Die Stadt der reichen Schwiegersöhne
Aus einem Fischerdorf wurde ein Tourismuszentrum mit über 100.000 Hotelbetten
Kemer gehört heute sicherlich zu den bekanntesten Urlaubsorten an der türkischen Riviera. Der beliebte Badeort im historischen Lykien liegt etwa 45 Kilometer in südöstlicher Richtung von der Provinzhauptstadt Antalya entfernt und ist Verwaltungssitz des gleichnamigen Bezirks Kemer. Im Jahr 1980 hatte das einstige Fischerdorf noch 2.700 Einwohner, im Jahr 2000 waren es bereits über 17.000 und heute dürften es mit den neuen Stadtteilen etwa 35.000 Einwohner sein. Hinzu kommen etwa 100.000 Hotelbetten. Keine Frage: Hier lebt heute fast jedermann/frau vom Tourismus.
Pro Hotelbett ein Arbeitsplatz
Der unglaubliche Aufstieg von Kemer zur Ferienstadt kam mit dem Bau der Straße (D.400) von Antalya nach Kemer und weiter in den Süden. Einheimische erinnern sich, dass noch in den 1960er Jahren landwirtschaftlichen Erzeugnisse wie Orangen, Sesam oder Mais per Boot nach Antalya auf den Markt gebracht werden mussten. Natürlich war Kemer somit auch für Besucher nur über den Seeweg zu erreichen. Nach 1980 wurde Kemer mit einer Landstraße angebunden und bekam von einer UNO-Organisation genügend Geld, um von einem traditionellen Fischerdorf zu einer ausschließlich auf Tourismus ausgerichteten Kleinstadt umgebaut zu werden. In weniger als einem Vierteljahrhundert entstanden in und um Kemer prachtvolle Hotelkomplexe mit insgesamt 100.000 Betten.
Die großen Hotels sind auch außerhalb der Hauptsaison von Mai bis Oktober geöffnet und man rechnet ein Hotelbett mit einem Arbeitsplatz auf. Man hat errechnet, dass die Kosten für die Wiederinbetriebnahme einer Hotelanlage nach der Winterpause höher liegen als wenn man sie durchgehend quasi zum „Selbsterhaltungspreis“ bewirtschaftet.
Das Hotelpersonal im Servicebereich erhält Löhne zwischen 300 und 500 Euro pro Monat und ist für jeden kleinen Obolus in der Spendenbox dankbar. So kommt es auch, dass wir Deutsche von November bis April zu Spottpreisen Urlaubswochen in 5-Sterne-Hotelanlagen verbringen dürfen. In der Hauptsaison ist Kemer allerdings zu 80 Prozent von Urlaubern aus Russland bevölkert.
Am Rande des Taurus-Gebirges
An vielen Stellen südlich und nördlich der Stadt reichen die mächtigen Felsen des bis zu 3.000 Meter aufsteigenden Taurus-Gebirges direkt an das Meer heran. Viele Urlaubsgäste wissen es zu schätzen, dass die Mittagssonne hier schon gegen 16 Uhr hinter dem Taurus-Gebirge verschwindet. Im Süden der Stadt findet man sogar Ansätze eines Wanderwegenetzes. Rot markierte Felsen weisen den Weg, doch ist hier äußerste Vorsicht geboten. Die steil auf- und absteigenden Pfade sind sehr rutschig, ein Sturz kann auch aus geringer Höhe schlimmste Folgen haben. Zudem gibt es hier einige giftige Schlangenarten. Die Behörden warnen davor, mit Shorts oder gar Badelatschen loszuwandern und die Gefahr zu unterschätzen.
Gehen Sie also niemals alleine los und nehmen Sie ein Handy (alternativ Trillerpfeife) mit. Wer in Kemer einen Badestrand mit feinem Sand sucht, wird enttäuscht werden. Stattdessen dominieren den Strand grobe bis feine Kieseln und teilweise auch felsigen Stellen. Das ist nichts für empfindliche Füße. Das Wasser an der tiefblauen türkischen Riviera erreicht schon im April Temperaturen um 18 Grad und lädt oft noch bis in den November zum Baden ein. Der Kiesstrand jedoch ist es, der die Badewilligen letztlich doch eher in die Pools der Hotelanlagen lockt.
Doch nicht nur Sonnenanbeter reisen gerne nach Kemer. Genießer verbringen hier einen Wellnessurlaub, Ruheständler finden hier Überwinterungsmöglichkeiten, der Kongresstourismus boomt und auch Sportler finden hier ideale Trainingsbedingungen vor. Was soll den weiteren Aufstieg des einstigen Fischerdorfes zum Tousrismuszetrum noch aufhalten?
Bummel durch die Stadt
Beginnen wir unseren Bummel durch Kemer am schmucken Torbogen im Norden der Stadt. Fast 3 Kilometer reihen sich in Richtung Stadtzentrum noble Hotelkomplexe aneinander. Über die Pracht des Rose Resort Hotels, des Maxim oder des Orange County mit der niederländischen Windmühle kann man nur staunen. Allmählich kommen die ersten papageienbunten Geschäfte ins Bild und kurz darauf erreicht man einen Gedenkplatz mit einem schneeweißen Glockenturm und der Friedensstatue von Kemer ins Bild.
Wenige Schritte weiter vernimmt man das Stimmengewirr eines Basars unter schattigen Bäumen. Folgt man nun der Straße in Richtung Strand, reihen sich Cafés, Bars, Restaurants und Souvenirshops aneinander. Nach 15 Minuten erreicht man die herrliche gepflegte Strandpromenade. Hier unter Palmen zu spazieren, ist ein wahrer Urlaubstraum.
Die lange Strandlinie wird nur von einigen Bootsstegen unterbrochen, im Hintergrund erheben sich beim Blick nach Norden die mächtigen Ausläufer des Taurus-Gebirges. Der gepflasterte Weg führt den Gast letztlich an den Hafen mit seinen vielen weißen Jachten. Hier wird der Zutritt allerdings vom Zoll unterbunden.
Weiter in südlicher Richtung erreicht man den Moonlight Aquapark von Kemer. Der Zugang zum Park ist kostenlos, für das Delphinarium und das öffentliche Freibad mit Riesenrutsche und vielen anderen Attraktionen wird ein geringer Eintrittspreis verlangt. Damit hat man fast das südliche Ende der Stadt erreicht und blickt auf den Felsen mit den Fahnen- und Sendemasten, um den herum sich die bereits erwähnten Wanderwege befinden.
Kleiner Auszug aus der Geschichte
Innerhalb von Kemer ist es schwer, deutsch- oder englischsprachiges Material zur Geschichte von Kemer zu finden. Bekannt ist, dass der Ort in der Antike Idyros hieß. Der alte Ortskern befand sich etwas südwestlich des heutigen Stadtzentrums sowie nördlich der nahe gelegenen Handelsstadt Phaselis. Die freie Enzyklopädie Wikipedia erläutert, dass Kemer um 1910 noch Eski Köy (deutsch: das alte Dorf) hieß und von einer Sumpflandschaft mit Seen umgeben war, die durch das Schmelzwasser des Gebirges entstanden sind. Die damaligen Bewohner erbauten in den Ausläufern des Gebirges eine 23 km lange Mauer aus Steinen, um sich vor den Überflutungen zu schützen. Wegen dieser Mauer wurde Eski Köy auf Kemer (deutsch: Bogen oder Gürtel) umbenannt.
Eine interessante Geschichte zur jüngeren Geschichte haben wir unter der Hompage http://www.kemer-tr.info gefunden. Sie erzählt uns, dass vor dem schlagartigen Touristenboom das wertlose Land mit seinen salzigen Wiesen am Meer stets den Töchtern vererbt wurde, während die Söhne das fruchtbare Land am Fuße der Berge erhielten. Als dann der Tourismus mit voller Wucht über die Gegend hereinbrach, änderte sich das schlagartig. Auf einmal waren Grundstücke am Meer Gold wert. Aus dieser Zeit stammt der Spruch: „Kemer’in damatlar zengin!“ (In Kemer werden die Schwiegersöhne reich).
Weitere empfohlene websites zu Kultur, Geschichte und Sprache
http://www.reiseland-tuerkei-info.de
Tourismusinformation
(+90) 242- 814 11 12
Deutsches Konsulat Antalya
(+90) 314- 1101 /314- 1102
Notfallnummer Konsulat
(+90) 0536- 884 7825
Staatliches Krankenhaus Antalya
(+90)242- 338 5353
Flughafen Antalya
(+90)242- 330 3600