Lehrreiche 1200 Meter
Neben den zehn Lorcher Rundwanderwegen, den vier historischen Stadtrouten, dem Gebückwanderweg, dem Rheinsteig und den alten städtischen Rundwegen hat der Magistrat der Stadt Lorch eine weitere Wanderstrecke für geologisch interessierte Besucher kreiert. Der Geologische Rundwanderweg ist nur 1,2 Kilometer lang und weist sieben Stationen mit Informationen zur Erdgeschichte und den Weinbau im Unteren Rheingau auf.
Folgt man jedoch der Empfehlung, den Parkplatz an der B 42 an der Hauptzufahrt nach Lorch (Wispergrill) zu nutzen, dann wird die Wanderstrecke erheblich verlängert. Der Einstieg befindet sich nämlich weit oberhalb des Stadtzentrums in der Nähe des Friedhofs am Römerberg. Und um dort hin zu gelangen, muss man etwa einen Kilometer durch den (zweifellos attraktiven) Stadtkern marschieren.
Der Weg zum Weg
Vom Wispergrill folgen Sie der Zufahrtsstraße nach Lorch durch die Bahnbrücke, passieren das Leprosenhaus und gehen nach rechts über die alte Wisperbrücke mit der Nepomuk-Statue. Ab hier führt Sie auch die Rheinsteigmarkierung (blau – Richtung Assmannshausen) bis zum Einstieg. Sie folgen der Hauptstraße (Schwalbacher Straße) nur wenige Schritte nach links und biegen dann halbrechts in die Marktgasse ein.
Dieser folgen Sie aufwärts bis zum Rathaus und biegen vor der Kirche links ab (Museumsplatz). Dann folgen Sie der Straße „Römerberg“ bis zum Haus Nr. 15 und biegen dort links ab. Der Geologische RW ist nicht mit quadratischen Symbolen, sondern mit Wegweisern im Straßenschild-Format markiert.
Nachdem Sie das letzte Haus passiert haben, sehen Sie schon in einer Rechtskurve die Infotafel einer von sieben Wegstationen. Es ist jedoch nicht die Nr. 1, sondern die Nummer 7, die Sie auf dem Rückweg noch einmal anlaufen.
Hier wird Ihnen an einem Lösshang von Eiskeilen und Kaltzeiten berichtet. Man erfährt unter anderem, welche Urgewalten vor Jahrtausenden am Rhein wirkten und bekommt Begriffe wie „Periglazialraum“ oder „Eiskeilpseudomorphose“ erläutert.
Nach weiteren 50 Metern auf dem Rheinsteig ist der offizielle Einstieg zum Geologischen Rundwanderweg bei einem großen Gedenkplatz an die Kriegsopfer erreicht. Sie verlassen hier (vorübergehend) den blau markierten Rheinsteig-Hauptwanderweg, der in Richtung Assmannshausen um den Gedenkplatz herumführt, und folgen dem Weg rechts vom Rheinsteig-Wegweiser.
An einer Steinmauer entlang geht es mäßig anstrengend aufwärts. Sie passieren ein Wildschutztor (bitte wieder schließen) und erreichen schnell die Station 1. Hier wird erläutert, wie Geologie und Weinbau zusammen passen. „Der Gesteinsuntergrund liefert das Substrat, dass der Rebe Halt gibt, Wasser bereit stellt und sie ernährt“, ist hier zu lesen.
Schon nach wenigen Schritten stoßen Sie auf die zweite Info-Station. Zuvor überschreiten Sie hoch über dem Rhein eine kleine Holzbrücke, auf der Sie eine gelbe Rheinsteig-Markierung vorfinden. Es handelt sich dabei um Zugangswege oder Alternativrouten des Rheinsteigs.
Station 2 steht unter dem Thema „Alte Wege, Alte Mauern“. Man schildert Ihnen, dass Sie sich auf dem legendären Kaufmannsweg von Lorch über Rüdesheim nach Geisenheim befinden. Durch das gefürchtete „Binger Loch“, das bis ins Mittelalter für größere Schiffe nicht befahrbar war, mussten die Güter mit Pferden oder Packeseln auf dem Landweg über Berge und unwegsame Täler gebracht werden. Das war nicht nur beschwerlich, sondern gerade bei schweren Transporten auch mit vielen Gefahren verbunden. Der Kaufmannsweg ist in vielen alten Landkarten und Chroniken zu finden.
Die zuvor überschrittene Fußgängerbrücke ist eine von vielen Maßnahmen der Rheinstädte, den zuvor verwilderten Kaufmannsweg wieder zugänglich zu machen. Auf die Mauern am Wegrand eingehend wird eine Lorcher Besonderheit hervorgehoben: Schiefermauern mit vertikal aufgesetzter Mauerkrone nach dem Vorbild des „Nassauer Gestücks“.
Das Schieferböden warm, mineralstoffreich und fruchtbar sind, wird Ihnen an der vierten Station verdeutlicht. Die Weinbergslagen von Lorch bis Lorchhausen sind von Schiefer geprägt. Die dunklen Schieferplatten erwärmen rasch, speichern die Wärme und geben sie bei kühleren Temperaturen an die Luft ab. Dies fördert das Wachstum der Rebe und die Reife der Trauben.
An der fünften Station befindet sich die Wendemarke des Rundwanderweges, an dem Sie auch wieder auf den Rheinsteig-Hauptweg stoßen. An dieser Stelle stehen die Entwicklungsphasen des Rheintals in 400 Millionen Jahren im Blickpunkt. Blicke durch vier verschiedene Rahmen ergänzen sich mit den Erläuterungen auf anschauliche Weise. Hinter der Infotafel wurde eine moderne Mauer in der so genannten Gabionentechnik angebracht.
Nach der Wendemarke haben Sie nun die Burgruine Nollig jenseits des Wispertals im Blickfeld. Die Station 5 befasst sich mit einem Blick hinter die Weinbergsmauer, die als kleines technisches Wunderwerk beschrieben wird.
Sie muss nicht nur dem Druck des Bodens standhalten, sondern auch den Abfluss des Wassers optimal regulieren. Neben der Infotafel finden Sie an dieser Station eine Veranschaulichung mit Skizze vor.
Unter dem Titel „Schiefer und Co.“ wird Ihnen erklärt, dass das Rheinische Schiefergebirge durch die Auffaltung von Meeressedimenten entstand. Dabei kam es im Gestein zur Umbildung und zur Neubildung von Mineralen, Metamorphose genannt.
Fünf in Körben (Gabionen) aufgeschichtete Steinsäulen machen aber auch deutlich, dass es um Lorch neben Farbvariationen von Schiefern auch Quarzite, Sandsteine, Basalte und Tuffe sowie Löss und Kies gibt.
Somit sind alle Stationen aufgeführt. Die Markierungen des Rheinsteiges sowie auch die der Lorcher Rundwege Nr. 4, 7 und 10 bringen Sie problemlos zum Ausgangspunkt zurück.
Hinweis: Dieser Weg wurde im Rahmen des Entwicklungsplans für den ländlichen Raum des Landes Hessen (EPLR) mit Mitteln der Europäischen Union und des Landes Hessen erstellt.
Prospekt „Geologischer Rundwanderweg Lorch“
Herausgeber: Magistrat der Stadt Lorch
Rathaus/Markt 5, 65391 Lorch am Rhein
Telefon 06726- 1815
e-Mail: tourismus@lorch-rhein.de
Weitere Informationen: www.kulturland-rheingau.de/Geologischer_Rundwanderweg
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