Rennsteig in Thüringen – Etappe 1 Abschnitt 3

Abschnitt Hohe Sonne – Zollstock (527 ü. NN) 3,3 km

Der Mittwoch vor den Osterfeiertagen 2024. Von der A 4 fahren wir die Ausfahrt Eisenach ab und folgen der Bundesstraße 19 aufwärts zur Hohen Sonne. Unterwegs erleben wir einen Riesenandrang vor der Drachenschlucht. Ferienzeit eben, dazu noch etwas Sonnenschein.

Wir sind zum zweiten Mal an der Hohen Sonne, nachdem wir im Herbst 2023 bereits den Abschnitt zum Pilgerkreuz Wilde Sau hin und zurück marschiert sind.

Es ist unser Rückreisetag nach erlebnisreichen Wandertagen auf der Jenaer Saale-Horizontalen. Deshalb nehmen wir uns auch nur einen kleinen Etappen-Abschnitt vor.

Vom großen Gästegarten vor der Hohen Sonne gehen wir über die Bundesstraße und wandern auf dem Weg, der nach rechts an zahlreichen Wegweisern und Schildern vorbei führt. Eine grimmig-fröhliche Holzschnitzerfigur fällt uns auf.

Wir sind nicht nur auf dem Rennsteig, sondern auch auf dem Lutherweg 1521 und dem Europafernwanderweg E 3 unterwegs. Dazu gesellt sich noch die Markierung des Wanderweges „Die schönen Unbekannten“.

Vom Rennsteig-Startort Hörschel sind wir bereits 14,5 km entfernt. Wir gehen in Richtung Ruhlaer Häuschen (6,4 km) und wollen unserem Zeitrahmen entsprechend eine Zwischenstation zu diesem Etappenziel ansteuern. Rege Bautätigkeit herrscht an der Hohen Sonne. Hier tut sich was.

Auf 433 Höhenmetern geht es los. Wir planen, den Hinweg auf dem Rennsteig-Radweg und den Rückweg auf dem Rennsteig-Wanderweg zu gehen. Die beiden Wege verlaufen zum großen Teil gleichauf.

Es geht natürlich gleich spürbar aufwärts. Nach 0,7 km stellen wir fest, dass wir uns auch auf dem Pumpälzweg und dem Triniusweg befinden.

Weitere Schnitzfiguren und Infotafeln begleiten uns in der „Mosbacher Sagenwelt“. Auf dem Rennsteig-Radweg sollte man immer aufmerksam sein.

Radfahrer kommen mit hoher Geschwindigkeit aus Richtung Ruhla und auch die Radfahrer von hinten sind dank E-Motoren nicht immer langsam und rücksichtsvoll. Bei der ersten Gelegenheit wechseln wir von der breiten Schotterpiste auf den Wanderweg, der allerdings nach den regnerischen Tagen oft noch sehr schlammig ist.

Nach genau einem Kilometer erreichen wir den Wegweiser „Hoher Bruch“. Hier steht ein Rennsteig-Info-Portal und einige Schritte weiter lockt vor einer Schutzhütte ein Kneipp-Becken. Wie wir auf einer Tafel erfahren, ist das Wasser das sauberste und kalkärmste in der Region und natürlich trinkbar.

Doch sollte man nicht aus dem Kneipp-Becken trinken, sondern den kleinen Brunnen zum Flaschenfüllen benutzen. Den Wanderern wird empfohlen, das Kneipp-Becken im “Storchengang“ nur eine Minute zu nutzen. „Herz und Kreislauf Dank dir geben, so verlängerst du dein Leben“, ist hier zu lesen.

Sturmschäden durch „Kyrill“

Wer wie wir auf dem Rennsteig jeden Abschnitt hin und zurück gehen muss, kann in der Regel stets vom Rennsteig-Weg auf den Rennsteig-Radwanderweg wechseln. Das erhöht die Chance, unterschiedliche Highlights auf der Route zu entdecken.

In diesem Abschnitt verlaufen beide Strecken zu einem großen Teil gleichauf oder unmittelbar nebeneinander her. Doch kann man dadurch stets den weicheren oder härteren Untergrund wählen und morastigen Passagen ausweichen.

An einer Verzweigung (zum Altenberger See) halten wir uns links, bestaunen weitere Schnitzfiguren auf dem Pumpälzweg und gelangen an einen Rastpunkt mit Infotafel zu den Sturmschäden durch den Orkan Kyrill im Januar 2007.

Im hiesigen Forstamt Marksuhl sind diesem Unwetter 125.000 Festmeter Holz zum Opfer gefallen. Allein im Landeswald sind Kahlflächen von 120 Hektar entstanden.

Die Rennsteigregion war Schwerpunkt der Schäden. Besonders die Bereiche Franzosenschlag und Hangstein wiesen mit 17 Hektar Schadfläche den größten zusammenhängenden Flächenwurf auf.

Bis zum Mai dieses Jahres konnten 4700 Festmeter Fichtenholz aufgearbeitet werden, was etwa 200 LKW-Ladungen entspricht. Bis zum Herbst wurden dann 2700 Douglasien und weitere 5620 Stück anderer Baumarten gepflanzt und mit Schutzzäunen und Wuchshüllen vor Wildverbiss geschützt.

Bis April 2008 wurden für die Wiederbewaldung 202.600 Euro investiert. Bis heute jedoch sind die Schäden auf diesem Streckenabschnitt nicht zu übersehen.

Wendepunkt Zollstock (527 m ü. NN)

Was hatten wir wieder für ein Glück mit dem Wetter. An fast allen unserer Wandertagen in diesem Thüringen-Kurzurlaub war überwiegend Kälte und Regen angesagt. Auch an diesem Tag hatten wir wieder das richtige Zeitfenster erwischt.

Weil aber dunkle Wolken am Horizont aufzogen, entschieden wir uns, am nächsten markanten Punkt den Rückweg anzutreten. Diesen erreichten wir nach 3,1 km an der 1995 erbauten Schutzhütte Zollstock auf 527 Höhenmetern.

Nur 3,3 km trennten uns hier vor dem offiziellen Etappenzielpunkt Ruhlaer Häuschen. Diesen Abschnitt werden wir uns beim nächsten Wanderurlaub in Thüringen vornehmen.

Wie uns eine kleine hölzerne Tafel an der Schutzhütte verrät, war der „Zollstock“ ein alter Viehtrift- und Hutgrenzpunkt. Durch eingerammte Pflöcke war hier der Weg versperrt, damit das Vieh nicht ungehindert und zollfrei durchgetrieben werden konnte.

In der Hütte fanden wir auch einen der sechseckigen Stempel (Nr. 15), der nicht anders aussah wie die Stempel auf der Saale-Horizontalen. Unsere Entscheidung, hier umzukehren, erwies sich als goldrichtig. Schon eine Stunde später regnete es in Strömen.

Zurück zur Hohen Sonne

Am Zollstock stärkten wir uns mit einem Original Seitenbacher Bergsteiger-Müsliriegel (Woischt Kalle?), obwohl der Rückweg ja überwiegend abwärts verläuft. Geht man einen Wanderweg hin und zurück, staunt man oft darüber, was man auf dem Hinweg alles übersehen hat.

Wir staunten aber auch über die Anstiege, die trotz der rund 100 Meter Höhenverlust noch zu bewältigen waren. Dass wir aber schnell wieder am Ausgangspunkt ankamen, lag weniger am Müsli-Riegel als an der Aussicht auf einen Kaffee mit frischem Käsekuchen.

Mit diesem klang auch unsere letzte Tour im Herbst 2023 aus. So gestärkt machten wir uns auf die letzten 130 Kilometer Autobahn von Eisenach nach Lich. Klar, dass wir auch bei der nächsten Wandertour nach Thüringen ein weiteres Stück auf dem Rennsteig erkunden wollen.

Dann soll nicht nur die erste Hauptetappe beendet, sondern in Richtung Großer Inselberg weiter erkundet werden.

Dabei wird es deutlich steiler auf mehr als 900 Höhenmeter hinaufgehen. Vielleicht braucht es dazu mehr als einen Müsli-Riegel.

ENDE

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