44879 Bochumer Route der Industriekultur

Station 1: Zur Zeche Hannover

Dezember 2022 in Bochum. Die geologische Firma, für die ich mittlerweile fast 15 Jahre arbeite, hat mir durch eine zweitägige Exkursionsreise ermöglicht, die Heimatstadt meiner Familie mütterlicherseits etwas näher kennen zu lernen. Bochum wurde im zweiten Weltkrieg erheblich zerstört. Wie ich bei wikipedia erfahren kann, wurden vom 20. Juni 1940 bis 22. März 1945 sind bei 46 verschiedenen Bombardierungen, hauptsächlich durch die Royal Air Force, insgesamt ca. 11.595 Tonnen Bomben abgeworfen. Auch das Haus meiner längst verstorbenen Großeltern fiel dem Bombenhagel zum Opfer. Möglicherweise hat das verhindert, das ich selbst Bochumer geworden wäre.

Bisher war ich nur dreimal in meiner „Fast-Heimtatstadt“. Einmal, um meiner Mutter mit dem Starlight-Express, das am längsten am selben Standort laufende Musical der Welt, eine Freude zu bereiten und den Standort ihres ehemaligen Elternhauses zu finden. Dort stehen heute weit und breit nur hässliche Mietskasernen, weil nach dem Krieg schnell wieder Wohnraum geschaffen werden musste. „Du bis keine Schönheit“, singt Herbert Grönemeyer in seiner Bochum-Hymne. Damit hat er recht. Aber man findet immer mehr schöne und interessante Plätze, die den Bochumern immer höhere Besucherzahlen bescheren. Alleine im „Bermuda3eck“, der Kneipenmeile in der Innenstadt mit 60 Gastrobetrieben, konnten jährlich 3 Millionen Besucher registriert werden. Zum Festival „Bochum Total“, das jährlich am zweiten Wochenende im Juli stattfindet, wurden bei freiem Eintritt täglich 400.000 Musikfans gezählt.

Ein zweites Mal zu Gast in Bochum war ich bei einer IVV-Volkswanderung und zuvor zu meiner Zeit als Kneipenwirt mit einer kleinen Busgruppe, wobei das Zeiss-Planetarium und zuletzt „Paddys Pub im Pott“ die wichtigsten Stationen waren. Doch dabei habe ich nicht annähernd soviel über „die Blume im Revier“ erfahren wie bei dieser Exkursion.

Die Anreise über die A 45 war wie seit ewigen Zeiten schon von der Baustelle bei Lüdenscheid etwas nervig. Nicht ganz so einfach war es auch, in der Nähe des Hauptbahnhofes einen kostenfreien Parkplatz zu finden. Wir hatten Glück und fanden eine Lücke in der Wittener Straße, ganz in der Nähe des Bochumer Zentrums für Stadtgeschichte. „Bochum macht sich“ war am Portal dieses städtischen Archivs mit Exponaten aus der 800-jährigen Stadtgeschichte zu lesen. Davon konnten wir uns überzeugen.

Unsere Gruppe traf sich im netten Café Ferdinand ganz in der Nähe des Hauptbahnhofes. Hier staunten wir zum ersten Mal darüber, dass die meisten Gaststätten in Bochum auch im Dezember ihre Gäste auch im Außenbereich bedienten. Wohl eine Folge des Rauchverbots in NRW.

Von hier waren es nur wenige Schritte zum Bahnhof für Reisebusse, wo am frühen Nachmittag eine Stadtrundfahrt auf der „Route der Industriekultur“ auf dem Plan stand.

Die Zeche Hannover im Stadtteil Hordel

Vom Busbahnhof in der Wittener Straße führte uns unser souveräner und gut gelaunter Stadtführer zunächst in den Stadtteil Hordel, wo die Zeche Hannover auf dem Besichtigungsplan stand. Zuvor aber erfuhren wir auf einer Kanalbrücke, welche Bedeutung der Fluss Emscher für das Abwassersystem der Stadt Bochum hatte und welche Maßnahmen nötig waren, um die Wasserqualität stetig zu verbessern.

Nach einem Spaziergang von 500 Metern stand unsere Gruppe dann vor der Zeche Hannover und der nebenan befindlichen Zeche Knirps. Diese sind in den Wintermonaten nicht für Besucher geöffnet. Durch den Zaun blickten wir auf die Zeche, die in den Jahren 1847 bis 1872 entstand, nachdem man bei einer Probebohrung in 92 Metern Tiefe auf das unterirdische Steinkohlegebirge stieß.

Der Name der Zeche Hannover ist auf die ist auf die Übernahme durch die Hannoversche Bergwerksgesellschaft Horstmann & Co. AG zurückzuführen. Von Alfred Krupp wurde sie 1872 übernommen, nachdem sie im Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) erstmals Gewinn erwirtschaftete.

Wir blicken auf den mächtigen Malakow-Turm und das angebaute Fördermaschinengebäude. Als Malakow-Turm werden Fördertürme mit eine charakteristischen Bauform bezeichnet, die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts in Kontinentaleuropa errichtet wurden. Es sind massive Bauwerke mit einer festungsähnlichen Architektur. Mit bis zu drei Meter dickem Ziegelmauerwerk und einer versteiften Konstruktion können sie die Seilscheiben halten und die gewaltigen Zugkräfte der Fördermaschinen auffangen. Der Name geht auf das Fort Malakow, einem Teil der russischen Festungsanlage vor Sewastopol zurück. Im Krimkrieg (1853-1856) war diese Anlage lange umkämpft und wurde schließlich von französischen Truppen unter dem Kommandanten Aimable Pélissier eingenommen. Dieser wurde nach seiner Rückkehr nach Frankreich 1859 zum „Herzog von Malakow“ ernannt.

Wer mehr wissen möchte, verwende den nachfolgenden Link: Zeche Hannover – Wikipedia

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