Von der Glockengasse zur Martinskirche
Nach der Einquartierung im Weingut St. Urbanshof machten wir uns sofort auf eine kleine Entdeckungstour durch das Ortszentrum von Nierstein. Unsere Gastgeberin hatte uns einen Stadtplan mitgegeben, mit dem wir uns bestens orientieren konnten.
An vielen Häusern der Stadt finden wir grau-weiße Schilder zur „KulTOUR“ im historischen Nierstein. Es gibt 30 Stationen in der Stadt mit QR-Code, die an allen Standorten via Audioguide „Kino für die Ohren“ liefern.
Wir gehen von der Glockengasse in südwestlicher Richtung in die Langgasse und folgen dieser bis zum Marktplatz. Es ist der letzte Freitag im Juni 2021. Erst seit wenigen Tagen dürfen Gastronomen nach dem Lockdown unter Auflagen wieder ihre Pforten öffnen.
Wir passieren den Haxthäuser Hof, eine der 30 KulTOUR-Stationen. Hier ist man emsig dabei, Tische und Stühle aufzustellen und auf die ersten Gäste zu warten.
Wenige Schritte weiter erreichen wir den Marktplatz und stehen vor einem Museum, dass wohl gerade einen neuen Anstrich erhält. Wie wir später erfahren, handelt es sich um ein Paläontologisches Museum (Marktplatz 1, 55283 Nierstein, Tel. 06133-609462). Leider war es „vorübergehend geschlossen“. Schade.
Direkt am Museum finden wir einen Wegweiser zum Rhein-Terrassenweg. Nach links (Südwest) gibt er den Weg nach Guntersblum (12,6 km), Oppenheim (4,6km) und zur Ruine Landskrone (3,7 km) an. Nach Norden führt der die Route über über die Fockenberghütte und Nackenheim nach Bodenheim.
Wir steuern die Straße Fronhof an, weil dort morgen der erste Auftritt der „Akustik Allstars“ nach dem monatelangen Lockdown stattfinden soll. So biegen wir vor dem Museum links ab und schlendern über den Marktplatz, wo bereits viel Betrieb in der Außengastronomie festzustellen ist.
Wir steuern der notierten Adresse Fronhof 7 entgegen und stellen fest, dass es sich um den Kurfürstenhof handelt. Auch hier finden wir eine KulTOUR-Tafel, auf der hervorgeht, dass der Kurfürstenhof aus dem 18. Jahrhundert im 15. Jahrhundert ein Kurpfälzisches Kelterhaus und im 11. Jahrhundert ein Königshof war.
Nach einer kurzen Besichtigung kehren wir um und gehen auf der Straße Fronhof zurück zur evangelischen Martinskirche, die teilweise von einer hohen Mauer umgeben ist. Wir gehen durch das südwestliche Tor und erleben bald eine Überraschung…
Beim Rundgang um die Kirche finden wir überraschend eine Tafel zum Lutherweg 1521, obwohl dieser nicht durch das Zentrum von Nierstein führt.
Der Lutherweg verläuft rund 2 Kilometer südlich von Nierstein von der anderen Seite des Rheins über die Fähre nach Oppenheim weiter. Der Weg zu diesem Einstiegspunkt ist mit den gelb umrandeten Zubringer-Markierungen beschildert.
Die Tafel vor der Kirche steht unter dem Titel „Die Niersteiner Martinskirche, eine Kirche mit mittelalterlichem Kern“. Hier wird erläutert, dass die Kirche im Stadtzentrum durch die sie umgebende Mauer den Charakter einer Wehrkirche hat und das an ihrer Stelle im Mittelalter ein Hof stand, der dem fränkischen König gehörte. Ältester Bestandteil ist der Chorturm, der um 1370 errichtet und 1563 durch ein weiteres Geschoss erhöht wurde. Das alte Langhaus entstand 1782-1787.
Weiter erfährt man (O-Text): „Um 1550 setzte sich die Reformation in der Kurpfalz durch. In den darauffolgenden eineinhalb Jahrhunderten wechselten die Konfessionen hier mehrmals. So führten etwa die Spanier während des 30-jährigen Krieges von 1626 bis 1631 das katholische Bekenntnis ein“ (O-Text Ende).
Weiter erfährt man auf dieser Tafel, dass auch die Katholiken ihre Gottesdienste in der reformierten Martinskirche abhalten konnten, nachdem die katholische Kilianskirche 1767 nach einem Blitzeinschlag verbrannte. Die Lutheraner waren bereits ab 1686 in Nierstein wieder anerkannt.
Nach einer kleinen Besichtigungsrunde innerhalb der Kirchenmauern steuern wir nun dem Rheinufer entgegen. Darüber folgt in Kürze ein weiterer Beitrag zur „KultOUR“ durch Nierstein.
Kontaktdaten:
Stadt Nierstein
Bildstockstraße 10, 55283 Nierstein, Tel. 06133-960 500
e.Mail: info@stadt-nierstein.de – www.nierstein.de