CZ-46005 Liberecká Vysina (Liebigwarte)

Gelungene Rekonstruktion einer mittelalterlichen Burg

Nur zehn Gehminuten nach dem Wiederbeginn der Markierung des Fernwanderweges E 3 am nordöstlichen Stadtrand von Liberec (Reichenberg) empfehlen wir allen Wanderern einen kleinen Abstecher zur Liebigwarte (Liberecká Výsina).

Es ist die romantische Nachbildung einer mittelalterlichen Burg, die in den Jahren 1900 bis 1901 von Heinrich Liebig nach einem Entwurf der Architekten J. Schmitz und J. Schmeissner errichtet wurde. Um den mittelalterlichen Eindruck noch zu steigern, verwendete man Baumaterial von abgerissenen Bauten aus Nürnberg.

Nach einer gründlichen Sanierung im Jahr 2012 ist die Liebigwarte heute eine Pension mit Gasthaus und Aussichtsturm. Diese Informationen konnten wir einer Infotafel vor Ort entnehmen. Um der Frage nachzugehen, wer jener Heinrich Liebig eigentlich war, haben wir uns bei wikipedia schlau gemacht. Dort finden wir den Namen allerdings nur in anderer Schreibweise: Liebieg.

Unter der Zwischen-Überschrift „Weberei-Unternehmen Liebieg & Comp.“ finden wir folgenden Eintrag (ZITAT): „Große Verdienste um die wirtschaftliche Entwicklung Reichenbergs erwarb sich die Textilindustriellenfamilie Liebieg. Die aus Braunau stammenden Brüder Franz Liebieg (1799–1878) und Johann Liebieg (1802–1870) gründeten 1822 die Firma Gebrüder Liebieg und übernahmen 1828 eine herrschaftliche Weberei, die sie bald zu einem der bedeutendsten Webereiunternehmen in Europa ausbauen konnten, das seine Produkte bis nach Süd- und Mittelamerika lieferte. Ende des 19. Jahrhunderts beschäftigte Liebieg fast 3000 Arbeiter, für die vorbildliche Einrichtungen der sozialen Fürsorge vorhanden waren. Nach Plänen des Nürnberger Architekten Jakob Schmeißner entstand die Garten-Wohnsiedlung. Für 150 Arbeiterhäuser stellte Liebieg den Baugrund kostenlos zur Verfügung und gewährte zudem günstige Darlehen. Zur Unterbringung von Kindern der Beschäftigten wurde eine firmeneigene Krippe eingerichtet. Die Liebieg-Werke waren das größte Unternehmen der Donaumonarchie und bis 1938 das größte Textilunternehmen der Tschechoslowakei. Neben ihrem sozialen Engagement bereicherten die Familienmitglieder auch das kulturelle Leben der Stadt und der Region. Johanns Sohn Heinrich hatte eine breit gefächerte Kunstsammlung, aus der die heutige Oblastní galerie hervorging“.

Wir gehen davon aus, dass jener Heinrich wohl auch der Erbauer der Liebigwarte war – sicher sind wir uns jedoch nicht. Dafür spricht auch der Bezug zur Stadt Nürnberg durch den Architekten Jakob Schmeißner.

Bei unserem Streifzug durch das Burggelände staunen wir über einen „betriebsbereiten“ Galgen und anderen Hinrichtungsrequisiten. Sogar ein alter Degen steckte griffbereit in der Mauer.

Um zu dieser Burg zu gelangen, folgen wir ab dem Einstieg am Zoo der gelben Markierung bis zur Burg. Von dort bringt uns die gelbe Markierung auch wieder (nach 300 Metern) auf den E 3 (rot markiert) zurück. Auf der somit umgangenen Passage des E 3 habe Sie nichts verpasst.

Es gibt noch einen weiteren Grund, den E 3 auf der gelben Markierung zu umgehen: Einen mächtigen Steinkoloss.