurde.
Auf der Karte finde ich nur die Bezeichnung K+B Kies und Beton. So werden diese Seen wohl auf den lokalen Tagebau zurückzuführen sein. Die grau-weißen Berge im Hintergrund sind weiteres Indiz dafür.
Auf Radwegweisern taucht dann wieder die Beschilderung des Lutherweges 1521 nach 3,0 km ab Dippach (6,9 km ab Berka) auf.
Ich befinde mich an dieser Kreuzung auch auf dem Wanderweg Gr.-Band (Grünes Band), nach Dankmarshausen sind es noch 500 Meter.
In diesem Moment ahne ich noch nicht, dass ich ganz in der Nähe zu einem der heißbegehrten Toruringen-Stempel befinde. Erst am Abend fällt mir im Tourenheft unter den „Touringen-Extra-Stempeln“ der Begriff „Dankmarshäuser Rhäden“ auf. Es ist die Nr. 25 von 430 Stempeln in Thüringen (den ich am nächsten Tag erbeutet habe). Das aber ist eine andere Geschichte.
Nun wieder auf dem Original-Lutherweg komme ich in den Ort Dankmarshausen. Über die Richard-Wagner-Straße, die Schulstraße und die Herrenstraße komme ich in das Dorfzentrum.
Hier befinden sich die St. Kilian-Kirche, das Bürgerhaus und die Gemeindeverwaltung. An einem Straßenschild kann ich anhand der Wegmarkierungen feststellen, dass nicht nur der Lutherweg 1521, sondern auch der Europa-Fernwanderweg E 3, der Werra-Burgen-Steig und der Wanderweg Kurze Hessen (+ 36) des Knüllgebirgsvereins durch Dankmarshausen führen.
Spekulierend auf einen weiteren Luther-Pilgerstempel umrunde ich die Kirche St. Kilian. Nein, hier nicht. Dafür aber eine Infotafel. Und dort ist unter dem Titel „Auf alten Wegen entlang der Werra“ folgendes zu lesen:
„Dankmarshausen ist seit 2019 ein Ortsteil der Stadt Werra-Suhl-Tal. Der Ort befindet sich auf dem linken westlichen Hochufer der Werra. Bevor Sie zur Werra hinunter dem Lutherweg folgen, sehen Sie sich den Ort an, der im Jahre 1302 erstmals urkundlich erwähnt wurde.
Das ortsprägende Bauwerk, die St. Kilian-Kirche, wird durch das Ensemble der ehemaligen Schulgebäude und Pfarrhaus ergänzt. Auf dem Platz vor dem Pfarrhaus steht der neu gebaute Pfarrbrunnen.
In den ehemaligen Schulgebäuden finden Sie heute das Bürgerhaus, die Heimatstube sowie das Büro des Ortsteilbürgermeisters. Die St. Kilian-Kirche trägt in ihrem Turm eine Inschrift mit dem Baudatum 1440.
Nach dem Großbrand im Jahr 1723 wurden Teile des Orts und auch die Kirche zerstört. Der Wiederaufbau der Kirche wurde 1731 und der umfassende Innenausbau 1878 beendet.
Unterhalb der Kirche steht auf einem ummauerten Platz die Dorflinde. Es wird angenommen, dass diese historische Stätte so alt wie das Dorf ist.“ (O-Text Ende). Zu Luther selbst findet man auf dieser Tafel keinen Bezug.
Bevor ich den Rückweg antrete, suche ich noch einen Aussichtspunkt in der Straße Unterm Berg auf, der sich wirklich gelohnt hat.
Die 11,5 km zurück zum Feriencamp waren keine sportliche Herausforderung. Dennoch hatte der Fahrrad-Akku ebenso wie ich eine „Aufladung“ nötig. Die Gaststätten in Berka waren bei meiner Rückkehr zum großen Teil schon geschlossen.
Zum Glück hatte der REWE-Markt noch geöffnet. Bei angenehmen Temperaturen und sternenklarem Himmel verkroch ich mich nach dem Abendessen gleich ins Zelt. Um möglichst viel frische Luft zu erhaschen, verschloss ich nur die Insektenschutzplane. Ein Fehler, wie sich nachts um 3.15 Uhr herausstellte…
Übernachtungsempfehlung: Feriencamp Werra
Der schnellste Weg von Mittelhessen zum Feriencamp Werra: Über die A 5 Kirchheimer Dreieck, A 4 Richtung Eisenach bis Ausfahrt Gerstungen. Von hier nur noch 3 km. Navi-Anschrift: Mühlweg 12, 99837 Berka/Werra.