Mission Impossible
Das gelbe Rechteck auf weißem Grund – vom VHC als gelbes „Band“ bezeichnet. Dass die Markierung des Lahn-Kinzig-Weges schon lange lückenhaft ist, haben wir auf den Wegen im östlichen Landkreis Gießen schon feststellen können. Wie kann das in einer Universitätsstadt wie Gießen mit mehr als 70.000 Einwohnern sein. Erwartungsgemäß katastrophal.
An unserem Anknüpfpunkt im Eichendorfring in Höhe der Hausnummern 77/78 ist die Markierung gemeinsam mit dem Aufkleber des Thomas-Morus-Kirchenweges und dem eines Kunstweges noch deutlich zu sehen. Man biegt in den Fußweg ein und marschiert aufmerksam durch das Häusermeer.
Die aus den 1960er Jahren stammenden Markierungen des Lahn-Kinzig-Weges waren wohl ursprünglich an den Masten der Straßenbeleuchtung angebracht. Längst hat man neue Solarlampen angebracht, an denen natürlich keine gelben Markierungen zu finden sind. Die anderen zuvor genannten Markierungen sind reichlich vorhanden.
Wenn Markierungen zu finden sind, dann an alten Bäumen oder Elementen, die vor 60 Jahren schon vorhanden waren. Wir finden noch eine verblasste Markierung an der ersten Querung, an der wir nach rechts abbiegen. In Höhe der Häuserreihe 89-97 ist auch noch eine Markierung zu finden. Hier geht es links weiter, an der Umzäunung eines Spielplatzes entlang.
Rechts der Spielplatz, links das zu Corona-Zeiten natürlich geschlossene Lokal „Burger Time“. Wir kommen an den Fasanenweg. Auch hier wurde die Straßenbeleuchtung in jüngerer Zeit erneuert. In beiden Richtungen ist nichts mehr zu sehen.
Wir gehen nach rechts (Richtung Nord) und finden am Ende des Fasanenweges den Einstieg zu einem schönen Wanderweg entlang der Bahngleise. Vielleicht finden wir hier eine gelbe Markierung. Aber Fehlanzeige. Was wir finden sind immerhin einige Frühlingsboten…
Also gehen wir auf dem Fasanenweg wieder zurück. Am Abzweig des Anneröder Weges entscheiden wir uns, in östlicher Richtung weiter zu gehen und biegen dort rechts ab. Die Straße Anger und den Hasenpfad lassen wir rechts liegen. Stets geradeaus passieren wir auch die Kreuzung Rehschneise/Anger und auch die rechts abzweigenden Straßen Rabenweg und Fuchsgraben lassen wir außer Acht.
Keine schöne Wohngegend. Erbaulich ist nur die aufkeimende Blumenpracht in einigen Vorgärten.
Auch die links abzweigende Heinrich-Fourier-Straße wird geradeaus übergangen und dann führt uns der Anneröder Weg vor der Bahnhaltestelle Licher Straße um eine Linkskurve.
Ein schmaler Pfad vor den Bahngleisen eröffnet die Möglichkeit, ein paar Schritte auf natürlichem Untergrund zu laufen. Es war zu vermuten, dass der Weg durch Gießen letztendlich am einfachsten über die Licher Straße ins Stadtzentrum führt. Man hätte sie schon am Eichendorffring ansteuern und dabei viel Rätselraten vermeiden können. Aber schließlich muss man irgendwie bzw. irgendwo die Bahngleise überwinden.
Wir gehen also in der Licher Straße nach rechts über die Gleise und könnten uns nach dem Abzweig der Straße „Kugelberg“ mit Essen zum Mitnehmen bei „Pizza Olive“ (Stand 23.2.2021) versorgen.
Doch in der Licher Straße gibt es noch jede Menge weiterer Restaurants und Hotels, die aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen sind.
Dazu gehört zum Beispiel das Restaurant „Pizza Pie“…
oder das Hotel/Restaurant „Tandreas“…
Wir wechseln die Straßenseite über die Fußgängerampel an der Abzweigung der Georg-Philipp-Gail-Straße, um dann ein paar Schritte den Lutherberg hinauf zu gehen und vor dem Tor zum Alten Friedhof nach rechts in den Park einzubiegen.
Endlich mal ein paar Hundert Meter Kiesweg. Wenig Vogelgezwitscher, aber durch Corona auch wenig Verkehrslärm. Wir blicken durch das Tor in den Friedhof, ein „Immaterielles Erbe Friedhofskultur“. Am unteren (westlichen) Ende des Parks werden wir eine Infotafel zum Alten Friedhof finden.
Der Alte Friedhof wurde nach dem Festungsbau in der Mitte des 16. Jahrhunderts vor den Toren der Stadt angelegt. Im Park wollen wir eine kleine Pause einlegen und findet tatsächlich eine freie Ruhebank. In diesen Lockdown-Zeiten keine Selbstverständlichkeit.
Was uns beim weiteren Gang durch den Park auffällt: Viele Hausbesitzer nutzen den Lockdown zu Renovierungsarbeiten – Gerüstbauer haben Hochkonjunktur. Der Himmel ist blau und himmelblau schimmert die Fassade der Tanzschule Bäulke durch die Bäume.
Wir kommen ans westliche Ende des Parks und können uns nun eingehend über die Geschichte des Alten Friedhofes informieren. Unter anderem erfährt man, dass sich auf dem Friedhof etwa 120 kunsthistorisch wertvolle Grabdenkmäler befinden, darunter die Begräbnisstätte des Wilhelm Konrad Röntgen, von 1879 bis 1888 Professor in Gießen.
Und am Ende der Licher Straße, wo das einstige Kiosk „Max hat‘s“ heute leer steht, stehen wir vor der Frage: Wie kann der Weg weitergehen. Dem Namen entsprechend auf kürzestem Weg an das Lahnufer? Oder vielleicht auf direktestem Wege zum nächsten planmäßigen Etappenort Wettenberg?
Wir entscheiden uns, zunächst in das Stadtzentrum zu gehen und möglichst viele Sehenswürdigkeiten von Gießen zu bestaunen.
Und mal sehen, wo man zu Corona-Zeiten auch etwas anderes zu Essen bekommt als Döner oder Pizza…