Ein Paradies für Sumpfschildkröte und Blaupfeil
Die Hölle von Rockenberg ist ein Rückzugsraum für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten. Wir haben dieses schöne Fleckchen Erde auf unserer Erkundungstour auf dem Lutherweg 1521 im Dezember 2020 zwischen dem ehemaligen Sandabbau bzw. der Erddeponie und den Gambacher Weg in Rockenberg entdeckt. Eine Infotafel vor Ort erläutert uns , dass das Gebiet bereits seit Mitte der 1990er Jahre unter Schutz steht und das der südliche und östliche Teil schon in historischer Zeit durch die Huteweide mit einer Schafherde entstand. Bis heute pflegen Weidetiere Teile des Gebietes.
Hier ein Auszug aus der Infotafel (O-Text): „Im nordwestlichen Steinbruchgelände entwickelten sich nach der Nutzungsaufgabe wertvolle Sekundärbiotope, in denen viele Amphibien, wie die Wechselkröte überleben konnten. Die sonnenwarmen trockenen Sandmagerrasen des Schutzgebietes beheimaten das seltene Bergsandglöckchen, seltene Wildbienen nisten hier. Auch Silbergras und Filzkraut finden günstige Lebensbedingungen vor. Im Frühsommer sind im nördlichen Bereich des Gebietes einheimische Nelkenarten des Heidegebietes an ihren leuchtend pink gefärbten Blüten zu erkennen.“ (O-Text Ende).
Verschiedene Tier- und Pflanzenarten, die in dem ehemaligen Abbaugebiet vorkommen, werden auf der Tafel vorgestellt. Zum Beispiel die Kreuzkröte, ein zierliches marmoriertes Tier, das in Hessen sehr selten geworden ist. Oder die Zauneidechse, die sich als „Sonnenanbeterin“ auf den Felsen in der Sonne besonders wohl fühlt. Neben vielen Wildbienen findet man in Wassernähe den Großen Blaupfeil, eine Libelle mit hellblauem Hinterleib.
Separat erläutert wird auch der Begriff „Besenheide“ (Calluna vulgaris). Wörtlich ist zu lesen (O-Text): „Bekannt durch seine lila Blüte in der Lüneburger Heide bildet der Zwergstrauch auch hier dichte Zwergstrauchheiden oberhalb des Abbaugebietes. Sie liebt saure und magere Böden und wird gewöhnlich bis 15 Jahre alt, kann aber durch den Schafverbiss deutlich älter werden. (O-Text Ende).
Als floristische Einmaligkeit in der Wetterau wird auch das Silbergras hervorgehoben. Es wächst vornehmlich auf bewegten Sanden und verträgt auch langanhaltende Trockenheit.
Dieses Schutzgebiet würde ohne extensive Beweidung ihre Charakter verlieren. Hinzu kommen die menschlichen Pflegearbeiten, die darauf abzielen, zu starken Gehölzbewuchs zu verhindern.
Man erfährt weiter, dass einige der seltenen Arten, insbesondere die Sumpfschildkröte, aber auch Lebensräume wie Halbtrockenrasen, Calluna-Heide und Silikatfelsen als schützenswert in der FFH-Richtlinie aufgeführt sind. FFH steht hier für Flora-Fauna-Habitat und nicht für einen Radiosender.
Ebenso wie die benachbarten Klosterwiesen ist Das Schutzgebiet Bestandteil des europäischen Naturschutz-Verbundsystems NATURA 2000. Durch diesen Status genießt die „Hölle von Rockenberg“ nicht nur die Förderung der Institutionen, sondern sichert der Sumpfschildkröte, dem Bergsandglöckchen und vielen anderen Arten ein dauerhaftes Paradies.
Dies zu erhalten erfordert natürlich auch die Einhaltung zahlreicher Grundregeln. Das Gebiet darf umwandert, aber nicht betreten werden und der Hund gehört selbstverständlich an die Leine. Stören sie die Tiere nicht und entnehmen sie keine Pflanzen. Auch wird darum gebeten, keine Haustiere hier auszusetzen. Sie gehören nicht hierher und können in der Regel auch nicht alleine überleben.
Auf einer zweiten Infotafel wird besonders auf die Sumpfschildkröte eingegangen. Das Land Hessen trägt der Tafel zufolge eine besondere Verantwortung für das Überleben der europaweit durch die FFH-Richtlinie geschützte Tierart. In der Rockenberger Hölle findet die Sumpfschildkröte gute Überlebenschancen.
Allen, die auf den Randwegen bleiben (siehe Karte), wünschen das Land Hessen, Natura 2000, der Wetteraukreis und die Gemeinde Rockenberg einen angenehmen Aufenthalt und schöne Beobachtungen.
Weitere Infos:
Gemeinde Rockenberg
Obergasse 12, 35519 Rockenberg
Telefon: 06033-96390, Telefax: 06033-963910
E-Mail: gemeinde@rockenberg.de