F-6800 Historischer Rundgang durch Eguisheim (1)

Eines der schönsten Dörfer im Land

Ein wirklich abwechslungsreicher Tag. Vormittags die Drei-Burgen-Wanderung von Ribeauville, Mittags ein Stadtrundgang in Colmar und zum Abschluss ein abendlicher Bummel durch das Dorf Eguisheim. Soviele Eindrücke wie möglich mitnehmen – das wollten wir bei unserem Kurzurlaub im Elsass.

Bevor wir uns auf die Reise machten, habe ich im Internet nach besonderen Sehenswürdigkeit in der Region gesucht. Fündig wurde ich auf der website https://www.myhappyplaces.de, die von einer in Hamburg lebenden Journalistin gestaltet wird.

Unter ihren Top-Elf-Empfehlungen fanden wir nicht nur das „Petit Venice“ in Colmar, sondern auch das Dorf Eguisheim, das nach ihrer Einschätzung zu den schönsten in ganz Frankreich gehört. „Hier reiht sich ein hübsches Fachwerkhäuschen an das nächste, die Fenster sind reich geschmückt mit überbordenden Blumenkästen, dazu das typische Kopfsteinpflaster“, beschreibt sie ihre Eindrücke.

Es war recht einfach, hier den großen Parkplatz zu finden. Und mittlerweile kannten wir uns ja auch mit den Parkautomaten aus.

Eine riesige Presse (Pressoir) weist uns auf die Bedeutung des Weinanbaus hin. Riesig auch die Infowand, auf der man neben einem Ortsplan auch unzählige Hinweisschilder zu Sehenswürdigkeiten und Gastronomie findet. Vom Parkplatz kommen wir auf die Grand Rue und können zunächst das hübsch bemalte Gasthaus „La ferme du Pape“ und wenige Schritte weiter die „Auberge Alsaciene“ bestaunen. Doch die schönsten Einrücke waren das noch lange nicht.

Die Farben von Eguisheim

Eine Bronzetafel verweist auf die seit 2004 beurkundete Partnerschaft mit dem deutschen Wintersport-Ort Hinterzarten. Die freundschaftlichen Verbindungen gibt es allerdings schon seit 1968. Über die Rue du Muscat gehen wir weiter in Richtung Zentrum und biegen dann nach links in die Rue du Rempart (Süd) ein.

Hier gibt es auch eine „Auberge du Rempart“ und einige Schritte weiter staunen wir über auffallend schmales Fachwerkhäuschen, das die ohne hin schon schmale Rue du Rempart in zwei noch schmälere Gassen aufteilt. Schon bald aber erfahren wir an der ersten Infotafel des historischen Dorfrundganges, dass weniger die Formen als die Farben den besonderen Reiz des mittelalterlichen Dorfkerns ausmachen.

In drei Sprachen ist hier folgendes zu lesen (O-Text): „Charakteristisch für unsere Winzerhäuser ist das gemauerte Erdgeschoss, auf dem das Fachwerk aufgebaut ist. Bir zum 16. Jahrhundert war das Fachwerk schlicht gehalten, das Holz nur durch Ruß oder rotes Eisenoxyd vor der Verwitterung geschützt. Farben und Pigmente waren unbezahlbar, man benutzte nur Lehm oder Kalktünche als Anstrich.

Die Fenster wurden ab dem 17. Jahrhundert größer und die Fassaden mit Holzverzierungen geschmückt. Die Häuser der Begüterten sind an den Pastellfarben zu erkennen. Im 19. und 20. Jahrhundert kam der zementgebundene Mörtel in Mode, der von da an dem Schutz der Bauwerke dient. Seit einigen Jahrzehnten jedoch bevorzugt man wieder die sichtbare Holzkonstruktion, in verschiedenen lebhaften Farben dem Elsass zu einer neuen Identität verhilft“. (O-Text Ende).

Eguisheim im Kreis herum

So wie in Riebauville und Colmar finden wir auch in Eguisheim Haushaltsutensilien wie Pfannen, Töpfe und Kannen als Schmuck an den Hausfassaden. Eine riesige Sonnenblume fällt uns in der Mitte der Rue de Rempart auf.

Dann stoßen wir auf die zweite Infotafel mit dem Titel „Eguisheim im Kreis herum“. Hier wird folgendes erläutert (O-Text): Unsere Stadt hat eine einzigartige Form: sie ist rund. Die doppelte Befestigungsanlage wurde aus zwei Ovalen errichtet.

Der Ort hatte keine militärische, sondern eine wirtschaftliche Bedeutung: Er diente dem Schutz vieler reicher Zehnthöfe. Innerhalb der alten Mauern baute man zahlreiche landwirtschaftliche Gebäude und am äußeren Rand entstand ein zweiter Rundweg: Die Almende (Gemeineigentum).

Ab dem 16. Jahrhundert, nach den großen Kriegen, wurde die Höhe der Außenmauern reduziert, um daran Wohnhäuser anzubauen. Bei Ihrem Rundgang durch die Stadt kommen Sie wieder hier vorbei ohne es richtig zu bemerken. Führt Sie unsere Stadt etwa nicht nur im Kreis, sondern auch an der Nase herum?“.

Im Laufe unseres Stadtbummels auf dem „Circuit de Visiter“ haben wir dann tatsächlich ein wenig die Orientierung verloren, zumal wir uns auch in die Verbindungsstraßen getraut haben. Aber so richtig verlaufen konnte man sich kaum. Überall gab es Wegweiser und schließlich hatten wir ja auch noch unseren „Kopfkompass“.

 

Die Stadttore von Eguisheim

Wir erreichen Station 3 auf unserer „Ronde d’Eguisheim“, die uns folgendes über die Stadttore erläutert (O-Text): „Auch heute noch sind die Spuren deutlich zu erkennen, welche die beiden befestigten Stadttore in unserer Stadt hinterlassen haben.

Die eine Öffnung führt direkt in die Weinberge, deren große Bedeutung sogar zur Entstehung der Stadt geführt hat. Der Weinbau spielt seit der Keltenzeit die wichtigste Rolle in Eguisheim.

Die zweite Öffnung führt in die Ebene in Richtung der wichtigen Handelsstraßen, vormals zur Römerstraße. Eguisheim hatte schon immer einen wichtigen Stellenwert auf dem Handelsweg von Süden nach Norden, am Rhein entlang.

 

Durch die einzigartige Art einer Doppelbefestigung entstanden in Eguisheim nicht nur zwei, sondern sogar vier Stadttore. Diese regelten das Kommen und Gehen sowie das Verzollen, bis sie im 19. Jahrhundert zerstört wurden. (O-Text Ende).

Von diesem Punkt beschließen wir, den historischen Rundweg zunächst einmal zu verlassen und ins Zentrum von Eguisheim zu gehen. Die Kamera zeigt einen schwachen Akku-Stand an und es wird allmählich dunkel.

Die Steinmetzzeichen im Elsass

Steinmetze haben in Giebeln und Türstürzen eine Art „Unterschrift“ hinterlassen. Die Wappenschilder sind typisch für die elsässischen Städt und Dörfer. Wie wir auf der Tafel Nr. 5 des „Circuit de Visiters“ erfahren, stellen die Wappenschilder einen Berufstand dar. Unweit der Tafel 5 sehen wir am Haus Nr. 18 einen Türsturz mit einem Wappen, in dem zwei Zangen und ein Holzhammer dargestellt werden.

Es sind die Werkzeuge eines Böttchers. An einem anderen Haus aus dem Jahr 1671 ist der Hackklotz des Metzgers zu sehen. Auf einem weiteren Schild aus dem Jahr 1599 findet man das Böttchersymbol mit gekreuztem Schwert. Das ist das Zeichen des Meisters.

Auf unserem weiteren Weg passieren wir den Winzerbterieb Jos. Freudenreich, der sich als sehr eindrucksvolles Fachwerkensemble präsentiert. Das wäre ein guter Tipp für eine nette Unterkunft (Link: LES CHAMBRES D’HÔTES DU DOMAINE JOSEPH FREUDENREICH & FILS: Bewertungen, Fotos & Preisvergleich (Eguisheim/Egisheim, Elsass) – Tripadvisor.

Auch in anderen Orten haben wir festgestellt, dass Winzerbetriebe als Urlaubsdomizil eine interessante und oft viel preiswertere Alternative zu Hotels sein können. Oft aber muss man dann wenigsten ansatzweise mit der Landessprache vertraut sein.

Wir gehen weiter ins Ortszentrum und finden noch viele weitere kleine Pensionen und Ferienwohnungen. Eguisheim wäre ein guter Tipp für die nächste Urlaubsplanung im Elsass. Dann stehen wir vor einer Gedenk-Säule, unter der folgendes zu lesen ist: „Ses Victimes des Deux Guerres Eguisheim Reconnaissant“.

St. Leo-Kapelle und die Burg

Auf dem Place du Chateau (Burgplatz) finden wir die Tafel Nr. 6. Im Zentrum der 1700-Einwohner-Gemeinde steht die imposante Burg Eguisheim mit der St.-Leo-Kapelle. Auf der Tafel ist folgendes zu lesen (O-Text): „Zur Zeit der Römer stand auf dem Hauptplatz sicherlich eine Turmhöhenburg, die aus Holz errichtet wurde.

Ab dem 8. Jahrhundert baute hier Egino, ein großer Landbesitzer,die erste karolingische Residenz, wobei es sich wahrscheinlich um den Ursprung einer Siedlung handelte, die nach ihrem Erbauer ernannt wurde.

Im Jahr 1000 entstand eine kleine achteckige Burg mit Innenhof, deren Burggräben im 16. Jahrhundert zugeschüttet wurden. Die Kapelle im Inneren der Befestigung wurde im 19. Jahrhundert auf den Fundamenten des Bergfrieds errichtet. Eine berühmte Persönlichkeit, Bruno von Egisheim, erblickte in dieser Burg am 21. Juni 1002 das Licht der Welt. Diese Kapelle wurde ihm geweiht, da es später unter dem Namen Leo IX (1049-1054) Papst wurde. (O-Text Ende).

Die Kamera macht schlapp (man sieht es an den unscharfen Bildern) und wir sind nach drei Touren an diesem Tag auch nicht mehr in Hochform.

Aber vorher gibt es noch einen kleinen Abschlussumtrunk in einer netten kleinen Bar. Schön war’s in Eguisheim. (ENDE).

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