R 21 – Unterwegs im Chattengau (1)

Von Gudensberg nach Baunatal

– Allgemeines (bm) – Im April und Mai 2025 war ich beruflich in Gudensberg und Fritzlar im Einsatz und konnte in den freien Stunden zahlreiche Wander- und Radwege erkunden. Bestens untergebracht im Ferienhaus Distelfink (****) mit seinen wohlverdienten vier Sternen konnte ich in wenigen Minuten die schöne Altstadt von Gudensberg und die mittelalterliche Oberburg erreichen. Auf meinen Touren stieß ich immer wieder auf den Begriff CHATTENGAU.

Eingeschlossen vom Kurhessischen Bergland und dem Naturpark Habichtswald umfasst die historische Region die Gegend um Fritzlar, Gudensberg, Edermünde und Felsberg.

Wie auf unzähligen Infotafeln an Rad- und Wanderwegen zu erfahren ist, ist die Besiedlung der Region seit der Jungsteinzeit archäologisch belegt. 32 Langhäuser und sechs Skelette wurden 2007 bei einer Ausgrabung zwischen Gudensberg und dem Ortsteil Maden gesichert. Bei wikipedia erfährt man, dass diese Funde der „Linearbandkeramik-Kultur“ zu geordnet wurden. Ansehen kann man sich diese Funde im Naturkundlichen Museum in Kassel.

Wie praktisch, dass unser Gastgeber in Gudensberg jede Menge Infomaterial für Natur- und Kulturentdecker in seinem Ferienhaus ausgelegt hat. So konnte ich direkt von der Haustür auf Rad- oder Wandertour aufbrechen und dem Weg zum Tourismusbüro einsparen.

Ein besonders guter Wegbegleiter ist das Prospekt „FAHRRAD TOUREN – Die schönsten Radtouren im Naturpark Habichtswald“. Ganz besonders interessant finde ich auf der Seite 46 die Beschreibung zum Radweg R 21 – „Chattengauweg“.

Dieser Weg beginnt in der Dom- und Kaiserstadt Fritzlar (Bahnhof) und endet nach 25 Kilometern in Baunatal. „Der R 21 ist durchgängig markiert“, ist im Prospekt zu lesen. Leider aber musste ich feststellen, dass an vielen entscheidenden Kreuzungen und Verzweigungen keine Markierung zu finden ist. Da das Prospekt jedoch auch Kartenmaterial anbietet, kann man immer wieder auf den richtigen Weg zurückfinden – sofern man sehr gute Augen hat – oder eine Lupe im Rucksack.

Von Gudensberg nach Dissen

Wie erwähnt, verläuft der R 21 von Fritzlar nach Baunatal. Von meinem Quartier in Gudensberg kann ich in beiden Richtungen losfahren. Nach Fritzlar sind es 8 km und nach Baunatal 13 km. Zunächst entscheide ich mich für die Tour nach Baunatal, die rechnerisch mit dem Rückweg auf 26 Kilometer kommen sollte. Den Einstieg auf den R 21 – Chattengau-Radweg finde ich am Abzweig der Bahnhofstraße von der Kasseler Straße, wo sich der Edeka-Markt befindet.

Am Ende der Bahnhofstraße gelange ich auf den Bahnwiesenweg und folge diesem nach rechts. Nach einem Stück mit Kopfsteinpflaster führt mich der Bahnwiesenweg um eine Linkskurve. Direkt danach hätte ich nach rechts auf den Radweg abbiegen müssen. Da ich den Wegweiser zunächst übersehen hatte, irrte ich einen Kilometer durch das Industriegebiet.

Nach der Korrektur aber fand ich den R 21 wieder und konnte ein Vorzeigestück des Chattengauweges genießen. Der Radweg erweiterte sich zu einer echten Fahrrad-Straße. Herrliche Rastplätze, gesicherte Straßenübergänge, Ruhebänke und Schutzhütten, Wassertretbecken – einfach vorbildlich.

Nach genussvollen 3 Kilometern erreicht ich dann den Ort Dissen. An der Kreuzung der Deuter Straße führt der R 21 laut Karte weiter nach Holzhausen. Dieser Ort ist aber an der Kreuzung nicht aufgeführt. Geradeaus ist das Dorf Haldorf beschildert.

So folge ich der Deuter Straße nach links in Richtung Ortsmitte und bestaune die Kirche, zu der ich folgende Infos finde: „Der Bau des jetzigen Kirchenschiffes und die heute sichtbare Turmhaube wurden im Jahr 1740 vollendet, wie aus der Jahreszahl in der Wetterfahne ersichtlich ist. Die Erbauung des fast quadratischen Kirchturmes, der als Wehrturm erbaut wurde, wird von Fachleuten in das 15. Jahrhundert datiert. Die schmalen Fenster des Turmes dienten wahrscheinlich als Schießscharten (…).“ O-Text Ende.

Wo aber verläuft der Weg in Dissen weiter? Ich schau auf den Plan und ärgere mich, dass ich keine Lupe dabei habe. Ohne diese konnte ich nicht ausmachen, wo es in Dissen auf dem R 21 in Richtung Holzhausen weitergeht. So folgte ich den Straßenschildern in Richtung Besse. Dieser Ort liegt auch auf dem Chattengauweg, allerdings erst nach Holzhausen. Ich verlasse Dissen in nordwestlicher Richtung auf der K 90, unterquere die Autobahn A 49 und siehe da: Ein Abzweig nach Holzhausen.

Schnell ist auch dieses Dorf erreicht, allerdings nicht über den R 21. Diesen finde ich in Holzhausen wieder. Nun geht es auf gut ausgebautem Radweg über einen Hügel durch Acker- und Weideland. In Besse angekommen ist mir erneut die Markierung des R 21 abhanden gekommen. Man muss einfach höllisch aufpassen.

Am Ende finde ich die Landstraße L 3221, an der mein gesuchter R 21 nunmehr verläuft. Schnell ist Großenritte erreicht. Dort finde ich am Bahnhof eine große Infotafel zum Eco-Pfad Kulturgeschichte vor.

Die unter Denkmalschutz stehende Bahnhofsanlage hat mich nicht so sehr interessiert. Umso mehr aber die Geschichte der Kleinbahn Kassel-Naumburg, die 1902 mit der Gründung einer Aktiengesellschaft begann. Hier ein Auszug: “Obwohl der Widerstand in der konservativen Landbevölkerung zunächst groß war, brachte die Bahnverbindung große Vorteile. Pendler, die bis dahin einen zweistündigen Fußmarsch zur Arbeit zurücklegen mussten, erreichten ihre Arbeitsstellen bei Henschel, Wegmann, Credé usw. schneller. Marktfrauen, die ihre Waren zweimal wöchentlich auf dem Königsplatz oder in der Unteren Karlstraße anboten, brauchten nicht länger den beschwerlichen Weg mit der Kötze auf dem Rücken zurücklegen. Begabte Schüler des Umlandes erreichten nun die weiterführenden Schulen der Stadt“. (O-Text Ende).

Nun aber interessierte mich, wie ich zum offiziellen Zielpunkt „Stadtmitte Baunatal“ komme. In der Hoffnung, irgendwo wieder die Markierung des R 21 zu finden, fuhr ich in alle Richtungen.

Dann fand ich auf einem Schild den Begriff „Stadtmitte“ groß auf einem Wegweiser. Allerdings war hier die Mitte von Altenritte gemeint. Ich kreuzte planlos durch die Stadtteile Altenbauna und Kirchbauna und hatte irgendwann die Nase voll.

Ohne den Endpunkt erreicht zu haben, trete ich den Rückweg an und grübele darüber, ob es sich bei dem Namen Baunatal vielleicht um einen Begriff aus der Gebietsreform (etwa wie Pohlheim oder Fernwald) handelt. Das dies nicht der Fall ist, erfuhr ich erst später.

So kann ich dem Chattengau-Radweg R 21 nicht viel Gutes abgewinnen. In bester Erinnerung bleibt jedoch der hervorragend ausgebaute Abschnitt zwischen Gudensberg und Dissen, den ich auf der Rückfahrt noch einmal bei herrlichem Abendlicht genießen konnte.

Tag der Radtour: 28. April 2025

geschrieben am 16. Mai 2025

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