Th-040 Wandern im Naturpark Hainich

Der Qualitätsweg Hünenteich bei Mülverstedt

Der Qualitätsweg Hünenteich gehört zu den Rundwanderwegen, die in punkto Familienfreundlichkeiten kaum zu überbieten sind. Am östlichen Rand des Nationalparks Hainich, UNESCO-Weltnaturerbe, finden sich gleich mehrere kurze Wandertouren, die auch Kinderherzen höher schlagen lassen.

Wir fahren von unserem Domizil in Mühlhausen eine knappe halbe Stunde zum Startpunkt, dem Wanderparkplatz Fuchsfarm bei Mülverstedt. Die hier befindliche Gaststätte ist alleine schon die Anreise Wert.

Hier werden große und kleine Wanderer mit märchenhaften Figuren und lustigen Sprüchen auf den Werbetafeln herzlichst begrüßt.

Der Qualitätswanderweg Hünenteich ist im Tourenheft des Projektes „Touringen natürlich entdecken“ auf Seite 58 zu finden. Auf 5,3 Kilometern können Stempeljäger hier die Stempel 40 bis 42 „erbeuten“.

Mit einer Höhendifferenz von 77 Metern (258-335 hm) werden auch kleinere Kinder kaum überfordert sein und gerade diese werden auf der Strecke ein spannendes Abenteuer erleben.

Ein Froschsymbol ist die Markierung dieses herrlichen Rundwanderweges. Die Kurzbeschreibung im Tourenheft hat folgenden Wortlaut (O-Text): „Der Wanderweg Hünenteich ist für die ganze Familie geeignet. Unterwegs haben auch die kleinen Wanderer am Abenteuer-Spielplatz Wildkatzenkinderwald, an der Umweltbildungsstation und am Hünenteich vielfältige Möglichkeiten zum Spielen und Entdecken.

Der urwüchsige Buchenwald zeigt sich mit unzähligen Altbäumen und Totholzstrukturen, Schmelzgewässern sowie Freiflächen, auf denen sich Sträucher und Hecken wieder ausbreiten dürften“. (O-Text Ende). Auf einem bequemen Pfad passieren wir ein Drehkreuz und eine kleine Hütte.

Ein kleiner Brunnen deutet an, wie wechselhaft die Geschichte des Geländes auf diesem Wanderweg war. Auf einer Infotafel wird aufgeführt, dass sich die Fuchsfarm ursprünglich von einer Kuhweide zunächst zu einer Pelztierfarm, dann zum Kinderferienlager und zur „LPG Heimaterde“ entwickelte.

Vor dem Mauerfall war es militärisches Sperrgebiet. Hier ein Auszug aus der Geschichte: „1922 kaufte Eugen Krings nach seinem Studium der Landwirtschaft die LEHDE (Brache) von Mülverstedt. Zügig wurde der Gutshof mit Scheunen für landwirtschaftliche Geräte und Stallungen für Rinder, Pferde und Schweine errichtet. Ein Verwalter- und Arbeiterhaus mit drei großen Wohnungen wurde 1924 fertiggestellt und das Gutshaus mit zwölf Zimmern ausgebaut.

In den folgenden Jahren erwarb Eugen Krings weiteres Land hinzu und baute zwei Hallen für ca. 1000 Legehennen mit dem dazugehörenden Freigelände. Das Gut, fortan WEIDEGUT genannt, wurde durch einen eigenen Generator mit Strom versorgt. 1927 begann Eugen Krings mit dem Aufbau einer Pelztierfarm für Silberfüchse.

Umfangreiche Gehegeanlagen mit einem neun Meter hohen Beobachtungsturm für Tierwärter wurden gebaut. Das Weidegut bekam den Namen Fuchsfarm. Zum Ende des Krieges hatte die Farm einen Bestand von ca. 500 Füchsen“. (O-Text Ende).

Auf der zweiten Tafel erfährt der Besucher, dass das gesamte Gut 1945 enteignet wurde und Eugen Krings mit Familienangehörigen in seinen Geburtsort im Rheinland floh. Der älteste Sohn Giselher verblieb auf dem Hof und wurde verhaftet, konnte aus der Haft jedoch entfliehen.

Sein Zwillingsbruder Egon wurde von der russischen Geheimpolizei verhaftet und verschwand spurlos. 1953 wurde eine „Station junger Naturforscher“ eingerichtet und bis 1959 fanden jährlich Kinderferienlager statt.

Dann übernahm die LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) den gesamten Besitz. Der Wandel zum militärischen Sperrgebiet mit dem Wohnhaus des Eugen Krings als Kommandantur erfolgte 1964. 1972 wurde das Gebäude abgerissen.

Soviel zur Geschichte der Fuchsfarm. Wir erreichen die Stempelstation Nr. 40 an einem „Erosionsgraben“. Danach verlassen wir den Wald und durchwandern eine offene Landschaft mit Wiesen und Büschen.

Ganz schnell ist auch die Stempelstation Nr. 41 „Umweltbildungsstation“ (UbiS) erreicht. Am Beispiel einer jungen Esche inmitten eines Schwarzdornbusches wird hier erläutert, wie ein „Bewohner“ eines Ölkosystems dem anderen das Überleben ermöglicht.

Die Esche konnte im Schutz des Schwarzdorns keimen und dort genug Licht bekommen. Die anderen Baumsamen, die direkt ins hohe Gras der Wiese gefallen sind, haben dort schlechtere Chancen zu keimen. Es ist einfach zu dunkel im dichten Gras.

Wir sehen hier eine Abfolge von Lebensgemeinschaften, bei der eine Gemeinschaft den Weg für die nächste ebnet, bis sich ein ökologisches Gleichgewicht in einer Klimax-Gesellschaft einstellt“, ist auf der Holztafel an der „Station Verbuschung“ zu entnehmen. Genug Naturkunde für uns. Über Stege und bequeme Pfade geht es von der Wiesen-und Buschlandschaft wieder in den Wald.

Nun sind wir auf den Spuren der Götter und Geister aus der Welt der Kelten. Wir lernen Gottheiten und Opferstätten kennen, die aus der Zeit des 3. Jahrhunderts bis in die Zeit der ersten römischen Kaiser reicht.

Zur „Gottheit in Schwertform“ finden wir folgende Angaben: „Schwertidol – Vertreter einer männlichen Gottheit, Heiligtum der spätesten Latenezeit bis zur frühesten römischen Kaiserzeit. Zeit: Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr. Opfer: Tieropfer und Menschenschädel“.

Und wenige Schritte finden wir eine Infotafel zur Hünenburg. Hier lesen wir folgendes: „Wer sich aufmerksam umsieht, kann auch heute noch die Reste einer von Nord nach Süd verlaufenden Wallanlage erkennen. Der Befestigungscharakter der Hünenburg steht außer Frage, doch eine große Fliehung war sie wahrscheinlich nicht.

Am ehesten war die Hünenburg eine spätmittelalterliche Sperranlage zur Kontrolle des Auf- und Abgangs am Hainich, vermutlich in Verbindung mit der Salzstraße. Die Bezeichnung Hünenburg kann durchaus unabhängig von einer ursprünglichen Funktion in der Neuzeit vergeben worden sein.

Funde, welche die Nutzungszeit eingrenzen würden, sind trotz einer kleinen Grabung bisher nicht gemacht worden. Bereits seit 1955 befindet sich diese Anlage als eingetragenes Bodendenkmal im Thüringer Denkmalbuch“. (O-Text Ende).

 

Nicht weit von der Hünenburg liegt auch der Hünenteich, der im Mittelpunkt dieser Wanderung steht. Ein herrlicher, idyllischer kleiner Teich, an dem wir auch die Nr. 42 für unser Stempelbuch finden. Hier ist große Pause und Naturgenuss pur angesagt.

Auch der letzte Abschnitt des Qualitätsweges Hünenteich ist Naturgenuss pur. Wir passieren das Drehkreuz am Ende des Weges, kommen auf unseren Parkplatz und beschließen, das mittlerweile personell besetzte Gasthaus zu besuchen.

Bei Kaffee und Kuchen beschließen wir, eine weitere kurze Wanderung im Naturpark Hainich anzugehen: Den MärchenNaturPfad Feensteig von Weberstedt.

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