2019 Gastbeitrag: Stadtwanderung quer durch Berlin

Diesen Beitrag hat uns Dieter Groß aus Muschenheim von einer Wanderung in Berlin gesendet. Wir bedanken uns sehr herzlich.

15,2 km vom Ostkreuz zum Westkreuz
Keine nennenswerten Höhenunterschiede

Eine Wanderung durch eine Stadt wie Berlin, ist natürlich etwas völlig anderes als durch die Natur zu wandern. Verkehr, hektische Betriebsamkeit und Geräuschpegel fordern die unausgesetzte Aufmerksamkeit des an Stille und Besinnlichkeit gewöhnten Wanderburschen.

Grundsätzlich gilt in Berlin: Versuche niemals eine Ampel bei Rot zu überqueren – es wird keine Rücksicht geübt und kommt geplantem Suizid nahe.
Und betritt niemals einen Radweg! Da kennen die Hauptstadtradler keinen Humor – ausser in Kreuzberg….die kennen zwar auch keinen Spass, aber halten sich sowieso nicht an ihre Radwege, sodass man sich als Fussgänger eher wie Freiwild fühlt.

Aber zur eigentlichen Tour:
Ich startete Morgens vom S-Bahnhof Ostkreuz, einem der vier grossen Ringbahnhöfe um Berlin.
Da ich mit Google Maps navigierte, folgte ich der Persiustrasse durch ein Mischgebiet an der Lasker Sportanlage entlang bis zur Rochowstrasse. Dort nach links abgebogen erreicht man die B 96a ( auch Stralauer Allee), und folgt dieser ca 1,5 km der Spree entlang bis zur Oberbaumbrücke. Diese stellt eine architektonische Schönheit dar und bietet ein paar Besonderheiten.

Während der Teilung Berlins zeitweise Übergang von Ost nach West, kam es dort häufig zu Zwischenfällen, sodass die Brücke zeitweise komplett gesperrt war.
Auf der Brücke verkehrt die S-Bahn,darunter der Fussgängerverkehr.
Ein Nachschlagen -bei Wikipedia etwa- lohnt sich.
Hat man also die Spree trockenen Fusses überquert, folgt man die nächsten Kilometer der Hochstrecke der S-Bahn durch Kreuzberg. Sehr reizvoll,da die alten Pfeiler und die Bahnhöfe noch sehr an die Gründerzeit erinnern.


Übrigens erinnert der Strassenbelag den geprüften Wanderer auch ständig daran…mal Platten, mal grobes ,mal feines Kopfsteinpflaster .Da denkt man öfter wehmütig an hessische Waldwege….aber da muss man dann eben durch.Man folgt jetzt einige Zeit der Hochstrecke und der Spree und gelangt ans deutsche Technische Museum.
Bei einem früheren Besuch besichtigte ich dasselbe und kann nur raten es ebenso zu machen-es lohnt sich.

Wenig später biegt man ab und stösst unter dem Bahnhof Gleisdreieck hindurch auf das Naherholungsgebiet „Schöneberger Wiesen“. Die Wege sind leider auch betoniert,aber sonst lädt die Ruhe dort an einem kleinen Imbiss zu einer ersten, grösseren Rast ein.

Am Ende des Naherholungsgebietes beginnt die Kurfürstenstrasse. Dieser folgt man jetzt einige Zeit richtung Berlin-Mitte und spürt jetzt auch zunehmend die grosstädtische Hektik, die man eben dort auch erwartet.
Man erreicht dann die Gedächtniskirche und somit den Breidtscheidplatz, Ort des schrecklichen Terroranschlages vom Weihnachtsmarkt 2016.
Aber in Berlin liegen dunkelste Geschichte und Lebensfreude ja meist dicht beieinander, so dass man dort eben auch verweilen und rasten kann,etwa bei einer original Berliner Currywurst und einem lecker Berliner Pils.

Jetzt wird der Wandersman durch die Qual der Wahl geplagt: etwa bei gleicher Streckenlänge den Kurfürstendamm entlang zu gehen oder – wie ich es tat -der Kantstrasse zu folgen.
Die Kantstrasse bietet nicht weniger anzusehen wie der Ku’damm ist aber weniger spektakulär und etwas ruhiger….das merkt man auch an den Preisen. Man kann sich hier zu einer Tasse Kaffee niederlassen,ohne daran denken zu müssen, wie man diese nachher bezahlen soll.
Man passiert den Savignyplatz, der durch seine gefällige Bepflanzung zur Rast lädt.
Jetzt bleibt man für fast den gesamten Rest der Strecke auf der Kantstrasse und entfernt sich somit merklich der Mitte Berlins wieder.
Schliesslich stösst man auf das futuristisch anmutende Internationale Congress Centrum (ICC),welches leider fast völlig ungenutzt herumsteht und ein Zeugnis des Systemkampfes der späten 80er Jahre darstellt. Einst von Westdeutschland als Gegenpart zum Palast der Republik im Osten errichtet, fristet es heute ein tristes Dasein als unnützer, teurer Bau am Fusse des Westberliner Fernsehturms.
Man umrundet den Komplex halb,und erreicht dann tatsächlich nach gut 15 Km das Westkreuz.
Füsse und Rücken verspüren ja längst keinen Schmerz mehr,aber man hat sehr viel gesehen und steigt befriedigt in die nächste S-Bahn.

Zum Schluss noch ein paar tipps für Neugierige:
Aus Kostengründen empfiehlt sich eine Unterkunft am Rande von Berlin. Die günstigen Tarife für den ÖPNV in Berlin ermöglichen zu jeder Zeit das erreichen jeden Zieles ( ich hatte die 5-Tage City-tour Card für 34 euro…beinhaltet auch verschiedene Ermässigungen für Museen usw.).Auch Essen gehen und Kneipenbesuche sind ausserhalb der Mitte deutlich günstiger.
In Weissensee fand ich,unweit meiner Unterkunft sogar eine Sportsbar( sehr ordentlich und Raucherfreundlich), in der das 0,5 liter gezapfte Berliner Pils für 2,20 Euro (!!! Stand Juli 2018) zu haben war….wer braucht da den Ku’Damm?

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