D-36145 Auf den Malerwegen an der Milseburg

Rund um das Malerdorf Kleinsassen

Mehrfach war ich im Dezember 2021 mit verschiedenen Gruppen im Bereich der Milseburg in der Rhön unterwegs. Bei Erkundungstouren auf den alten Europäischen Fernwanderwegen E3 und E 6, die in diesem Bereich aufeinander treffen, stieß ich immer wieder auf einen Malerweg.

Ich dachte zunächst an einen sehr langen Themenweg, da ich in sehr verschiedenen Bereichen auf die Wegemarkierung oder auf Bilder, die genau an diesen Standorten entstanden sein könnten, gestoßen bin.

Erst nach Recherchen im Internet wurde klar, dass es sich um drei verschiedene Malerwege handelt, die alle vom kleinen Dorf Kleinsassen ausgehen. Auf dem Ortsschild wird Kleinsassen im Landkreis Fulda, Gemeinde Hofbieber, als Malerdorf bezeichnet. Und auf der Homepage der Gemeinde Hofbieber (https://www.hofbieber-tourismus.de) erfahre ich schnell, wie das kleine idyllische Dorf zu dieser Bezeichnung kam.

Ich erfahre, dass Kleinsassen bereits im Jahr 1855 als Malerkolonie entdeckt wurde und sich zu einem beliebten Treffpunkt für über 80 Maler aus Akademien wie Weimar, Dresden und Düsseldorf entwickelte. Besonders hervorgehoben werden die Maler Paul Klüber und Julius von Kreyfelts. Letzterer kam 1883 als 20-jähriger aus Düsseldorf nach Kleinsassen, verliebte sich nicht nur in das Dorf, sondern auch in die Wirtstochter Sophie, die man als „Rhönröslein“ bewunderte. Auch der gebürtige Kleinsassener Paul Klüber, Jahrgang 1904, liebte sein Heimatdorf und die Rhön, wovon unzählige Bilder zeugen. Julius von Kreyfelts verstarb 1947, Paul Klüber gilt seit 1945 als vermisst.

Nach dem Tod dieser beiden Künstler wurde es über 32 Jahre ruhig um die Künstlerkolonie. Erst im April 1979 erfuhr das Kunstleben in Kleinsassen durch eine Ausstellung seine Wiederbelebung. Neben den Bildern der genannten Künstler wurden auch Gemälde anderer zeitgenössischer Maler gezeigt.

Man erfährt weiter, dass im gleichen Jahr die ehemalige Dorfschule vom Landkreis Fulda erworben wurde und dass unter Leitung des Künstlers Jürgen Blum durch die Volkshochschule die Kunststation entstand. Sie dient bis heute nicht nur als Begegnungsstätte für Künstler und Kunstinteressierte, sondern ist auch Startpunkt zu den Malerwegen.

Zudem bekommt man hier als Wanderer Kaffee und Kuchen, oder auch ein Öko-Ur-Pils. Einige meiner Wanderkamerad/innen interessierten sich nämlich nur für eine Form der Kunst: Der Braukunst.

Kontaktdaten: Kunststation Kleinsassen – Kunstgalerie und Café

An der Milseburg 2, 36145 Hofbieber-Kleinsassen, Tel. 06657-8002

www.kleinsassen.de

Öffnunszeiten: Sommerzeit Di.-Sa. 13-18 Uhr, an Sonn- und Feiertagen 11-18 Uhr, Winterzeit: Do. bis So. 13-17 Uhr

Vor der Kunststation befindet sich ein Skulpturengarten, der ebenfalls seit 1979 existiert. Auch hier zeigen Bildhauer und andere Künstler der Region ihre Werke aus Holz, Metall, Basalt oder Marmor und anderen Materialien. Hier handelt es sich nicht um eine abgeschlossene Anlage. Der Garten wächst stetig weiter. Alleine im Jahr 2021 kamen Skulpturen von Hama Lohrmann, Lothar Nickel, Johannes Klüber und Gerwin von Monkiewitsch hinzu.

Über einen Fußweg erreichen wir das Pfundsmuseum. Im Wohnhaus des Malers und Hoteliers Julius von Kreyfelt befinden sich rund 40.000 Exponate einer Sammlung von Waagen, Gewichts- und anderen Meßgeräten.

Auf vier Stockwerken und 250 Quadratmetern kann man den Erfindungsreichtum zur Ermittlung von Genauigkeit in den verschiedensten Berufsbereichen und unterschiedlichen Ländern bestaunen.

Eine Führung vermittelt die sozialen und historischen Zusammenhänge. Für Buchungen und Infos gibt es eine Homepage: Pfunds-Museum

Der kürzeste der drei Malerwege ist der Paul-Klüber-Malerrundweg. Auf den 2,5 Kilometern lernt man den Ort Kleinsassen und die Umgebung kennen.

In Höhenlagen zwischen 478 und 516 Metern ü. NN. kann man sich nicht nur zahlreiche Gemälde, sondern auch die bereits vorgestellten Stationen wie Skulpturengarten und Pfundsmuseum betrachten.

Die Milseburg muss nicht erklommen werden. Der Weg weist jedoch Aussichtspunkte auf die Milseburg aus verschiedenen Richtungen auf.

Deutlich anspruchsvoller ist der Milseburg-Malerweg. Auf 7,7 Kilometern stehen 241 Meter Anstiegssumme an. Vom Startpunkt in Kleinsassen führt die große Runde in südlicher Richtung auf die Maulkuppe, wo das Fuldaer Haus zur Einkehr einlädt.

Hier hat man den höchsten Punkt der Tour auf 698 Höhenmetern erreicht. Kunstinteressierte können hier ihre Tour auf der Kunstmeile mit ihren zahlreichen Skulpturen verlängern.

Der dritte Malerweg ist dem Künstler Julius von Kreyfelt gewidmet. Er führt auf 6,2 Kilometern zunächst in nördliche Richtung nach Schackau. Hier hat man nicht nur die Milseburg, sondern auch Schloss Bieberstein im Blick. Nach dem Wendepunkt geht es in südlicher Richtung vorbei am Seminarhotel Fohlenweide und über den Karhof zurück zum Ausgangspunkt. Diese Runde verläuft in Höhenlagen zwischen 411 und 515 m ü. NN.

Die drei Malerwege wurden vom 1988 gegründeten Verein „Malerdorf Kleinsassen e.V.“ im Jahr 2014 fertig gestellt. Dieser veranstaltet alljährlich im August die weit über die Region hinaus bekannte Kleinsassener Kunstwoche.

Touristische Auskunft:

Tourist-Information Hofbieber, Schulweg 5, 36145 Hofbieber

Tel. 06657-9870, e-Mail: touristinformation@hofbieber.de

Internet: www.hofbieber-tourismus.de

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