Vom Altenberger See zum Schloss Wilhelmsthal
Frostiges Aufwachen auf dem Campingpark Eisenach am Altenberger See. Wie warm war es noch am vergangenen Wochenende, an dem wir zuhause in Lich noch „Frühlingserwachen“ im T-Shirt genießen konnten.
Ich stelle mir den Keramik-Heizlüfter auf den Frühstückstisch und beschließe, zunächst einmal den kleineren der beiden Rundwanderwege zu erwandern.
Den QR-Code zur Wegbeschreibung kann man sich an der Infotafel zu den Rundwanderwegen einscannen. Ich halte das jedoch nicht nötig für eine 4-km-Tour, die als leicht, flach und gut begehbar dargestellt wird.
Stichpunktartig werden die Stationen der kleinen Runde aufgelistet: Rezeption Campingplatz – Wilhelmsthal Forsthaus – Wilhelmsthal Abzweig links bis Schloss – Wilhelmsthaler See nach Schweizer Haus links – hinter Schlossgelände Wilhelmsthal – Campingplatz altes Zeltkino – Rezeption.
Die eingekreiste 1 (meistens gelb an Bäumen angebracht) ist die Markierung, die bis zum Schweizer Haus gleichauf mit dem Lutherweg (Thüringer Schleife), Lulluspfad (X16) und dem Wanderweg Eisenach – Eisenacher Hütte (EH) gleichauf verläuft. Auch der Rundweg 2 läuft zunächst gleichauf am Seeufer entlang bis zu einer Streckenteilung im Wald.
Das Vogelgezwitscher wird bald von Motorsägen übertönt. Stürme, Hitze und vermutlich auch Schadinsekten haben auch dem Thüringer Wald heftig zugesetzt.
Schon bald erreiche ich das Wilhelmsthaler Forsthaus. Hier wird Honig direkt vom Hof angeboten. Dann habe ich schon den Park mit den teilweise sanierten Gebäuden der Wilhelmsthaler Schlossanlage vor mir.
Auf einer ersten Infotafel erfahre ich folgendes: „Schloss Wilhelmsthal ist ein Ensemble aus mehreren freistehenden Gebäuden inmitten eines Landschaftsparks, das mehr als 300 Jahre als Jagd- und Sommerresidenz diente. Seit dem 16. Jahrhundert gab es hier erste Jagdeinrichtungen.
Um 1700 entstand das Alte Schloss als Jagdschloss des Herzogshauses Sachsen-Eisenach. Bald wurde es um eine Reihe von Pavillonbauten und eine barocke Gartenanlage mit angestautem See ergänzt.
Zu den Pavillons gehörte auch der Telemannsaal, der als erster freistehender Konzertsaal Europas gilt. Schloss Wilhelmsthal ist die einzige erhaltene Profane Uraufführungsstätte von Werken Telemanns.“ (Zitat Ende)
Es wird weiter aufgeführt, dass Wilhelmsthal 1741 an Sachsen-Weimar fiel, worauf Herzog Ernst August I. das Schloss durch den Architekten Gottfried Heinrich Krohne umgestalten und erweitern ließ. Zum Ende des 18. Jahrhunderts begann der Tafel zufolge Herzog Carl August mit der Anlage eines Landschaftsparks und zum Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der Telemannsaal umgebaut und gegenüber ein Pavillon errichtet.
Hermann Fürst von Pückler-Muskau war es, der im Laufe des 19. Jahrhunderts weitere Umgestaltungen im Park anregte. Zuletzt wird aufgeführt, dass die Anlage nach dem 2. Weltkrieg als Kinderdorf und Ferienanlage genutzt wurde. Nach Leerstand und Verfall (ab 1992) wurde sie 2009 an die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten übertragen. Noch viel mehr kann man im Internet unter dem nachfolgenden Link erfahren:
Schloss und Park Wilhelmsthal (schloss-wilhelmsthal.de)
Rund um den Wilhelmsthaler See
Der Rundwanderweg würde nun nach links durch die Schlossanlage weiter führen. Da er mir aber ohnehin etwas zu kurz erschien, beschließe ich, den See noch soweit wie möglich zu umrunden.
Dabei bin ich nahe der B 19 auf zwei weitere Infotafeln gestoßen. Die erste informiert über den Prinzessinnensteig, der durch ehemalige Staatsjagdgründe zum Kammweg hinaufführt und daher auch Rennsteigleiter genannt wird.
Die Strecke ist nur 2 Kilometer lang und erfordert 150 Höhenmeter Aufstieg. Den Namen erhielt dieser Weg von zwei adligen Hofdamen, die regelmäßig in Richtung Mosbach über den Rennsteig unterwegs waren.
Auf der zweiten Infotafel klärt über die „Erlebnisroute Maria Pawlowna“ auf. Hierzu wird folgende Geschichte aufgeführt (Zitat): „Am 3. August 1804 fand in St. Petersburg die Hochzeit zwischen dem Erbprinzen Carl Friedrich von Sachsen-Weimar-Eisenach und der russischen Großfürstin Maria Pawlowna statt. Am 7. Oktober 1804 begaben sich die Jungvermählten und ihre Reisebegleitung auf die Reise nach Weimar.
Der beschwerliche Weg über weite Entfernungen verlief über die Postwege durch das Russische Reich und das Königreich Preußen. Das junge Ehepaar war 34 Tage unterwegs. Am 9. November 1804 zogen Maria Pawlowna und Carl Friedrich in Weimar ein und wurden feierlich empfangen.
Maria Pawlowna wirkte rund 55 Jahre in Weimar als soziale Wohltäterin und Kunstförderin. Sie setzte sich für einen intensiven kulturellen Austausch zwischen den Völkern ein.“ (Zitat Ende).
Seit 1805 wurde Schloss Wilhelmsthal von dem Erbprinzenpaar regelmäßig als Sommerresidenz genutzt.
Über das Schweizer Haus zurück zum Campingpark
Über Kieswege und Brücken komme ich schnell wieder auf den Rundweg zurück.
Dort wo die Elte in den See fließt, teilen sich die Strecken. Lutherweg und Lullusweg führen nach rechts (südöstlich) auf einen Dammweg, der RW 1 verläuft nunmehr exklusiv in nordwestlicher Richtung.
Beim Blick auf das imposante Schweizer Haus sollte nicht vergessen, auch mal nach rechts über den Wegrand hinaus zu schauen.
Faszinierend, wie sich die Elte hier durch den Laubwald schlängelt.
Das Schweizer Haus ist ein Privatanwesen und nicht näher zu besichtigen.
Es geht zurück zum Ausgangspunkt. Auch wenn die kleine Rundwanderung als leicht beschrieben wird, muss man nun doch ein paar Höhenmeter erklimmen.
Für gestandene Rennsteigwanderer sollte das aber kein Problem sein. ENDE.