Betreute Wanderung von Lehnheim nach Lich (21,1 km)
Die Corona-Pandemie hat das Volkswandern völlig zum Erliegen gebracht. Im März 2021 war es noch erlaubt, mit maximal 5 Personen aus zwei Haushalten gemeinsam auf Touren zu gehen. So haben Tom und ich mal ausprobiert, ob nach so langer Zwangspause noch größere Wanderstrecken möglich sind. Und auf dem Lutherweg haben wir anhand der Beschilderung festgestellt, dass der Weg von Lehnheim nach Lich genau der Halbmarathon-Strecke entspricht.
Mit Manu und Margit als Service-Team sind wir dann nach Lehnheim gefahren und dort auf die Strecke gegangen. Auf den ersten drei Kilometern (Gleichlauf mit den Radwegen R6 und R7) gab es keine Probleme…
Der Startpunkt (Lutherweg-Standort GRB 001) befindet sich gegenüber des Dorfgemeinschaftshauses an der Einmündung der Kernstraße in die Atzenhainer Straße (L 3072). Von der Kernstraße führt die Straße „Langer Weg“ im Gleichlauf den Hessischen Radfernwegen R6 und R7 aus dem Dorf und über die Gleise der Vogelsbergbahn. Kurz danach passiert man die erste von vier rustikalen Lutherweg-Sitzgruppen, die man auf diesem Abschnitt vorfindet.
Danach knickt der Weg nach rechts ab und führt dem Lauf des Äschersbaches folgend südöstlich durch Felder und Wiesen. Im letzten Drittel des Weges nach Grünberg säumen mächtige Laubbäume den Weg.
Am städtischen Bauhof vorbei gelangt man in den Lehnheimer Weg, biegt an dessen Ende nach links zum Rondell ab und gelangt durch die Unterführung der B 49 (Alsfelder Straße) in die Rosengasse.
Hier geht es nach rechts am alten Schloss vorbei in die Marktgasse. Hier bieten sich Möglichkeiten zum Provianteinkauf und auf dem Marktplatz kann man mit etwas Glück auch zu Corona-Zeiten ein italienisches Eis erstehen.
Auf dem Grünberger Marktplatz steht eine der zahlreichen Infotafeln zum Lutherweg. Und der daneben befindliche Wegweiser zeigt uns noch 17,7 km nach Lich an. Somit sind hier 3,4 km geschafft.
Grünberger Marktplatz
Tom als Neueinsteiger in Sachen Wandern meldet „null Problemo“. Also weiter in Grünberg, an Hospitalkirche und Museum vorbei, über die Neustadt und die Lauterer Straße in den Walkweg, am Schwedendorf und dem Reitgelände vorbei… und dann in den Matsch!
Tom ärgert sich, dass er bei jedem Schritt den Hügel hinauf wieder ein paar Zentimeter zurück rutscht. Aber irgendwann ist auch der Hügel gemeistert…
Wir erreichen den Standort LAU 001 auf 222 Höhenmetern. Wie? Schnapszahl? Okay, dann muss der Flachmann noch mal raus aus dem Rucksack.
Und 100 Meter nach diesem Wegweiser finden wir eine der neuen rustikalen Sitzgruppen, die extra für den Lutherweg angebracht wurden. Hier legen wir nach 6,8 Kilometern eine größere Pause ein. Was für ein Glück, die Sonne traut sich raus.
Tom meint, dass der schlammige Anstieg Kraft gekostet hat. Aber noch hat er keine Beschwerden. Als weiter in Richtung Wetterfeld. Und dann stehen wir vor einem dicken Baum. Der könnte schon zu Luthers Zeiten hier gestanden haben…
Die gewaltige Eiche ist natürlich ein Naturdenkmal. Ich verspreche Tom, dass der nun folgende kurze Anstieg der letzte sein wird (war natürlich gelogen). Der Weg führt nicht durch Wetterfeld, sondern eher an dem Dorf vorbei über die Landstraße Lich-Laubach. An diesem Punkt sind es nur noch 12,1 km zum Ziel.
Wir passieren den Wertstoffhof und gehen kurz danach über die Wetterbrücke.
Dann stoßen wir auf den Wetterweg und dann wieder auf Asphalt bis zum Hessenbrückenhammer. Hier stellen wir fest, dass die Infotafeln zum Lutherweg schon stark mit Grünspan überzogen sind.
Und wir stellen fest, dass wie am Hessenbrückenhammer genau die Hälfte des Halbmarathons geschafft haben.
Der Landgasthof Hessenbrückenhammer war natürlich wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Wäre das nicht der Fall, wären wir garantiert hier eingekehrt. Ob wir dann aber nach einem deftigen Kotelett mit Bratkartoffeln und Salat noch weiter gewandert wären…?
Wir sind aber dennoch zu einer guten Mahlzeit gekommen. Dafür hatten Manu und Margit inzwischen gesorgt. Und am Rande des Parkplatzes vom Landgasthof fanden wir auch den geeigneten Rastpunkt.
Aber es gab eine schlechte Nachricht. Tom hatte sich die erste Blase am Fußballen eingefangen und war sich nicht mehr so sicher, ob er die zweite Hälfte der Strecke noch schafft.
Noch ein Schnäpsschen gegen Tom‘s „Blasenschmerzen“, und weiter ging es. Der Weg führt an Münster vorbei und vor der Steinesmühle denken wir an Gundi, der wir gerne einen kurzen Besuch abgestattet hätten.
Das war leider nicht möglich, und so marschierten wir am Ufer der Wetter weiter in Richtung Ober-Bessingen. Tom hat mit den Schmerzen zu kämpfen, geht aber tapfer weiter.
Dort, wo die Bessinger Papiermühle einst stand, treffen wir unser „Servive-Team“ wieder und legen die nächste kurze Pause ein.
Die ersten Schritte nach der Pause fielen ganz schön schwer. Ich hatte mich gar nicht erst auf die Bank gesetzt und hatte dennoch einige Probleme, wieder in Tritt zu kommen. Klar, wenn man größere Strecken nicht mehr gewohnt ist.
Bis Ober-Bessingen waren es nur noch ein paar Hundert Meter. Dort gab es dann tatsächlich die letzte (kaum spürbare) Steigung in der Hauptstraße zur Ober-Bessinger Pforte hinauf.
Und hier finden wir den nächsten Wegweiser, der uns die Reststrecke von 7,7 Kilometern vor Augen hält. Immerhin sind schon 13,4 Kilometer geschafft. Wer gehen nach der Pforte im Nonnenröther Weg weiter, verlassen die Straße jedoch schon in der Linkskurv vor dem Spielplatz. Am Ortsausgang finden wir eine Sitzgruppe, die wir uns für spätere Touren einmal als möglicher Rastpunkt vormerken können.
Weiter geht es in Richtung Südost ins Wettertal. Man findet nun immer mehr kleine Infotafeln zum Lutherweg. Der Weg verläuft vom Wetterufer an den Waldrand und Tom stellt klar, dass der nächste Rastpunkt für ihn Endstation ist.
Und der nächste Rastpunkt lag dort, wo die Kreisstraße von Nieder-Bessingen nach Langsdorf (K 149) den Lutherweg kreuzt. Auch hier, 5,7 Kilometer vor dem Ziel, steht das „Service-Team“ wieder bereit…
Nun stellt sich die Frage: Abbruch, oder alleine weiter? Zunächst einmal geht die Frage an die Crew. Alle sind willig, und ich darf den Rest weiter gehen. Tom hat als Einsteiger immerhin 15 Kilometer geschafft und ist zurecht stolz auf sich. Ich möchte wissen, was die alten Knochen nach so langer Pause noch hergeben. Immer weiter am Waldrand kommt der Licher Stadtturm nur langsam näher. Auf eine Besichtigung der Wüstung Hausen verzichte ich, weil die Crew ja am Parkplatz Häusergericht noch einmal auf mich wartet. Und dort bin ich dann auch nach 25 Minuten.
An diesem Punkt verlaufen neben dem Lutherweg auch der Oberhessischen Fachwerkweg (weißer Punkt), der Taunus-Rhön-Wanderweg (blauer Ring), der Radfernweg R6 und der Wetterweg. Alle führen nun auf gleicher Route ins Zentrum von Lich.
Da die Service-Crew nun nicht mehr auf mich warten musste, konnte ich die letzten Kilometer in Ruhe angehen.
Kurz vor der Stadt bin ich noch mal auf den Beobachtungspunkt am NSG Niederried hinauf gegangen, um festzustellen, dass kein einziger Vogel in dieser Naturlandschaft weit und breit zu sehen ist.
Der Restweg über Ziegelgasse und Oberstadt war kein Problem mehr. Der Endpunkt des Halbmarathons ist den Entfernungsangaben zum Lutherweg zufolge neben dem Rathaus am Rande des Kirchenplatzes. Hier sieht man die Angabe 17,7 km nach Grünberg (Marktplatz) und dort sind es 3,4 km nach Lehnheim. Ergibt 21,1 km. Respekt, wer hier den Rückweg zum vollständigen Marathon antritt. Davon bin ich noch weit entfernt.