Deutschlands schönster Wanderweg des Jahres 2022
Teil 3: Vom Aschenberg durch den Bärenbruch
Ich erreiche das Aschenbergkreuz zeitgleich mit einer Klettergruppe, die gerade den Gipfel erklommen hat.
Zum Gipfelkreuz gibt es eine Sage, die man auf einer Tafel erzählt bekommt: „Im blauen Himmelslicht stehst du als Zeichen unserer Treue über allen Tannenwipfeln auf hohem Fels. Wenn Menschen durch den Lauchagrund wandern, nicht mehr mit dem müden Schritt der Pflastertreter, sondern den Tannen gleich aufgereckt in atemtiefer Freude, dann löst sich gar bald der Blick vom grauen Weg. Sucht Wipfel und Höhen und findet dich. Gar nicht seltsam ist es, dass du da auf der Höhe stehst, um noch höher zu weisen. Wer hat dich aufgerichtet?“. (O-Text Ende).
Eine wahrhaft blumige Gefühlsbeschreibung in einer denkwürdigen Sprache. Auch die Sage selbst wird in ähnlichen Worten recht langatmig erzählt. Kurzgefasst ist es die Geschichte der Tochter eines Burgherren, die von einem Bären verfolgt wird und sich rettet, indem sie sich tiefgläubig an das Kreuz klammert.
Der Bär verfehlt sein Opfer daraufhin im Sprung und stürzt in die Tiefe. Auch für geologisch interessierte Wanderer gibt es am Kletterfelsen eine Infotafel zum Weg „über dem Porphyr“.
Die Kletterfelsen befinden sich bereits unterhalb der 600 Höhenmeter. Ich bekomme hier die Stempel für mein Tourenheft und auch für die Tabarzer Wandernadel und gehe auf dem Stichweg wieder zurück.
Nun geht es durch eine überwältigende Naturlandschaft steil abwärts durch den Bärenbruch in Richtung Lauchagrund.
Der letzte Bär im Lauchagrund
Bis auf 480 Höhenmeter geht es nun abwärts. Viel Aufwand haben die Erschaffer dieses traumhaften Wanderweges betrieben, um das Wandervolk sicher ins Tal zu bringen.
Immer wieder steigt man auf Treppen mit Metallrohren auf- oder abwärts. Im Lauchagrund befindet sich unter anderem das „Tempelchen“ mit dem noch fehlenden Stempel für das Touringen-Wanderheft und dem Stempel Nr. 16 für die Tabarzer Wandernadel.
Auf einer Tafel findet man auch die Geschichte vom letzten Bären in Frakturschrift. Hier der Wortlaut: „In einer finsteren Schlucht am am Aschenbergstein hauste noch ein grimmiger Bär, der letzte des Thüringer Waldes. Viele Versuche, ihn zu erlegen, waren gescheitert, das schlaue Tier wusste sich immer der Verfolgung zu entziehen.
Er richtete viel Schaden an Wild und Vieh an, auch verschonte er die Menschen nicht. Da veranstaltete der Graf von Henneberg eine große Treibjagd auf ihn und bot all seine Mannen von nah und fern auf.
Endlich hatte man ihn eingekreist, und von allen Seiten drang die Meute auf ihn ein. So wurde er auf den Felsen getrieben, von welchem er einen letzten Versuch zur Flucht unternahm.
Ein kühner Sprung in die Tiefe brach ihm das Genick. Noch heute heißt der Felsen der Bärenbruchstein“. (O-Text Ende).
Willkommen in „Nice Tabarz“
Im Lauchgrund laufen gleich mehrere der Bad Tabarzer Wanderwege zusammen. Der bequeme Wanderweg durch herrlichen Mischwald und eindrucksvollen Felsen ist Teil eines Naturlehrpfades.
Hier wachsen Pflanzen wie das Haingreiskraut, Waldsauerklee und Wurmfarn am Wegrand. Nach etwa 700 Metern erreicht man das Ortseingangsschild von Bad Tabarz.
Spaßvögel haben aus dem Begriff „Bad“ (englisch: schlecht) ein „Nice“ gemacht. Also: willkommen in Nice Tabarz.
Wenige Schritte weiter passiert man den Lutherbrunnen, der im Jahr 1883 zum 400. Geburtstag des großen Reformators errichtet und 14 Jahre später auf Initiative von Carl-Spindler, Förderer und Ehrenbürger von Tabarz, in der jetzigen Form gestaltet wurde. Auf einer Holztafel, die vom Tabarzer Kneippverein im Jahr 2017 angebracht wurde, sind die Lebensdaten Luthers zusammengefasst.
Durch Dinopark und Märchenwiese
Das Spindlereck, benannt nach dem soeben genannten Carl Spindler, ist das nächste Etappenziel, dass man vom „Tempelchen“ nach 1,7 Kilometern erreicht. Auf immer noch 426 Höhenmetern findet man eine Tafel mit einem netten kleinen Gedicht:
„Klare Luft, gedämpftes Lich, Großstadtlärm den hört man nicht. Weicher Boden gut zu gehen, manchmal ist ein Tier zu sehen. Blätterrauschen, Vogelsang, hier könnt ich bleiben stundenlang“.
Eine weitere Tafel heißt die Wanderer im Tabarzer Steinpark willkommen. Weiter geht es durch den Dinopark und die Märchenwiese.
Zuletzt passiert man noch das Mineralienmuseum, das montags bis mittwochs und samstags von 10 bis 17 Uhr und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet ist.
Nach 14,8 km (einschließlich Zuweg und Abwegen) steht mir der Sinn jedoch mehr nach einer Tasse Cappuccino, den ich im Caféhaus Spiegler im Ortszentrum bekomme.
Krönender Abschluss einer absolut empfehlenswerten Wandertour.