Meine Tourenbegleiter: V.l. Marco Schmidt, Andreas Amler, Thomas Kühn und Lars Thalacker
Von Titmaringshausen über die Mühlenkopfschanze nach Stryck (7,2 km – anspruchsvoll – 510 – 685 m = 175 m Höhendifferenz)
Zum FIS-Weltcup-Skispringen 2018 waren wir mit einer kleinen Gruppe, darunter vier Eintracht-Frankfurt-Fans und ein Wintersport-Fan (ich), im Upland zu Gast. Untergebracht waren wir in einem empfehlenswerten Gasthaus (Zum kühlen Grund) in der kleinen Gemeinde Titmaringhausen, ein Ortsteil von Medebach. Unser Chefplaner meinte, dass es von hier nur einen Katzensprung zur berühmten Mühlenkopfschanze sei. Was die Luftlinien-Entfernung betrifft, hatte er recht. Doch mit PKW oder öffentlichen Verkehrsmitteln im Wintersport-Ort Willingen zu kommen, war sehr aufwändig, teuer oder gar unmöglich.
In Titmaringhausen endet die Straße (siehe gesonderten Bericht) und in Richtung Norden muss in großem Bogen das Naturschutzgebiet „Kahle Pön“ umfahren werden. Taxifahrer verlangten in der Regel zwischen 30 und 35 Euro für die Fahrt, andere wollten die Gunst des Skispringer-Weltcups nutzen und verlangten gar das doppelte.
Natürlich aber kann man von Titmaringhausen auch zu Fuß zur Mühlenkopfschanze und weiter nach Willingen gelangen. Kaum zu glauben, aber wahr: Zumindest an Wochenenden ist man zu Fuß schneller am Ziel als mit dem Auto.
Dieser Beitrag ist ein Mix aus Erlebnisbericht und Wegbeschreibung.
Startpunkt ist der Wendeplatz in Titmaringshausen. Hier gibt es eine Bushaltestelle, die an Samstagen kaum und an Sonntagen noch seltener angefahren wird. Hier steht auch unser Domizil, das Gasthaus „Zum kühlen Grund“. Und hier – besonders wichtig – gibt es Wanderkarten und Infotafeln. In allen Richtungen gibt es Wegweiser für Wanderer und Radfahrer. Dies alles haben wir in unserem Beitrag zu Titmaringhausen bereits erläutert und kann hier übergangen werden.
Erste Etappe: Titmaringhausen – Landesgrenze NRW-Hessen (2,1 km – 175 m Anstieg)
Der Blick auf die Karte verrät uns, dass wir zunächst den Markierungen T1 und T2 in nordwestlicher Richtung folgen müssen. Und der erste Wegweiser zeigt uns die Seehöhe an: 510 m ü. NN. Erstes Zwischenziel ist die Grillhütte nach 0,9 Kilometern. Es geht zunächst südlich des Hügels „Am Knollen“ bei zehn Zentimeter Neuschnee leicht aufwärts.
Unsere Truppe, trotz der winterlichen Bedingungen mit einer Erfrischung ausgestattet, ging den Weg frohen Mutes und mit hohem Tempo an. Das Tempo sollte sich spürbar verringern. Bis zur Grillhütte wurden auf dem knappen Kilometer erst 38 Höhenmeter erklommen. Der Wegweiser „In der Warnecke – 548 m“ zeigt uns die nächsten Ziwschenziele an: Landesgrenze (NRW-Hessen) 1,2 km, Kortecke 0,6 km. Weiter ging es. Und jetzt wurde es anstrengend.
Herrliche Ausblicke konnte das Quintett nun genießen. Aber bald wurde der Genuss durch einen kräftigen Anstieg etwas eingeschränkt. Mehrfach mussten kleine Standpausen eingelegt werden. Die munteren Gespräche verstummten, um die Sauerstoffzufuhr nicht einzuschränken. Nördlich des Naturschutzgebietes Warnecke – Wilde Aa führte der Weg um eine große Linkskurve, an deren Ende ein Ruhebank mit dem nächsten Wegweiser (Kortecke) stand. Hier hatte unser Trupp bereits 625 Höhenmeter nach 1,5 km erklommen.
Doch längst war der höchste Punkt nicht erreicht. Zur Landesgrenze von Südwestfalen nach Hessen stehen nun nochmals 06, Klilometer an. Auch diese verlangten den Wanderern noch eine Kraftprobe ab.
Am nördlichen Ausläufer des Krutenbergs (Gipfelhöhe 762 m) und am südlichen Fuß des Höhen Pön(793 m) passieren wir einen Hochstand und anschließend eine Holzhütte. Und dann war der höchste Punkt, die Kreuzung an der Landesgrenze auf 685 Metern Seehöhe erreicht.
Wir stoßen hier auf den beliebten Uplandweg, den Rothaarsteig, den Medebacher Bergweg (66 km) und den Radweg Nr. 45. Hier verlassen wir auch die Markierungen der Rundwege T1 und T2, die nun südöstlich in einem kleinen und größeren Bogen zurück zum Ausgangspunkt führen.
Zweite Etappe: Landesgrenze – Mühlenkopfschanze – Stryck (2,3 km)
An diesem Kreuzungspunkt errinnert der Usselner Heimat- und Geschichtsverein mit einem Schild an einen Hans Stremmen aus Usseln, der im Jahr 1588 bei Grenzstreitigkeiten von Leuten aus der Grafschaft Düdinghausen erschlagen wurde.
In Richtung Usseln geht es an der Kreuzung für unsere Truppe nach rechts. Doch schon nach wenigen Schritten verlassen wir diesen vielgenutzten Weg wieder nach links und gehen in westlicher Richtung auf dem Hessenweg 6 und dem Rundweg U1 weiter.
Hier kam unser „Wanderführer“ Thomas Kühn zunächst etwas ins Grübeln. Der Wegweiser zeigte unter anderem die Entfernungen zur Diemelquelle (2,0 km), nach Usseln (5,2 km), nach Korbach (22,2 km) und zur nahe gelegenen Stolberghütte (1,8 km) an. Doch diese Ziele lagen nicht auf unserem Weg.
Wie erwähnt folgen wir dem ersten Usselner Rundwanderweg (U1), dem Hessenweg 6 (X6) nach links und werden bald auf den Willinger Rundwanderweg W6 stoßen. Wir umrunden den Hohen Pön, den höchsten Peak der Großgemeinde Medenbach, in südwestlicher Richtung. Überwiegend abwärts können wir nun die herrlichen Schnellandschaft genießen.
Dann erreicht die Truppe die Brücke über die Itter. An dieser Brücke wird ein kleiner Umtrunk eingelegt.
Ein weiteres Infoschild des Heimat- und Geschichtsvereins weist uns diesen Ort als „Waschkump“ aus. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts befand sich hier jahrhundertelang ein Teich, in dem oft mehr als 1000 Schafe vor der Schur gewaschen wurden.
Auf den 5 Wegweisern finden wir jede Menge Information über Entfernungen. Auf unserem Weg liegen der Willinger Stadtteil Stryck (1,7 km) und das Ziel Willingen in 3,6 Kilometern.
Wir wandern rechts vom Ufer der Itter weiter durch ein Tal zwischen Singernkopf (811 Meter) und Hoher Pön. Schon bald können wir erste Blicke auf die berühmte Mühlenkopf-Skisprungschanze werfen. Noch ist nichts zu hören, der Wettkampf (Qualifikation) hat noch lange nicht bekommen. Bei einem späteren Abwandern dieser Strecke am Wettkampf-Sonntag waren die Tröten und der Jubel der Fans schon an der Itterbrücke zu hören.
Nach 5,4 Kilometern erreichen wir dann die Mühlenkopfschanze. Zunächst marschieren wir an eine Reihe von Fernseh-Übertragungsfahrzeugen vorbei. Dann eröffnet sich für uns die Mölichkeit, einen Blick auf die Schanze zu werfen.
Wir nehmen uns ein bisschen Zeit, die Sprunganlage näher zu betrachten, und staunen darüber, wie steil die Landezone der Skispringer abfällt. In TV-Übertragungen und auf Bildern kommt dies kaum zum Ausdruck. An der Ehrentribüne gehen wir anschließend auf dem Weg, der an den Wettkampftagen wohl von Tausenden Skisprung-Fans begangen wird, in Richtung Stryck weiter.
Wir erreichen das Portal des Winterparks Willingen (Loipen-Zetrum). Sechs verschiedene Loipen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgrad werden hier angeboten. Schade, dass ich meine Langlauf-Ski aus Platzgründen nicht mitnehmen durfte.
In Stryck angekommen biegen wir an der ersten Verzweigung links ab und kurz darauf wieder rechts. Ein geeignetes Domizil für einen Abschluss-Umtrunk wird gesucht. Aufgrund unterschiedlich ausgeprägtem Verlangen nach einer Einkehrstation hat sich der Trupp leider zerrisssen. Für mich war die vorläufige Endstation der Wanderung eine Garage, die aufgrund des zu erwartenden Publikumsstroms zu einer Imbisstation umgewandelt wurde. Da gab`s was Leckeres zu Essen, Glühwein und Veltins. Und vor allen Dingen: Sehr nette und hilfsbereite Willinger. Wir sollten sie in den nächsten Tagen noch öfter treffen.