D-07743 Die Saale-Horizontale – 2. Etappe

 Den Ottonen auf der Spur

Jena, am 25. März 2024. Zum zweiten Mal sind mein Wanderkumpel Heiko und ich in der Lichtstadt zu Gast, um weitere Abschnitte der Saale-Horizontalen, Deutschlands schönstem Weitwanderweg des Jahres 2023, zu erwandern. Diesmal haben wir uns in einer Ferienwohnung mitten im Stadtzentrum (am Holzmarkt) einquartiert: Die Full House Premium Apartments sind schon aufgrund ihrer zentralen Lage nicht ganz billig.

Unsere Ferienwohnung mit (Raucher-)Balkon war nett und komfortabel eingerichtet und der große Vorteil ist die unmittelbare Nähe zu den Gasthäusern, Busbahnhöfen und Straßenbahnen. Nachteilig war die fehlende Parkmöglichkeit, die uns Extrakosten für das Parkhaus bescherten, und die 64 Stufen in einem bemerkenswerten Treppenhaus, die wir nach jeder Tour noch überwinden mussten.

Heiko liebt es, vor jedem Wandertag ein mehr als üppiges Frühstück mit viel Obst vorzubereiten. Das war auch an jenem Tag der Fall. Wir hatten uns die zweite Etappe der Saale-Horizontalen vorgenommen. Die Strecke selbst ist 13,5 Kilometer lang.

Allerdings mussten wir zunächst einmal den Weg zum Weg bewältigen. In Prospekten wird über den ÖPNV die Haltestelle Jenertal empfohlen. Wir wollten uns jedoch vor dem steilen Aufstieg zum Einstieg „warm laufen“.

Den Startpunkt an den Teufelslöchern kannten wir ja bereits vom Abstieg von der ersten Etappe, die wir im Herbst 2023 kennengelernt hatten. Und wir wussten auch, wie steil es von den Teufelslöchern zur offiziellen Starttafel an der Kupferplatte hinauf geht.

Den Aufstieg zum Aussichtspunkt Kupferplatte hatten wir uns anstrengender vorgestellt. Vielleicht lag es am üppigen Frühstück, dass wir die Höhendifferenz von etwa 150 Metern so schnell und problemlos überwunden hatten.

Natürlich ließen wir es uns nicht nehmen, den herrlichen Ausblick auf Jena noch einmal zu genießen. Dann schauten wir uns noch einmal das Höhenprofil unserer Tagesetappe an. Hier am offiziellen Startpunkt hatten wir bereits 2,8 km auf der Uhr.

Höchster Punkt auf der Route ist der Fuchsturm, der fast die 400-Höhenmeter-Marke erreicht. Davor kommt das Ziegenhainer Tal, in dem wir die zuvor erkämpfte Höhe drastisch verlieren werden.

Der Beschreibung nach marschieren wir im ersten Abschnitt durch Buchenwald unterhalb des Steinkreuzes. Direkt danach wandern wir auf einem schmalen Pfad am Hang des Kernbergs.

Der erste Wegweiser gibt uns die Entfernungen zu den ersten Zwischenzielen bekannt: Ziegenhain 4,9 km und Fuchsturm 5,6 km. Hier macht das Wandern richtig viel Spaß.

Weiter geht es auf den Schmalen Pfaden an den Muschelkalkhängen. Wir nehmen uns die Zeit, Pflanzen und Gestein näher zu betrachten.

Wie wir am nächsten Wegweiser feststellen, verläuft die Saale-Horizontale hier gleichauf mit der „Kernberghorizontalen“ und Laufstrecken über 6,7 – 11,5 und 17,5 km.

Schon nach 2,5 Kilometern kommt erstmals der Fuchsturm in Sicht. Wir wissen aber, dass unser Weg noch einen großen Bogen in östlicher Richtung beschreibt und dann durch das Ziegenhainer Tal führt.

Lange führt uns der Weg am Waldrand am Stadtteil Ziegenhain vorbei. Dann überschreiten wir eine schmale Straße und wandern auf einem Wiesenweg abwärts.

Da es viele seltene Blumen und Pflanzen hier geben soll, nutzt Heiko eine Pflanzenerkennungs-App auf dem Handy. Seltene Pflanzen konnten wir dadurch aber nicht entdecken.

Umso mehr freuten wir uns beim Marsch durch das Ziegenhainer Tal über herrlich blühende Obstbäume und am Ortsrand von Ziegenhain fanden wir auch den Stempelkasten Nr. 195 des Touringen-Projektes.

Wie zu erwarten war, ist nun wieder ein anstrengender Abschnitt angesagt. Auf dem letzten Kilometer zum Fuchsturm gibt es wieder jede Menge Höhenmeter zu überwinden.

Am Rande des Aufstiegspfades finden wir mehrere Infotafeln. Auf der ersten wird erklärt, warum die Berge um Jena kahl sind (O-Text): „Im Mittelalter stieg der Holzverbrauch enorm an und der Wald wurde mehr und mehr abgeholzt.

Auf den freien Flächen betrieben die Bauern Viehzucht und Landwirtschaft, insbesondere Weinbau. Doch gerade die steilen Hänge am Hausberg litten unter der starken Nutzung. Der Niederschlag spülte ohne die schützenden Bäume den Oberboden fort (Erosion) und auch die Nutztiere sorgten für weitere Abtragungen.

Die Flächen wurden übernutzt und der Boden konnte sich nicht schnell genug erholen. Die Ernte fiel immer knapper aus, bis sich der Anbau nicht mehr lohnte. Vor 200 Jahren waren die Hänge um Jena daher regelrecht kahl.

Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die Hänge zum Schutz vor Erosion und wegen des oft zu heißen Stadtklimas mühevoll neu bepflanzt. Vor allem aber durch die Kraft der Natur kam allmählich wieder der Besuchs zurück (…)“. (O-Text Ende).

Bis zu diesem Punkt gab es auf der Strecke noch keinen Hinweis auf die Ottonen. Erst ab dem Stempelkasten finden sich erste Hinweise zum Strecken-Thema. So liest man auf der Tafel auch, dass Jena zur Zeit der Ottonen vor rund 1000 Jahren nur ein kleines, von Wald umgebenes Dorf war.

Auch ist uns jetzt die Wegemarkierung Ottonen-Pfad aufgefallen. Die nächste Infotafel des Projektes „natura jenensis“ befasst sich jedoch mit dem Weinanbau, der bereits seit 1185 dokumentiert ist.

Durch die steigende Nachfrage nach Wein betrug die Weinanbaufläche von Jena in der Blütezeit um 1542 rund 700 Hektar. Durch Klimaveränderung, Zerstörung im 30-jährigen Krieg und auch durch die Reblaus um 1863 kam der Weinanbau fast zum Erliegen. Wiederbelebt wurde der Anbau erst um 1926.

Nur wenige Schritte weiter nimmt eine weitere Tafel die Besucher mit auf eine Zeitreise durch das letzte Jahrtausend. Mehr und mehr wird die Wanderung nun ihrem Thema gerecht.

Als vor etwa 1000 Jahren das Tal noch mit dichten Buchenwäldern bewachsen war, wurde auf dem Hausberg eine erste Burg errichtet, die den Ottonen als Königspfalz diente.

Eine Info-Tafel folgt auf die nächste. Wer sich wirklich alles durchlesen will, kommt in diesem Abschnitt kaum vorwärts. Unter anderem wird erläutert, wie man im Mittelalter reiste und dass man sich in einem der größten Naturschutzgebiete Thüringens befindet (NSG Kernberge und Wöllmisse bei Jena mit 2070 ha).

Vier herrschaftliche Burgen standen im 13. Jahrhundert auf dem Bergrücken des Hausbergs. Das Dörfchen Ziegenhain entstand und man vermutet, dass es in unmittelbarer Nachbarschaft noch eine slawische Siedlung namens Cochwitz gab. Beide Siedlungen waren vermutlich für die Versorgung der Burgen zuständig.

Es ist ein Flut von Informationen, die man auf dem Weg von Ziegenhain zum Fuchsturm erhält. Und auf den letzten 400 Metern bis zum Turm sollten es noch mehr werden.

Zunächst passiert man ein geschütztes Bodendenkmal mit einer Infotafel zu den mittelalterlichen Wehranlagen. Dann wandert man einen Treppengang hinauf und erreicht die Weihestätte des Bundes Thüringer Berg-, Burg- und Waldgemeinden am Endpunkt eines geologischen Lehrpfades.

32 Steinmale repräsentieren hier die in Thüringen hauptsächlich vorkommenden Gesteinsarten: Trochitenkalk, Rhätsandstein, Travertin, Grauwacke, Granit, Porphyr, Buntsandstein, Schaumkalk, Braunkohlequarzit, Aurakarienstamm und Terebratulakalk.

Von den 32 Steinen ist es nur noch ein Katzensprung zum Fuchsturm. Wir sehen aber schnell, dass der Zugang gesperrt ist. Hier herrschen rege Bautätigkeiten und – wie wir schon befürchtet hatten – die Gaststätte war geschlossen.

Traurig aber wahr: Alle Gastronomiebetriebe, die sogar auf den Schildern der Saale-Horizontalen gekennzeichnet sind, waren auf unseren bisherigen fünf Etappen nicht in Betrieb.

Eine Frage des Personals? Oder der Rentabilität? Zum Glück hatten wir immer Proviant im Rucksack. Bis zum Fuchsturm passierten wir noch einige Gedenksteine und konnten eine wunderbare Aussicht genießen.

Der Fuchsturm – eines der sieben Wunder Jenas – ist erklommen. Um 1100 als Wehrturm der Burg Kirchberg erbaut und 1672 erstmals als Fuchsturm erwähnt.

Bis zur Wetterfahne ist er 19,6 Meter hoch und erreicht somit eine Gipfelhöhe von 409,8 m ü. NN. Wer ihn erklimmen will, muss 115 Stufen überwinden. Rund um den Turm fehlt es natürlich nicht an Infotafeln.

Auf einer wird erklärt, wie sich der Turm in seiner fast 1000-jährigen Geschichte vom Wehrturm zum Ausflugsziel entwickelte. „Von den einst vier mittelalterlichen Burgen ist heute nur noch der ehemalige Bergfried der Burg Kirchberg übrig geblieben – der Fuchsturm.

Als Wehrturm erbaut sollte er im 12. Jahrhundert die Menschen bei einem Angriff schützen. Seine Mauern sind deshalb mit zwei Metern Breite besonders stark. Der einzige Zugang befand sich damals in acht Metern Höhe und war nur über die Mauern oder eine Leiter erreichbar,“ ist auf einer Tafel zu lesen.

Den höchsten Punkt (380 m) und fast genau die Hälfte der Strecke haben wir am Fuchsturm erreicht. Wie uns das Höhenprofil anzeigt, werden wir die Höhe in der zweiten Streckenhälfte ganz schnell verlieren. Auf dem Wegweiser sehen wir zwei Varianten der Saale-Horizontalen.

Auf einer der beiden könnte man nach 900 Metern wieder im Stadtgebiet sein (Jena-Ost). Wir wissen aber, dass wir über Jenaprießnitz nach Wogau müssen. Dem Wegweiser zufolge gibt es auf diesem Weg noch zwei interessante Punkte: Marienblick (0,4 km) und Wilhelmshöhe (1,2 km).

Möglicherweise haben wir diese Punkte unbewusst passiert. Uns fallen Höhlen in den Felsen und eine Inschrift (C.W. v. Knebel 1858) auf.

Wir verlassen den Wald, wandern über Wiesen und später durch blühende Obstbäume. Schafe begrüßen uns lautstark am Ortsrand von Jenaprießnitz.

Jetzt kann es ja eigentlich nicht mehr weit sein… dachten wir.

Wir marschieren durch das Dorf mit seinen vielen bunten Häusern und verlieren irgendwann die Markierung der Saale-Horizontalen. Sicherheitshalber fragen wir einen Einheimischen nach dem Weg nach Wogau, unserem Zielort.

Nur 700 Metern sollen es sein, wenn wir der Hauptstraße folgen. Aber nein, wir wollen doch auf dem Originalweg bleiben. Und der führte in die entgegengesetzte Richtung und aus 700 Metern wurden mehr als vier Kilometer.

Immer wieder näherte sich der Weg durch Wiesen und Weiden dem Zielort an, um sich dann wieder von den Ortsgrenzen zu entfernen und zuletzt musste noch ein Anstieg bis zum Waldrand erklommen werden.

Man fühlt sich dabei ein wenig veräppelt. Aber schließlich erreichten wir Wogau und waren gespannt, ob das Gasthaus „Zur Deutschen Eiche“ als empfohlenes Gasthaus geöffnet war. Natürlich nicht.

So zogen wir in Richtung Bushaltestelle durch das ganze Dorf und holten uns am Ortsende bei Netto eine Erfrischung.

Immerhin kam der Bus (Linie 41) pünktlich und in Jena gab es schließlich Gastronomie in größter Auswahl (ENDE)

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