Rund um den König-Adolf-Platz
Als Zwischenstation auf der 16. Etappe des E1 durch den Taunus (Nassau-Frankfurt / 113 km) lädt Idstein zu einem Bummel durch die herrliche Altstadt ein. Idealer Ausgangspunkt für einen Stadtbummel ist der zentral gelegene König-Adolf-Platz, Idsteins erster Marktplatz. Hier wurden einst Versammlungen einberufen und Gericht abgehalten.
Seinen Namen hat der Platz seit 1946 nach dem einzigen König aus dem Hause Nassau, König Adolf (um 1250-1298). Das 1698 erbaute Rathaus fällt weniger ins Auge als das direkt daneben stehende „Schiefe Haus“. Dieses ungewöhnlich hohe Fachwerkhaus wurde 1727 vom Major der Stadtmiliz, Johann Jacob Nicolay, erbaut. Die auffällige Schieflage des farbenprächtigen Bauwerks ist auf konstruktive Mängel zurückzuführen.
Schräg gegenüber sieht man das Killingerhaus, in dem sich heute die Tourist-Information und das Stadtmuseum befinden. 1615 vom gräflichen Amtsschreiber Johann Conrad Killing erbaut ist es das Fachwerkhaus mit der reichsten Schnitzromantik. Seit 1916 ist dieses Schmuckstück der Altstadt im Besitz der Stadt.
Auf dem Weg hinauf zur Burganlage finden Sie zahlreiche Erinnerungstafeln von Examensjahrgängen, ein Beleg für das traditionelle hohe Bildungsangebot der Stadt. Idstein wurde in einer Urkunde von 1102 erstmals schriftlich erwähnt. König Rudolf von Habsburg verlieh der Ansiedlung 1287 auf die Bitte von Graf Adolf von Nassau-Idstein die Stadtrechte. Dieser wurde 1292 als Nachfolger von Rudolf von Habsburg deutscher König.
Die Burganlage erreicht man durch das so genannte Kanzleitor, dass die Trennlinie zwischen städtischem und herrschaftlichem Bezirk markierte. Es wurde 1497 errichtet. Zu dieser Zeit regierte Philipp I. von Nassau-Idstein. Was heute als Trauzimmer dient, beherbergte einst Wacht- und Gefängnis, Folterkammer und Getreidespeicher.
Nach dem Durchschreiten des Kanzleitores lernen Sie verschiedene Gebäudeteile der ehemaligen Burganlage kennen. Während sich linker Hand die lang gestreckte Gebäudegruppe mit Erkern, Schweifgiebeln, massiven Untergeschossen und Obergeschossen in Fachwerk präsentieren, sieht man rechts den Schlossgarten, der sich bis 1566 zurückverfolgen lässt. Durch den Bau künstlicher Grotten und den Ankauf exotischer Pflanzen tat sich besonders Graf Johannes ab 1650 hervor.
Am Ende der Burganlage gelangt man schließlich zum Idsteiner Wahrzeichen: Dem Bergfried, im Volksmund Hexenturm genannt. Das älteste erhaltene Bauwerk der Stadt entstand in Bauphasen um1170, 1240 und 1500. Sein heutiges Aussehen erhielt er erst um 1810. In einem Prospekt der Stadt ist zu lesen: Der volkstümliche Name Hexenturm folgt einer allgemeinen Mode und hat nicht mit der Hexenverfolgung, die im 17. Jahrhundert in Idstein stattfand, nichts zu tun.
Auf einer kleinen Bronzetafel finden wir weitere Angaben zum Idsteiner Wahrzeichen: 41 Meter hoch, 11,80 Meter Durchmesser und eine Mauerstärke von 3,50 Metern. Bis 1779 war ein Türmer für die Turmwacht und das Choralblasen zuständig.
Auch findet man in unmittelbarer Nähe zum Hexenturm eine Gedenktafel an die Opfer der Idsteiner Hexenprozesse von 1676. Rund 50 Namen der Opfer sind hier aufgeführt. Am Hexenturm wird zudem auch auf eine Besonderheit hingewiesen: Hier nisten Dohlen und Turmfalken. Deshalb bittet der NABU die Besucher, sich ruhig zu verhalten. Den Schlüssel für eine individuelle Burgbesichtigung erhält man in der Tourist-Information im Killingerhaus (Anschrift am Ende des Beitrags).
Schon beim Durchschreiten des Kanzleitores blickt man auf das Residenzschloss. Es wurde im Renaissancestil unter Einbeziehung von Gebäudeteilen eines Vorgängerbaus hauptsächlich zwischen 1614 und 1721 errichtet und war Sitz der Grafen und Fürsten von Nassau-Idstein. Als deren Linie 1721 erlosch, wurde es in den Folgejahren als nassauisches Zentralarchiv, Genesungsheim, Lazarett, Kaserne, Landschulheim und Lehrerbildungsanstalt genutzt. Seit 1946 beherbergt es die Pestalozzi-Aufbauschule.
Über dem Eingang blickt der Besucher auf das „Allianzwappen“ aus dem Jahr 1630. Es erinnert an die erste Ehe des Idsteiner Grafen Johannes mit Sibylla Magdalena von Baden-Durlach.
Die bisher erwähnten historischen Bauwerke der Stadt lassen sich in einem sehr kurzen Rundgang erkunden. Dehnt man den Stadtrundgang weiter aus, findet man in der Obergasse zunächst die evangelische Unionskirche, die 1340 als Stiftskirche St. Martin errichtet und ab 1669 zu einer Predigt- und Hofkirche umgewandelt wurde.
In einem städtischen Prospekt ist zu lesen, dass Lahnmarmor für Arkaden, Säulen, Taufstein, Altar, Kanzel und Grabmäler reiche Verwendung fanden und dass an der Decke Leinwandgemälde im Stile der Rubens-Schule von Michael Angelo Immenradt und Johann von Sandrart zu sehen sind.
Einige Schritte weiter in der Obergasse steht die Druckerei Grandpierre, die von 1612 bis 1720 die Gaststätte „Zur weißen Taube“ im südlichen Gebäudetrakt beherbergte. Der nördliche Trakt wurde erst später ausgebaut.
Nachdem sich das Gebäude im Privatbesitz der Familie von Hayn (ab 1721) und des Oberjägermeisters Schott von Schottenstein (ab 1770) befand und ab 1818 als Landwirtschaftliches Institut, danach als Rentamt diente, wurde es 1898 zur Druckerei. Medaillons aus dem Druckhandwerk von Ferdinand Abt nach Motiven von Bertel Thorvaldsen zieren die Fassade.
Geht man in der Obergasse noch ein Stück weiter hinauf, stößt man auf den Höerhof aus dem Jahre 1620. In der Stadtchronik ist zu lesen, dass der Bauleiter des Idsteiner Schlosses, Heinrich Heer, das Baugrundstück von seinem Dienstherrn Graf Ludwig II: zum Geschenk bekam.
Auszug aus einem Stadtprospekt: „In deutlicher Anlehnung an den Schlossbau erbaute Heer das Gebäude auf massivem Steinsockel mit Fachwerkobergeschossen, Erkervorbau und Welscher Haube“. Es wird aufgeführt, dass dasGebäude von 1910 bis 1990 Eigentum des Kunstmalers Ernst Toepfer und dessen Nachkommen war. Seit 1992 beherbergt es ein Hotel mit Restaurant.
Empfohlen sei auch ein Abstecher zum Marktplatz, den man vom König-Adolf-Platz über die Himmelsgasse schnell erreicht. Nach dem Fall des Himmelstores und der Stadtmauer ist der „Untere Marktplatz“ im Zuge der Stadterweiterung nach Osten entstanden. Der heutige Brunnen, so ist zu lesen, hatte mindestens zwei Vorgänger, die sich als unzureichend für die wachsende Bevölkerung in der Neustadt erwiesen.
Sie sollten also Idstein unbedingt intensiv erkunden. Es lohnt sich!
Tourist-Info Idstein
Killingerhaus
König-Adolf-Platz
65510 Idstein
Tel. 06126-78-620