D-35423 Licher Rundwanderweg Nr. 4

Wie lange werden sie noch existieren, die alten Licher Rundwanderwege? Immer mehr neue Themenwege werden eingeweiht, das alte Wanderwegenetz scheint zunehmend zu verfallen. Die Grothus-Wanderkarte Lich, die mit etwas Glück noch bei der Licher Stadtverwaltung zu bekommen ist, war vor zehn Jahren schon nicht mehr aktuell. Im 2012 habe ich mir die Mühe gemacht, alle acht Rundwanderwege des VHC-Zweigvereins Lich abzuwandern und auf ihre Begehbarkeit zu überprüfen. Hier der Bericht zum RW Nr. 4

Die Südrunde (7,5 km)

Highlights auf der Strecke:

Licher Schlosshof mit Statue von Fürst Ludwig

Erbprinz-Philipp-Hütte am Nordhang des Hardtberges

Naturerlebnis im artenreichen Hardwald

Die Hundsgasse in Birklar

Fernblicke auf Taunus und Vogelsberg

Das Waldgebiet im Süden der Stadt rund um den Hardtberg blieb von den großflächigen Baumaßnahmen der letzten Jahrzehnte (Umgehungsstraße und Golfplatz) weitgehend verschont. Dennoch mussten hier kleine Korrekturen vorgenommen werden, da einerseits einige Wanderwege kaum noch als solche auffindbar sind und andererseits die Licher Brauerei ihr Werksgelände bis an das Wetterufer ausdehnte. So verläuft diese Runde über etwa 8 Kilometer noch heute im Sinne ihrer Schöpfer und stellt Ihnen den herrlichen Mischwald auf dem Hardtberg und die Feldgemarkung nördlich des Dörfchens Birklar vor. Da auch Birklar viele Sehenswürdigkeiten zu bieten hat, verbinden wir diese Tour mit einem kleinen Dorfrundgang.

Fürst Ludwig grüßt vom Schlosshof

Vom Parkplatz Am Wall gehen Sie rechts die Straße Liebfrauenberg hinab und stoßen schon nach wenigen Schritten auf die Kirchgasse. Dieser folgen Sie nach links und kommen am schmucken „Rosengärtchen“ vorbei und an den ebenso beachtenswerten Frankfurter Hof. Beide Häuser zählen zu den schönsten Fachwerkbauten der historischen Altstadt von Lich. Am Frankfurter Hof überqueren Sie die Braugasse und gehen geradeaus in die malerische Schlossgasse. Sie folgen dieser am Café Sahne (ehemaliger Westfälischer Hof/Burgmannenhaus 15. Jahrhundert) vorbei um eine Linkskurve, erblicken rechter Hand den Marstall (heute fürstliches Rentamt) und das prachtvolle Licher Schloss.

Touristischer Hinweis: Im Innenhof des Schlosses sehen Sie die Statue von Fürst Ludwig zu Solms-Hohensolms Lich. Fürst Ludwig (1805 -1880 ) war Marschall des rheinischen Provinziallandtages, preußischer Staatsrat und Abgeordneter im Norddeutschen Bund. Während der Unruhen der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gelang es ihm immer wieder, gewalttätige Auseinandersetzungen zu verhindern und die Licher Bürger zufrieden zu stellen. Er war es auch, der 1828 Stadtmauer und –gaben unmittelbar vor dem Schloss einebnen ließ und ein Jahr später für seine geplante Hochzeit mit Marie zu Ysenburg-Büdingen die Fertigstellung des Schlossparks nach dem Vorbild eines englischen Gartens bewirkte. (Quelle: Broschüre „Lich im Herzen von Hessen“ von 1978)

Am Hessentagsbrunnen (erbaut 1993) stoßen Sie auf die Heinrich-Neeb-Straße, die Sie bis zum Bahnübergang vor der Licher Brauerei vollständig durchwandern. Sie passieren dabei die Ostseite des Licher Schlosses, schmucke Fachwerkbauten im Stadtkernbereich, das Bierhaus/Bistro „Schluckspecht“, das Restaurant „Am Park“ mit seinem einladenden Biergarten direkt an der Wetter und jenseits der Wetterbrücke das alte Postamt mit dem Denkmal von Sangesmeister Heinrich Neeb. Nach den Bahngleisen kommen Sie in die Hungener Straße, die Sie in einer Linkskurve am Hauptportal der Licher Privatbrauerei vorbeiführt. Nun wandern Sie in der Hungener Straße in Richtung Osten, bis gegenüber vom Hotel Ambiente rechts der Guckertsweg (dritte Rechtsabzweigung nach Bergstraße und Jakob-Urhan-Straße) abzweigt. Dem Guckertsweg folgen Sie hinauf bis zum Waldrand, wo Sie die südliche Stadtgrenze von Lich erreicht haben.

Durch den Hardwald nach Birklar

An einem kleinen Fichtenbäumchen erblicken Sie erstmals unter dem Gemarkungsschild „Hard 94“ die kaum noch lesbare Markierung des Rundweges Nr. 4. Gleichauf mit dem neuen Licher Rundwanderweg (26 km – gelbe Markierung mit Stadtturm-Emblem) folgen Sie dem Hauptweg nach rechts und biegen schon nach wenigen Schritten in einer Linkskurve rechts ab. Zwei Waldwege führen nun zum nächsten Zielpunkt, der Erbprinz-Philipp-Hütte. Bei Trockenheit empfehlen wir Ihnen den breiteren, etwas verwilderten Weg, der halbrechts und geradeaus zur Hütte führt. Bei Nässe sollten Sie dem scharf rechts abknickenden, besser ausgebauten Pfad folgen. Dieser führt Sie zunächst an den Ortsrand (Gartengrundstücke) zurück, verläuft ein Stück am Waldrand und anschließend nach links über eine Obstwiese zur Erbprinz-Philipp-Hütte. Das schmucke Waldhüttchen wurde erst vor wenigen Jahren nach völliger Zerstörung neu errichtet.

Nun beginnt allerdings ein etwas abenteuerlicher Abschnitt. Vor der Hütte zweigt der Weg laut Wanderkarte nach links ab. Der Weg ist als solcher kaum noch zu erkennen und führt in südlicher Richtung in den Hardwald. Behalten Sie im folgenden Abschnitt stets den Kurs bei. Nach einem Abschnitt mit hohem Gras und Gestrüpp gehen Sie auf dem weichen Boden eines Nadelwaldes und erreichen eine Mulde mit Waldtümpel. Allein für diesen herrlichen Anblick lohnt sich der etwas strapaziöse Weg. Um nun wieder auf feste Wege zu gelangen, gehen Sie am rechten Rand dieses Tümpels weiter, behalten die Richtung bei und stoßen wieder auf den Radweg R 6. Wenn Sie nicht vom Kurs abgekommen sind, brauchen Sie nur wenige Schritte nach rechts zu gehen und folgen dann der Markierung des Wanderweges Nr. 4 nach links (weiterhin in südlicher Richtung). Fast auf Gipfelhöhe des Hardtbergs (die unterschiedlichen Schreibweisen mit „d“ oder „dt“ sind korrekt) gehen Sie nun etwa einen Kilometer immer geradeaus durch herrlichen Mischwald. Am Waldausgang blicken Sie wie durch ein Fernrohr exakt auf die Münzenburg, das „Wetterauer Tintenfass“.

Das Blickfeld erweitert sich gewaltig, wenn Sie den Wald an einer Ruhebank verlassen. Sie folgen dem Teerweg nach links, der Sie kerzengerade in Richtung Süd-Südost über eine leichte Kuppe nach Birklar bringt und weite Blicke auf Taunus und Vogelsberg gewährt.. Der ursprüngliche Wanderweg verlief links von diesem Teerweg über die Feldgemarkung Wanne. Da auch dieser Abschnitt durch Obstgehölz und Wiesen sehr lückenhaft bzw. gar nicht markiert ist, belassen wir es bei dieser geradlinigen und unverfehlbaren Alternative. Etwa einen Kilometer marschieren Sie auf diesem Teerweg an den Ortsrand von Birklar. Sie passieren zunächst das Feuerwehrgerätehaus, dann das Dorfgemeinschaftshaus an der Neuen Licher Pforte. Sie gehen nach rechts weiter und stehen vor dem alten Schulhaus mit dem Gedenkstein an die Teilnehmer der zahlreichen Feldzüge im 19. Jahrhundert. An dieser Stelle laden wir Sie ein, den Wanderweg zu einem Dorfrundgang durch Birklar (ca. 800 Meter) zu verlassen.

Kleiner Birklarer Dorfrundgang

Birklar wurde erstmals im Jahre 764 in der Güterliste des Klosters Lorsch erwähnt. Im Ortskern finden Sie zahlreiche liebevoll restaurierte Fachwerkhäuser, deren Entstehung bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht. Sie starten Ihren Rundgang von der Alten Schule in die Mittelgasse und erreichen den Dorfmittelpunkt mit der Gaststätte „La Dolce Vita“, die zu einer Einkehr einlädt (montags Ruhetag). Vor dem Haus Mittelgasse 21 biegen Sie recht ab und erreichen den neu gestalteten Brunnen in der Hundsgasse, der von Rippensteinen aus dem Gewölbe des Klosters Arnsburg umgeben ist. Sie gehen nach rechts und gelangen an die evangelische Kirche und das Gemeindehaus.

Bei der evangelischen Kirche handelt es sich um die ehemalige Arnsburger Bibliothek, 1755 erbaut und 1819 nach Birklar versetzt. Das Gebäude wurde um ein Stockwerk erniedrigt und auf den Fundamenten eines älteren Baues errichtet. Zur spätbarocken Ausstattung ist die Orgel, die mit Altar und Kanzel eine Einheit bildet, hervorzuheben. Die Orgel ist ein Werk des bedeutenden Orgelbaumeister Bürgy. Sie folgen der Straße Am Weiher nach halbrechts und kommen zuürck in die Mittelgasse und zum Ausgangspunkt des Dorfrundganges.

Von Birklar zurück in den Hardtwald

Sie stehen wieder vor der alten Schule (heute Wohnhaus) und gehen nach links weiter. Schon nach wenigen Schritten biegen Sie rechts ab. Die Travo-Station „Kolnhäuserstraße“ der OVAG legt die Vermutung nah, dass Sie sich auf einem alten Weg zum Hofgut Kolnhausen jenseits des Hardtbergs befinden. Der Weg ist wie anno dazumal mit Bruchsteinen befestigt und führt in nördlicher Richtung rechts an einem landwirtschaftlichen Anwesen (mit frei laufendem Hund) vorbei. Auf der Kuppe steht ein altes Wasserwerk aus dem Jahr 1912 mit Ruhebank unter Schatten spendenden Bäumen. Direkt danach folgt eine Kreuzung (rechts steht ein neueres Wasserwerk), die Sie geradeaus passieren und nun auf einem Feldweg in Richtung Wald weiterwandern. Dieser Feldweg ist bei Nässe sehr morastig. Immer geradeaus und an einem Hochstand vorbei erreichen Sie den Wald. Nur 15 Meter nach dem Waldeintritt folgt eine Kreuzung, an der Sie rechts abbiegen. Das Waldgebiet des Hardtbergs bietet Ihnen in der Grünphase des Jahres eine herrliche Artenvielfalt und gleicht abschnittsweise einem grünen Tunnel. Der Weg verläuft um einen leichten Linksbogen und bringt Sie nach etwa einem Kilometer wieder an die Kreuzung des Radweges Nr. 6.

Hinweis: An dieser Stelle könnten Sie geradeaus an den Wasserwerksgebäuden der Stadt Lich vorbei gehen und so auf kürzestem Wege über die Bergstraße nach Lich zurückkehren. Dabei würde Ihnen jedoch ein sehr schönes Waldstück am Nordhang des Hartberges entgehen.

Sie biegen also an dieser gut markierten Kreuzung links ab. Schon nach 300 Metern abwärts verlassen Sie den Radweg R 6 wieder nach rechts und wandern auf einem herrlichen Waldweg am Nordhang des Hardtberges (Gipfelhöhe 226 m) entlang. Es folgt eine Verzweigung, an der Sie auf den Pfad nach links abbiegen. In Schlangenlinien führt Sie dieser Pfad an eine Kreuzung. Hier können Sie geradeaus oder auch links weitergehen, denn beide Pfade führen an die Straße Am Hardtberg.

Rückweg durch den Licher Schlosspark

Wenn Sie die Straße Am Hardtberg erreicht haben, folgen Sie dieser nach rechts bis zum Haus Nr. 19. Direkt dahinter gehen Sie links die Treppe zum Riegelpfad hinunter und überqueren die Straße An der Lohmühle geradeaus. Ihr Weg verläuft nun zwischen Schrebergärten und einer Lagerhalle der Licher Brauerei. Am Wetterufer knickt er rechts ab und folgt dem Lauf der Wetter flussaufwärts. Am Ende des Brauereigeländes überqueren Sie die Wetterbrücke und gehen sogleich nach rechts durch die stählerne Bahnbrücke. Geradeaus über die Kreuzung des Dammweges kommen Sie nun in den Licher Schlosspark. In nördlicher Richtung passieren Sie den Schlossteich, einem Überrest des Wassergrabens, der einst das Solms’sche Schloss umgab. Sie passieren den Teich weiter in Richtung Norden und wandern durch eine herrliche Kastanienallee aufwärts zum nördlichen Parkausgang an der Kolnhäuser Straße. Am Parkausgang gehen Sie halbrechts über die Fußgängerampel. Der kürzeste Weg zurück zum Parkplatz Am Wall führt durch den Eingang des Palais, wo sich Ärzte und Fachärzte niedergelassen haben. Die Gemäuer des Palais können Sie aber auch nach links (Giessener Straße – Abzweigung Am Wall) oder nach rechts über die Braugasse und den Fußweg direkt hinter dem Frankfurter Hof umgehen.

Kartenmaterial:

Grothus Wanderkarte Lich 1:25.000 (veraltet)

Herausgeber: Magistrat der Stadt Lich

Für 1,- Euro erhältlich bei der Stadtverwaltung Lich

Information:

Stadtverwaltung Lich

Unterstadt 1, 35423 Lich

Tel.: +049 (6404) 806-245, Fax: +049 (6404) 806-224

e-Mail: info@lich-entdecken.de und info@lich.de

URL: http://www.lich.de

Anreise nach Lich:
Mit der Bahn über Bahnhof Gießen, Anschluss über Bahnlinie Gießen-Gelnhausen. Zum Schloss gelangen Sie über die Bahnhofstraße bis zu deren Ende, dann rechts über die Heinrich-Neeb-Straße.
Mit dem Pkw: Von Frankfurt und Kassel: Bundesautobahn A 5, Abfahrt Fernwald, auf der B 457 nach Lich. Von Hanau und Siegen/Dortmund: Bundesautobahn A 45, Abfahrt Münzenberg, auf der B 488 nach Lich.

Für die Markierung und Betreuung der Wanderstrecken im westlichen Vogelsberg sind die Zweigvereine des Vogelsberger Höhenclubs e.V. 1881 verantwortlich. Infos gibt es unter http://www.vogelsberger-hoehen-club.de

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