Tolle Idee halbherzig umgesetzt
Die Seite 170 im Tourenheft des Projektes „Thüringen natürlich entdecken“ lädt besonders Familien mit Kindern zu einer „Kids-Tour“ über 5,2 Kilometer bei 98 Höhenmetern Aufstieg ein. Der Fuchspfad im Erfurter Steiger“ wird mit folgenden Zeilen beschrieben: „Dieser Weg führt dich zu besonders sehenswerten Orten im Erfurter Steiger.
Die Fuchsfarm wartet mit vielfältigen Bildungsangeboten rund um die Themen Natur- und Umweltschutz sowie Nachhaltigkeit auf dich.
Am Aussichtspunkt Domblick bietet sich durch die Baumkronen des Steigers hindurch ein besonderer Blick auf die Spitzen des Erfurter Doms und die Severikirche. Auf die kleinen Wanderer wartet am Ende der Runde der Waldspielplatz mit abwechslungsreichen Spielgeräten“. (O-Text Ende).
Wenn diese Strecke oder zumindest die Zufahrt zum Startpunkt, dem Parkplatz am Stern (Wanderdrehkreuz des Steigerwaldes) gut markiert wäre, könnte einem genussvollem Wandertag für Groß und Klein nichts mehr im Wege stehen. Doch weil so gut wie nichts markiert war, marschierte ich zunächst mehr als 8 Kilometer zu Fuß überwiegend auf Irrwegen und hatte dabei nur einen der drei Stempelkästen gefunden – die Nr.. 215 am NaturErlebnisGarten Fuchsfarm.
Die Fuchsmarkierung, die diesen Weg beschilderten soll, war nur unmittelbar vor und nach der Fuchsfarm aufzufinden. Um auch die fehlenden Stempelpunkte 216 und 217 zu finden, machte ich mich anschließend noch einmal mit dem Rad auf die Strecke.
Am Ende kamen noch 18 Rad-Kilometer hinzu und eine Gesamtzeit von mehr als vier Stunden. Vielleicht wäre alles besser gelaufen, wenn ich den QR-Code zur Tour genutzt hätte…
Katastrophal war schon die Anfahrt zum Startpunkt von meinem Camp am Stausee Hohenfelden. Auf Kriegsfuß mit dem Navi war ich während dieses Thüringen-Aufenthaltes fast täglich. Warum schickte mich das GPS-System erst in den Süden von Erfurt, in dem ich Dutzende Ampeln passieren musste, um schließlich in die Arnstädter Chaussee zu gelangen? Wäre ich über Klettbach, Schellroda und Egstedt gefahren, hätte ich mir eine halbe Stunde Verkehrs-Stress erspart. Und mitten auf dieser Arnstädter Straße (L 3004) hörte ich dann die Stimme: „Sie haben Ihr Ziel erreicht“.
Hier war nichts zu sehen von einem Parkplatz oder einer Ausfahrt. Schließlich stellte ich meinen VW-Bus am Parkplatz zum Gasthof „Schloss Hubertus“ ab. Hier befand sich eine arg verschlissene Wanderkarte, auf der ich auch einen Parkplatz Stern fand. Der Weg dorthin war allerdings nur schwer zu erkennen.
Auf alle Fälle kannte ich nun die grobe Richtung und marschierte los. Den Parkplatz fand ich nicht, aber immerhin einen Wegweiser zur Fuchsfarm. Diesem folgte ich dann und nach etwa 2,5 Kilometern war der Stempel 215 eingesackt.
Die Fuchsfarm ist wirklich eine tolle Bildungs- und Erlebnis-Einrichtung – nicht nur für Kinder. Wohl gerade erst eröffnet konnte ich mir in Ruhe alles anschauen – im Erlebnisgarten und auch in den Räumlichkeiten. Auf einem großen Banner war zu lesen:
“Wir treten ein für ein weltoffenes Thüringen“. Vorbei an der Imkerei zu einem kleinen Teich, Schnitzfiguren, Spielstätten und jede Menge Infos. Zur Grünlandnutzung, zu Nützlingen des Gartens, zu den Tagfaltern Deutschlands und und und…
Ich treffe einen Herrn in Arbeitskleidung an – vielleicht den Leiter dieses Erlebnisgartens. Ich spreche ihn auf die mangelhafte Wegemarkierung an und er räumte ein: „Ja, die Markierung muss mal wieder überarbeitet werden“.
Oh ja, das muss sie. Er weist mir noch die Richtung zum Stempelpunkt Domblick (216). „Einfach hier runter gehen“, sagt er. Und das tu ich dann.
Ich folge dem Rat des freundlichen Herrn und gehe abwärts in westlicher Richtung. Es ist ein schöner Waldpfad, der sich aber leider bald mehrfach verzweigt. Und wieder ist keine einzige Markierung zu sehen. Vor einer Kreuzung treffe ich auf eine Wandergruppe, die ebenso ratlos erscheint wie ich.
Dieser folge ich in der Hoffnung, dass sie ebenfalls auf dem Fuchspfad unterwegs sind. Es geht immer weiter talwärts und beim Blick auf den Kilometerstand (4,5 von 5,3) müsste ich den nächsten Stempelpunkt Domblick eigentlich längst erreicht haben. Stattdessen erreiche ich den Rand des Erfurter Stadtteils Hochheim.
Nun versuche ich es doch über das Navi und finde immerhin die Lage des Stempelpunktes Waldspielplatz (217). Oha. Ich muss wieder 2 km zurück und aufwärts. Etwas zermürbt erklimme ich wieder die Kreuzung, auf der ich offenbar falsch abgebogen war.
Dann erreiche ich den idyllischen Quellteich, den ich im Laufe der Suche nach dem „Domblick“ noch zwei weitere Mal passieren werde. Dann endlich finde ich eine Wandergruppe, die mir den richtigen Weg zum Waldspielplatz weist. Und von dort ist es auch nicht weit zum Parkplatz Stern. Was für eine Erleichterung. Nach 7,2 km erreiche ich den Waldspielplatz und den Stempel 217. Hier ist erst mal Pause angesagt.
Auch auf dem Spielplatz erkundige ich mich nach dem Rastpunkt Domblick. Man sagt mir, dass es einen Aussichtspunkt auf Erfurt jenseits der Arnstädter Chaussee gibt – allerdings in 3,8 km Entfernung. Das passt natürlich nicht zu einem Wanderweg von 5,3 km Gesamtlänge. Vielleicht ein Tippfehler im Tourenheft?
Immerhin war der Weg zum Parkplatz Stern nicht mehr schwer zu finden. Über den „Großen Waldhausteich“ mit der Infotafel „Krötenwanderung“ komme ich endlich an den Punkt, den ich von Anfang an gesucht habe: Das „Wanderdrehkreuz des Steigerwaldes“.
Hier mein Rat, wie man diesen Punkt anfährt: Von der A 4 Ausfahrt Erfurt West über Waltersleben der L 3004 in nördlicher Richtung (Erfurt) folgen. Am Gasthaus Schloss Hubertus vorbei und dann nach links in Richtung Rhoda abbiegen. Dann dem 2. Waldweg nach rechts folgen.
Um zu meinem Parkplatz am Gasthaus Schloss Hubertus zu gelangen, gehe ich auf Nummer Sicher und laufe auf dem Radweg an der L 3004 zurück. Nach einem Cappuccino im „Schloss Hubertus“ beschließe ich, den Kampf um den Stempel 216 noch nicht aufzugeben und dann mit dem Rad auf die „Jagd“ zu gehen.
Mit dem Rad fahre ich nochmals zur Fuchsfarm. Unterwegs treffe ich eine Studentengruppe und frage auch hier nach einem Aussichtspunkt Domblick. Auch hier kennt man nur den „Stadtblick am Tannenwäldchen“, der jedoch weit abseits des Fuchspfades liegt. Nachdem ich alle bisher bekannten Punkte ein weiteres Mal „abgeklappert“ hatte, will ich mir nun diesen „Stadtblick“ anschauen.
Ich finde schnell die Straße „Am Tannenwäldchen“, passiere einen Bismarckturm mit dem gleichnamigen Hotel-Restaurant und finde den Stadtblick. Ein toller Blick auf ganz Erfurt – aber natürlich nicht mein Stempelpunkt.
Immerhin gibt es hier eine Regionalkarte. Ich überlege mir, von wo auf der Strecke zwischen Fuchsfarm und Waldspielplatz ein Blick auf den Erfurter Dom überhaupt möglich sein könnte. Und tatsächlich ist es mir gelungen, mit dem letzten Versuch noch erfolgreich zu sein. Ich war schon so nah dran!!!
Es ist ein kleiner Trampelpfad mit einem teilweise verdeckten, winzigen Wegweiser, den ich mit dem Rad nicht hinauf fahren konnte. Ein kurzer, aber steiler Aufstieg bringt mich an den lange gesuchten Punkt. Vom Blick auf den Dom keine Spur.
Vielleicht im Winter, wenn das Blattwerk der Bäume verschwunden ist. Und schnell war auch ich aus dem Steiger verschwunden. Es war mittlerweile sommerlich heiß und ich wollte auf kürzestem Weg ins kühle Nass im Stausee Hohenfelden.
Fazit: Der Weg ist vom Konzept und auch vom Streckenverlauf ein tolles Wander- und Familienerlebnis. Bleibt zu hoffen, dass die Zufahrt zum Parkplatz Stern und vor allem die Wanderstrecke besser beschildert wird.
Erwandert am 9. Juli 2024 – geschrieben am 16. Juli 2024