Die Hauptstadt der elsässischen Weine (1)
Colmar ist nach Straßburg und Mülhausen die drittgrößte Stadt im Elsass. Mit rund 68.000 Einwohnern ist sie die bedeutendste Stadt des Departement Haut-Rhin in der Region Grand Est.
Eine halbe Stunde brauchten wir für die Fahrt von unserem Domizil in Ribeauville und passierten dabei unzählige Verkehrskreisel.
Mit dem Besuch der im Jahr 823 bereits erstmals urkundlich erwähnten Stadt folgenden wir der Empfehlung einer Bloggerin, die einen Stadtrundgang und ganz besonders den Besuch des Stadtteils Krutenau mit dem Fluss Lauch empfiehlt.
Die direkt am Fluss liegenden Häuser und die vielen Brücken erinnern an Venedig. Daher wird dieses Stadtviertel auch „Petite Venise“ genannt.
Zunächst muss man sich in der Stadt, die von Kaiser Friedrich II im Jahr 1226 zur Reichsstadt erhoben wurde, erst einmal zurecht finden.
Allein die Suche nach einem Parkplatz nahm 45 Minuten in Anspruch und dann musste man sich erst einmal mit dem Parkautomaten zurecht finden. Mit einheimischer Hilfe gelang dies. Man musste halt nur wissen, dass man das Kfz-Kennzeichen eingeben muss.
Schließlich machten wir uns auf den Weg Richtung Innenstadt und konnten unzählige imposante Fachwerkhäuser bestaunen.
Von unserem Parkplatz in der Rue Saint-Josse gehen wir zunächst in nördlicher Richtung und gelangen in die Rue Saint-Guidon. An einem fahnengeschmückten Platz bewundern wir die weiße Bimmelbahn, die sich für historische Stadtrundfahrten anbietet.
Wir aber wollen die Stadt zu Fuß erkunden. Wie unsere Tour letztlich verlief, konnte ich auch im Nachgang via Internet nicht so ganz entschlüsseln. Auf der Homepage der Stadt – https://www.tourisme-colmar.com – konnte ich meine Fotos mit den dort aufgeführten Sehenswürdigkeiten vergleichen und wurde dabei auch fündig.
In der Rue des Clefs finden wir das Rathaus. Die momentane Gestalt – so ist es auf der Homepage zu lesen – stammt aus dem Ende des 18. Jahrunderts. Im Jahre 1775 kauften Zisterziensermönche dem Vogt von Ensisheim und von Sainte-Croix-en-Plaine das Gebäude ab und ließen es in den Folgejahren durch den Architekten Ritter de Guebwiller im neo-klassischen Stil umgestalten.
Nach der Revolution wurde es 1790 Sitz der Verwaltung des Departements. Von 1810 bis 1866 war es Sitz der Präfektur, danach erst Rathaus der Stadt Colmar.
Colmar ist die Hauptstadt der elsässischen Weine. Die Landschaft ist geprägt von Vogesengipfeln, Ebenen und Weinbergen, in der sich 37 Winzergemeinden entwickelt haben. Im Sommer ist die Zeit der Weinfeste, bei dem sich Touristen aus aller Welt neben den ausgezeichneten Rebsäften gerne auch den berühmten Flammkuchen schmecken lassen und zahlreiche Folklorefeste miterleben können.
Auf der städtischen Homepage wird empfohlen (O-Text): „Eine gute Gelegenheit für Sie, eine der 7 Elsässer Rebsorten zu kosten: Den milden, fein-fruchtigen und frischen Pinot Blanc, den trockenen, rassigen Riesling mit seinem harmonischen Bouquet, den kräftig-würzigen Gewürztraminer oder den Pinot Noir, rot oder rosé, mit dem Aroma von Kirschen.“ (O-Text Ende). Wir aber sind noch nicht auf der Suche nach kulinarischen Genüssen, sondern wollen den Stadtteil Petit Venise finden. Ein Stadtplan in der Fußgängerzone war uns dabei keine Hilfe, weil wir dort nicht einmal unseren Standort ausfindig machen konnten.
Wir fragen Passanten nach dem Weg und bekommen immerhin schon einmal eine grobe Richtung angezeigt. Dann stehen wir vor der gewaltigen Stiftskirche St. Martin, ein Hauptwerk der gotischen Architektur im Elsass. Nach der Bauphase von 1235 bis 1365 wurde der Dachstuhl 1572 bei einem Brand zerstört und drei Jahre später durch das ursprünglich zwiebelförmige Oberlicht ersetzt. Bei Restaurierungsarbeiten wurden 1982 Fundamente einer Kirche aus den Jahren um 1000 freigelegt. Die Colmarer betrachten die Stiftskirche als ihre Kathedrale. Daher steht sie auch auf dem Place de la Cathedrale.
Und wenige Schritte weiter stoßen wir auf einen kleinen Kanal. Diesem wollen nun folgen, um nach “Klein Venedig“ zu gelangen. Oder sollen wir doch in die Bimmelbahn, diesmal grasgrün, einsteigen?
Wir kommen an Place de l’ancienne Douane (Platz des ehemaligen Zollamtes), auf dem der „Schwendi-Brunnen“ steht. Dieser Brunnen wurde 1898 errichtet und nach der Zerstörung im zweiten Weltkrieg (1940) in Nachkriegsjahren leicht verändert wieder errichtet.
Auf der Spitze sieht man eine Bronzefigur von Auguste Bartholdi, die Lazare von Schwendi, Kriegsführer im Dienst des Herrschers Maximilian II, zeigt. Dieser besiegte zwischen 1564 und 1568 die Türken in Ungarn und brachte als Prophäe die „Traube des Tokajers“ mit. Auf dieser Legende beruht die Darstellung Schwendies mit einem in die Höhe gehaltenen Weinstock. Der Brunnen hatte vor der Zerstörung ein größeres Wasserbecken und auch die Statue war anders ausgerichtet.
Wie in vielen Orten im Elsass fanden wir auch in Colmar viele mit besonderen Utensilien geschmückten Häuser. Waren es in Ribeauville Störche, Teddybären und Pfeifer-Symbole, finden wir an der Fassade der Brasserie des Tanneurs Herzen, Gießkannen und aus Blech gefertigte Hähne.
Wir gehen immer weiter und kommen nach 4 Kilometern Fußmarsch in die Rue des Tanneurs. Dem Muhlbach folgend gelangen wir dann an die erste Brücke über den Fluss Lauch.
Wir gehen über die Brücke und kommen in die Straße „Quai de la Poisonnerie“. Poison? Hat das was mit Gift zu tun? Sieht aber eher nach kulinarischen Genüssen aus.
Nebeneinander stehen die Restaurants „Version Originale 68“ und „Le Quai 2“. Alle Tische vor den Gasthäusern sind aber besetzt. Wir wollen ja ohnehin erst einmal „Klein Venedig“ erkunden.
Auf der Homepage der Stadt Colmar finden wir unter der Rubrik „Entdecken“ folgende Erläuterung (O-Text): „Klein-Venedig“ ist der Name des Verlaufs der Lauch in Colmar. Dieser Name stammt ohne Zweifel von der ursprünglichen Ausrichtung der Häuser zu beiden Seiten des Flusses, der auf den Süd-Osten der Stadt zuläuft.
Dieses Viertel beginnt hinter dem Kaufhaus, durchläuft das Fischufer und reicht bis zu den Brücken Turenne und Saint-Pierre. Es befindet sich daher am Anfang von Krutenau, deren Etymologie von dem Orten des Gemüseanbaus rund um die Städte kommt.
Ursprünglich von einer ländlichen Gemeinschaft von Winzern, Gärtnern und Schiffern belebt, erstreckt sich Krutenau rund um die Straße Turenne, die der Marschall 1674 während seines triumphalen Einzugs in die Stadt durchschritt. Bootsfahrten sind in dieser Gegend möglich. (O-Text Ende).
Auf dem Fluss sieht man jede Menge Boote mit Touristen, die bei der Fahrt durch die Brücken den Kopf einziehen müssen. Ganz schön viel Betrieb im Südosten der Stadt.
Beim Bummel durch „Klein Vendedig“ fällt uns die lebensgroße Nachbildung eines Nashorns auf. Wir befinden uns in der Rue Turenne und stehen vor dem Museum für Naturgeschichte und Ethnologie.
In dem prachtvollen historischen Gebäude befindet sich eine Sammlung regionaler und exotisch eingebürgerter Tiere sowie wertvolle Mineralien, Fossilien von prähistorischen Tieren und seltene ethnografische Objekte, die in der Region gefunden wurden.
Vor dem Museum können wir das Überbleibsel einer über 1000-jährigen Eiche bestaunen.
Uns zieht es an den Fluss Lauch zurück und beim zweiten Anlauf finden wir ein Plätzchen auf der Sonnenterasse des “Depart des Barques“ direkt am Flussufer.
Gut gelaunte Touristen winken uns aus den Booten zu.
Wo viele Touristen sind, gibt es oft auch sehr viele Tauben. Und gegen diese „Plage“ hat man in Colmar drastische Maßnahmen ergriffen.
Von unserer Terrasse sehen wir viele Tauben mit Verletzungen, die von diesen Abwehrmaßnahmen herrühren. Kein schöner Anblick.
Wir machen uns auf die Suche nach unserem Parkplatz, weil unser Tagesprogramm noch einen weiteren Besuch vorsieht. Ohne Karte, aber mit perfektem „Kopfkompass“ haben wir unser Auto schneller als erwartet gefunden.
In vier Stunden haben wir natürlich nur einen Bruchteil der Sehenswürdigkeiten der Stadt Colmar kennengelernt.
Ein weiterer Besuch wird hoffentlich bald möglich sein. ENDE