2018 Erlebnisbericht Nordböhmen (7). Vom Jested zum Parkplatz Vyprez

Vom Jested westlich abwärts (Teil a, 1,5 km)

Bevor wir uns auf die Socken machen, um einen noch nicht erschlossenen Abschnitt des E 3 zu erkunden, schauen wir uns noch einmal die Infotafeln im Rundgang des Jested-Gebäudes an.

Eine Himalaya-Ausstellung fällt zwischen den historischen Hinweistafeln auf. Es ist wirklich schade, dass alle Infos zum Turm und seiner Geschichte nur auf tschechisch zu lesen sind.

Wir wandern ein Stück abwärts auf der Zufahrtsstraße und erreichen einen Abzweig mit Wegweiser. Wir müssen uns in Richtung Petrovice und Horni Sedlo orientieren, finden diese Namen aber nicht auf dem Wegweiser.

Ausgerechnet an dieser Stelle ist auf unseren Karten vom westlich gelegenen Zittauer Gebirge und dem östlichen Isergebirge die Schnittstelle. Da wir aber beim letzten Besuch des Jested auf der Zufahrtsstraße weiter abwärts in Richtung Horni Hanychov gewandert sind, konnte nur die Gegenrichtung die richtige sein.

Auf dem Wegweiser finden wir die Wegpunkte Nad Vyprezi (0,5 km) und Vyprez (Bushaltestelle, 1,5 km) als nächste Anhaltspunkte. Im Handbuch für die Fernwanderwege (Auf Tour in Europa, H.J. Gorges) ist als nächste westliche Zwischenstation „oberhalb Krizany“ aufgeführt. Danach „Vapenny“ und „Horni Sedlo“. Immerhin finden wir auch „Krizanske Sedlo“ (6,5 km) auf dem Wegweiser. Das dürfte doch wohl mit „oberhalb Krizany“ gemeint sein.

Abwärts kann nur richtig sein. So biegen wir an diesem Wegweiser nach rechts ab und gehen einen steilen Pfad auf felsigem Grund abwärts. Abgekämpfte Wanderer kommen uns schnaufend entgegen. Aber auch wir sollten trotz allgemeiner Abwärtstendenz noch gehörig ins Schnaufen kommen.

Man sollte nicht glauben, dass man in dieser Region abwärts schneller vorwärts kommt als aufwärts. Jeder Schritt musste wohlüberlegt sein. Bei Glätte oder Nässe ist das Wandern auf diesem Weg nicht zu empfehlen.

Nach 500 Metern erreichen wir den Wegpunkt „Nad Vyprezi“ auf immer noch 890 Höhenmetern. Hier finden wir einen Unterstand und auf dem Wegweiser auch die Bestätigung, auf dem richtigen Weg zu sein. Das Etappenziel Horni Sedlo ist hier schon aufgeführt (21,5 km).

Nach diesem Wegpunkt geht es etwas angenehmer weiter. Der Waldweg wird breiter und verläuft nun fast eben. Stellenweise geht es sogar leicht bergauf. Wir erreichen eine Landstraße und folgen dieser nach links, um kurz darauf wieder nach rechts in den Wald einzubiegen.

Weiter geht es durch den herbstlich bunten Mischwald und schon bald gelangen wir erneut an eine Straße, die uns an einen großen Parkplatz führt.

An diesem Parkplatz finden wir auch Infotafeln mit deutschem Text zum Naturpark Jested (Jeschkengebirge). Hier erfahren wir, dass der Naturpark 1995 gegründet wurde und eine Größe von 93,6 Quadratkilometern (22 km lang, 7 km breit) hat.

Auch wussten wir bisher nicht, dass der Kamm des Jested die europäische Hauptwasserscheide zwischen Nord- und Ostsee bildet. Das Wasser der Nordhänge fließt über die Weiße Neisse in die Ostsee, während es im südwestlichen Teil über die Ploucnize und die Elbe in die Nordsee fließt.

Auch zur Geschichte des Jested gibt es hier interessante Informationen. ZITAT: „Im 13. Jahrhundert bildete Jested die Grenze zwischen dem Herrschaftsgut des deutschen Geschlechtes von Biberstein und der Domäne des kirchlichen Ritterordens des Hl. Johannes in Cesky Dub. Es wurde auch eine Nationalitätengrenze. Auf seinem Gipfel wurde am Anfang des 18. Jahrhunderts ein hölzernes Orientierungskreuz errichtet. Später im Jahre 1850 wurde hier die Hütte Rohanka erbaut und neben dieser ein Aussichtsturm. Im Jahre 1889 wurde dann der zweite Aussichtsturm erbaut, der vom Sturm im Jahre 1903 niedergerissen wurde. In den Jahren 1905 bis 1906 wurde ein steinernes Berghotel mit einem Turm erbaut. Es wurde auch die Schlittenbahn gebaut, wo im Jahre 1914 die Europameisterschaft veranstaltet wurde. Am 31. Januar 1931 wurde die Kabinenseilbahn in Betrieb genommen. Am 31. Januar 1963 brannte das Berghotel ab und ein Jahr später auch die Chata Rohanka (Rohans Hütte). Zehn Jahre später wurde auf dem Gipfel des Jested ein neuer Bau, ein Hotel mit einem Fernsehturm, eröffnet. Der 90 Meter hohe Bau bringt den Gipfel von Jested näher zum Himmel. Der Projektant von diesem außergewöhnlichen Werk ist der Architekt Ing. Karel Hubacek. Von der Turmspitze aus eröffnet sich ein unbegrenzter Rundblick.“ (ZITAT ENDE).

Es ist der Wegpunkt „VYPREZ“ (775 m), ein großer Parkplatz mit einem Imbissbetrieb. Das Parken kostet hier 100 Kronen (ca. 4 Euro) am Tag und hier hat man Anschluss an den Busverkehr.

Hätten wir gewusst, dass es auf den nächsten zehn Kilometern keine Einkehrmöglichkeit mehr gibt, hätten wir uns sicherlich eine Pause gegönnt. Doch nach erst 1,5 Kilometern vom Jested-Gipfel erschien uns das noch zu früh.

Um künftig ein bisschen mehr zu verstehen, sollen an dieser Stelle ein paar Übersetzungen via Infotafel in Vyprez notiert werden:

Hrbet = Bergrücken

Hreben = Gebirgskamm

Luzicka Nisá = Lausitzer Neiße

Luzicky Zlom = Lausitzer Bruch

Chata = Hütte

Fortsetzung folgt

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