Kleine Runde durch Stadtgeschichte und Weinreben
Er ist mit 3,1 Kilometern der kürzeste der zehn Lorcher Rundwanderwege. Kulturinteressierte Wanderer sollten sich jedoch mindestens eine Stunde Zeit nehmen, denn es gibt jede Menge zu entdecken und zu lernen. Wald werden wir auf dieser Strecke nicht durchstreifen. Wir wandern zu 100 Prozent auf Asphalt oder Betonsteinen und erleben Stadtgeschichte anhand vieler historischer Gebäude. In den Weinhängen lernen wir Einiges über den ökologischen Weinanbau und das Leben in den Terrassenhängen.
Der Rundwanderweg Nr. 3 beginnt wie die Rundwege 1, 2 und 4 am Parkplatz Wispergrill an der B 42 und führt rheinabwärts (westliche Richtung) durch die Bahnbrücke zur Innenstadt. Anders als bei den Rundwegen 1 und 2 gehen wir nach dem Leprosenhaus nach rechts über die Wisperbrücke mit dem hl. Nepomuk.
Am Ende der Brücke müssen wir uns für die Laufrichtung entscheiden. Im Uhrzeigersinn führt der Weg halblinks die Marktstraße hinauf. Wir entscheiden uns für die Gegenrichtung und steuern nach rechts auf den 1567 erbauten Festungsturm „Strunk“ direkt an der Wispermündung zu.
Nach einer 90-Grad-Linkskurve befinden wir uns in der Rheinstraße, die eine ganze Reihe historischer Gebäude aufzuweisen hat. Rechts vor dem Bahndamm sehen wir das Kriegerdenkmal, das an die Lorcher Gefallenen des „ruhmreichen Feldzuges 1870-71“ erinnert.
Wir stellen fest, dass wir uns auch auf der Route 1 des historischen Stadtspaziergangs, dem Wanderweg „Rhein über“ und einem Rheinsteig-Zubringer (gelb markiert) befinden.
Wir folgen stets der Rheinstraße (bis zum Bahnhof) und passieren zunächst die beliebte Gaststätte „Troubadour“. Geradeaus weiter folgt als nächstes kulturhistorisches Highlight das Hilchenhaus mit dem modernen Anbau, in dem sich das Tourismusbüro befindet.
Das Hilchenhaus (Rheinstraße 48) wurde 1546 bis 1548 durch den Reichsfeldmarschall Johann Hilchen von Lorch erbaut. Es war der vornehmste Sitz der Adelsfamilie von Hilchen und bedeutendster Renaissancebau im Mittelrheintal.
Nur wenige Schritte danach passieren wir die Alte Apotheke, ein stattliches Wohnhaus aus dem frühen 19. Jahrhundert, das bis 1901 das Gasthaus „Zum Adler“ war und danach bis 1956 als Apotheke fungierte. Nach diesem Gebäude ist auch die kleine Seitengasse zur Stadtmitte als Apothekengasse benannt.
Wir bleiben jedoch auf unserem Kurs in der Rheinstraße und erreichen bald die Engstelle mit einem weiteren besonderen Wohnhaus (Rheinstraße 55) aus dem 18. Jahrhundert. Auffällig ist der fünfeckige Erker mit Haubendach.
Auf dem weiteren Weg passieren wir das nicht mit historischem Kontext versehene Kaiserliche Postamt und immer wieder finden wir die Erinnerung an den „Freistaat Flaschenhals“. Hierzu gibt es im Prospekt „Das historische Lorch“ folgende Erläuterung (ZITAT): Von 1919 bis 1923 war Lorch Verwaltungssitz des historischen Freistaats Flaschenhals. Nach dem 1. Weltkrieg teilten sich die Siegermächte die Gebiete östlich des Rheins. Um Koblenz und Mainz wurden sich berührende Kreisbögen geschlagen. Daraus resultierte ein unbesetztes Gebiet in Form eines Flaschenhalses, der Freistaat Flaschenhals, zu dem auch die am Rhein gelegenen Orte Lorch und Kaub gehörten. 1994 gründete sich die Freistaat Flaschenhals Initiative, der vorwiegend Lorcher und Kauber Weinbau- und Gastronomiebetriebe angehören. Sie hält die Geschichte des Freistaats (…) wach. (ZITAT ENDE.
Das nächste historische Gebäude ist das Hotel „Zur Krone“ in der Rheinstraße 27. Der Fachwerkbau auf massivem Sockel- und Erdgeschoss geht auf ein Giebelhaus des 17. jahrhunderts zurück, das im 18. Jahrhundert durch den Traufenbau erweitert wurde. Der kleinen Infotafel zufolge war hier im 18. Jahrhundert eine Ausspann- und Poststation von Thurn und Taxis. Seit 1720 ist hier Hotelbetrieb notiert.
Wir passieren anschließend das Gästehaus Rösler, das sich als Unterkunft mit dem Zertifikat des Deutschen Wanderinstituts „Wanderbares Deutschland“ empfiehlt und eine kleine Straußwirtschaft zur Bahndammseite betriebt.
Wenige Schritte weiter trennen wir uns vom Wanderweg „Rhein über“ und gehen geradeaus weiter, dem Rheinsteig-Wegweiser Richtung Rüdesheim/Assmannshausen folgend. In der Rheinstraße 11 angekommen stehen wir vor dem ehemaligen Gasthof „Zum Schwanen“, der 1770 erbaut wurde. Es gehörte ebenso wie das Anwesen Rheinstraße 10 dem Hotel- und Weingutbesitzer Friedrich Altenkirch. 1912 stieg hier der Deutsche Kaiser Wilhelm II. ab.
Kurz darauf erreichen wir den Bahnhof und verlassen hier die Rheinstraße nach links. Es geht an einer hohen Steinmauer mit Infokarte leicht aufwärts. Die Straße beschreibt eine Doppelkurve und schlängelt sich dann aus dem Ort in die Weinhänge. Recht schnell gewinnen wir an Höhe und können schöne Ausblicke auf den Rhein genießen.
Den ersten Abzweig nach rechts lassen wir außer Acht. Bald erreichen wir die Wendemarke, an der sich eine kleine Kapelle befindet.
Ab hier geht es nun in entgegen gesetzter Richtung weiter. Mehrfach kommt die Burgruine Nollig ins Blickfeld. An den Weinhängen machen Winzer Werbung für ihre Weine und verschiedene Veranstaltungen. Ein hölzerner Wegweiser verrät uns, dass wir uns nun auch auf dem Höhen-Wein-Wanderweg Assmannshausen-Aulhausen befinden. Daneben finden wir nun auch die Markierungen des Rundwanderweges Nr. 8, des Gebückwanderweges und des WeinWanderWeges.
Einige Schritte weiter stellen wir fest, dass es neben den außergewöhnlich zahlreichen Wanderwegen um Lorch auch Nordic-Walking-Routen gibt. Eine Tafel gibt Hinweise zu Herzfrequenzmessung und Kräftigung.
Der Untergrund wechselt nun von Asphalt auf wasserdurchlässige Betonsteinen. Uns fällt auf, dass zwischen den Weinreben zahlreiche unbebaute Flächen mit Büschen, Gräsern und Pflanzen aller Art vorzufinden sind. Warum nicht der gesamte Hang für den Weinanbau genutzt wurde, wird auf einer ovalen Infotafel mit dem Titel „Lebensraum Weinberg“ beschrieben.
Später finden wir auf dem Wanderweg noch eine „Welterbe-Info“ für die Rheinkilometer 540-542 vor. Von rechts gesellt sich hier der Geologische Rundwanderweg von Lorch hinzu. Wir nähern uns wieder der Stadtgrenze, können aber immer noch weit in das Rheintal blicken.
Oberhalb des Friedhofs kommen wir nach Lorch zurück. An der hohen Mauer am rechten Wegrand können wir die Markierungen der alten Wanderwege (Hase, Ahornblatt, Tanne) erkennen. Für diese Wege gibt es keine Karten und Anleitungen mehr.
Hier sind wir nun auch auf den Rundwanderwegen 4, 7 und 10 sowie auf dem Rheinsteig unterwegs. Wir folgen der Straße „Römerberg“ abwärts und kommen schnell ins Stadtzentrum. Auf dem Museumsplatz besteht Gelegenheit zum Besuch des Robert-Struppmann-Museums (Kunst- und Heimatmuseum) und vielleicht auch zur katholischen Pfarrkirche St. Martin mit ihrem bedeutenden Schnitzaltar.
Um die Ecke gehen wir am alten Rathaus vorbei. Auch dieses im Jahr 1813 im klassizistischen Stil errichtete Gebäude gehört zu den Sehenswürdigkeiten des Historischen Stadtrundgangs. Bis 1934 diente ein Teil des Gebäudes als Schule und Heimatmuseum.
Wir gehen am Rathaus vorbei die Marktgasse hinab und kommen wieder zur Wisperbrücke zurück. Von dort geht es nach links (nochmals) am Leprosenhaus vorbei und durch die Bahnunterführung zum Ausgangspunkt am Wispergrill zurück.
Tourist Information der Stadt Lorch am Rhein
Rathaus, Markt 5, 65391 Lorch
Telefon: 06726-1815
e-Mail: tourismus@lorch-rhein.de
www.lorch-rheingau.de