Ein faszinierender Sport glänzend in Szene gesetzt
Die großen Stars der Wintersport-Szene einmal aus nächster Nähe zu sehen war schon immer ein besonderer Wunsch von mir. Kurz vor Weihnachten 2022 ergab sich eine hervorragende Gelegenheit, mehr als ein Dutzend der weltbesten Biathlet/innen in Aktion zu erleben.
Das Wetzlarer Reiseunternehmen Gimmler hatte noch einige Plätze frei zum Biathlon auf Schalke. Bei der Buchungsanfrage hatte ich wenig Hoffnung, noch ein Ticket zu erhaschen. Aber diesmal hatte ich Glück.
Leider wollte niemand aus meinem Freundeskreis mitkommen. Aber in einem Bus voller Wintersportfans war man schließlich nicht allein. Und das alles für erträgliche 59,- Euro.
Natürlich hatte dieser Preis auch einen Haken. Abfahrt in Gießen am Parkplatz Hessenhalle um 10.10 Uhr. Bekannt war ja auch die leidige Baustelle auf der A 45 bei Lüdenscheid. Und dann mussten ja auch noch andere Fahrgäste in Wetzlar und Siegen abgeholt werden.
Von Abfahrt bis Ankunft dauerte es knapp 4 Stunden. Doch es war ja noch reichlich Zeit. Vom Parkplatz P 6 war es ein 15-minütiger Spaziergang, bis man vor der gewaltigen Veltins-Arena stand. Auf großen Plakaten waren die deutschen Favoriten Denise Hermann-Wick und Benedikt Doll abgebildet.
Da die Karten für unsere Busgruppe zu unterschiedlichen Zeiten bestellt wurden, gab es auch keine gemeinsame Tribüne. So musste jede/r selbst zusehen, wie er seinen Platz fand. Für mich war es die „Mein-Auto-Tribüne“ Block 56, 10.Reihe, Platz 9.
Es war leichter als befürchtet, dank der guten Beschilderung. Vom Rudi-Assauer-Platz ging es zum Body-Check am Eingang Nordtribüne und von dort am Stand des Hauptsponsors BMW vorbei. Nachdem ich wusste, wo sich mein Zugang befand, spazierte ich erste einmal hinab in das „Winterdorf“.
Es war noch mehr als eine Stunde Zeit und so konnte ich mir erst einmal eine Portion Pommes und einen Glühwein gönnen. Nebenbei schaute ich mir einmal die 1,3 Kilometer lange Piste im Außenbereich an.
Der so genannte „Ruhrpott-Gletscher“ mit seiner steilen Abfahrt und der scharfen Kurve unmittelbar danach war schon eine echte Herausforderung für die Athlet/innen. Ein Wahnsinn, was bei 11 Grad Außentemperatur für Massen an Schnee hier angekarrt werden mussten.
Zwei DJs heizten im Winterdorf gewaltig ein.Um dieses leidige „Leila“ und „40 Jahre die Flippers“ kam man auch auf Schalke wohl nicht mehr herum. Aber manchmal gab es auch gute Musik…
Pünktlich um 15.00 Uhr hatten die Djs Pause und die so genannte „Talent Team Challenge“ begann. Seit 2019 gibt es dieses neue Wettkampfformat, dass konzeptionell gemeinschaftlich von der Internationalen Biathlon Union (IBU), dem Deutschen Ski-Verband (DSV) und dem FC Schalke entwickelt wurde.
Hier stellten zehn Nationen ihre möglichen Superstars für die Zukunft vor. Vielleicht hätte ich mir die Namen der deutschen Nachwuchs-Biathleten merken sollen.
Aber leider landete das deutsche Paar weit hinten und der Sieger hieß erwartungsgemäß Norwegen. Ich stand direkt an der Bahn und erlebte, wie wahnsinnig schnell die Athlet/innen an mir vorbei zischten.
Sie mit meiner leicht defekten Kamera einzufangen war fast unmöglich. Gute Bilder konnte ich nur über die Großleinwand erzielen.
Irgendwann beschloss ich, in die Arena zu gehen und von meinem Sitzplatz den Start der Superstars zu verfolgen. Das Startgelände mit dem Schießstand sah von meiner Tribüne wie eine Spielzeuglandschaft aus.
Auf dem Sitzplatz rechts neben meinem hatte eine sehr korpulente Person Platz genommen. So konnte ich nur sitzen, wenn ich die Knie ganz nach links rückte. Als dann der 3-Zentner-Mensch erschien, der den Platz links von mir gebucht hatte, ergriff ich die Flucht und verzichtete auf meinen Sitzplatz.
Ich wanderte auf zwei Etagen zu verschiedenen Zugängen, die man hier als „Maulöffnung“ bezeichnet. Normalerweise ist es nicht gestattet, dort stehen zu bleiben. Aber da ich niemandem die Sicht versperrte, wurde es geduldet.
So kam ich ein kleines Stück näher an die Sportler/innen heran und konnte mit dem Teleobjektiv auch ein paar brauchbare Bilder erzielen.
Richtig gut wurden aber nur die Bilder, die ich mir von dem riesigen Bildschirm „geklaut“ habe. Gänsehaut gab es, als dann nach dem Anschießen der Countdown zum Start ablief. Mit einem riesigen Knall begann die Jagd. Ein superstarkes Erlebnis.
Die wilde Jagd begann. Für Deutschland waren im Team 1 Denise Hermann-Wick und Benedikt Doll sowie im Team 2 Vanessa Voigt und Philipp Nawrath in der Sport.
Ihre Konkurrent/innen waren aus Tschechien Markéta Davidova und Michal Krcmar, aus Finnland Mari Eder und Tero Seppälä, aus der Schweiz Lena Häcki-Groß, aus Österreich Lisa Teresa Hauser und Felix Leitner, aus Italien Dorothea Wierer und Tomaso Giacomel, aus Frankreich Julia Simon (Weltranglisten-Führende) und Fabien Claude, aus der Ukraine Julia Dzhyma und Anton Dudchenko sowie das Favoriten-Team aus Norwegen mit Ingrid Landkark Tandrevold und Vetle Sjastad Christiansen.
Ich schaute mit die „erste Halbzeit“ in der Arena an. Da lagen beide deutschen Teams nach mäßigen Schießleistungen weit hinten. Im zweiten Teil wollte ich den Stars ganz nahe sein und ging wieder hinaus an den „Ruhrpott-Gletscher“.
Kläglich scheiterten die Versuch, mit meiner ohnehin defekten Kamera Fotos aus nächster Nähe zu machen. Zum einen lag das daran, dass die wenigen günstigen Positionen für gute Bilder für die Kameraleute und Pressefotografen abgesperrt war. Zum anderen waren die Lichtverhältnisse für meine Kamera nicht geeignet.
Die Biathlet/innen zischten nur wenige Meter an mir vorbei und dennoch gelangen mit nur brauchbare Bilder über den Großbildschirm. Und dann gab auch noch der Akku auf. Am Ende standen die Teams aus Frankreich, Norwegen und Österreich auf dem Siegertreppchen.
Die deutschen Duos folgten auf den Rängen 4 und 5. Das Ergebnis war aber im Verhältnis zum sportlichen Erlebnis zweitrangig. Die 30.600 Zuschauer waren fair und bejubelten alle Athleten. Groß war der Jubel, wenn der/die jeweils Führenden mit Trompetenfanfaren in die Arena kamen. Lange Zeit lag Norwegen vorn, dann aber schwächelten Tandrevold/Christiansen bei der letzten Schießeinlage und mussten die Führung abgeben.
Die Zeit bis zur Siegerehrung wurde mit einem Auftritt von Flippers-Sänger „Olaf“ überbrückt. Wieder ein Anlass zur Flucht an die nächste Getränketheke. Nochmal 4,60 Euro für einen Glühwein direkt von der EV-Karte. Der Kontoauszug wird wohl interessant sein.
Lange Warteschlangen hatten sich vor den Damen-Toiletten gebildet. In einer solchen traf ich auch einige Bekannte aus Lich (Jannie Meyer und Co.), die mit dem Auto angereist waren. Und in den Gängen entdeckte ich Plakate, die wohl Anlass für meinen nächsten Besuch auf Schalke sein werden. Herbert Grönemeyer wird am 9. Juni in der Veltins-Arena auftreten.
In der Arena krönt ein gigantisches Feuerwerk ein großartiges Sport- und Show-Erlebnis. Schade, dass die Kamera den Geist aufgegeben hat. Aber dann begann die große Leidenszeit für die Busreisenden. Es war 21 Uhr, draußen war es nass und kalt, es gab keine warmen Plätze und der Bus darf aufgrund der vorschriftsmäßigen Ruhezeiten des Fahrers erst um 23 Uhr losfahren.
Ich lief das ganze Gelände rund um die Arena ab, in der Hoffnung, irgendwo eine warme Kneipe mit Sitzplätzen zu finden. Um nicht auszukühlen marschierte ich eine ganze Stunde durch die trostlose Gegend. Immerhin öffnete der Fahrer um 22 Uhr die Türen des Busses.
Die meisten Teilnehmer dieser Reisegruppe stürzten sich sofort ins Warme und mussten tatsächlich eine ganze Stunde noch warten, bis die Rückreise beginnen konnte. Und diese dauerte mit den Zwischenstopps in Siegen, Weilburg etc. noch stolze 3,5 Stunden. Kurz vor 2 Uhr nachts war ich dann am Parkplatz in Gießen und konnte nachhause fahren. Mein Fazit: Zum Biathlon auf Schalke jederzeit wieder. Aber nie mehr mit einem Bus. Für 6 Stunden Sport und Show 16 Stunden unterwegs zu sein, steht in keinem guten Verhältnis.