Weg durch die Kostbarkeiten vergangener Zeiten
(bm). Rot an der Rot ist eine der Perlen an der oberschwäbischen Barockstraße. Dieser Satz ist eingangs auf einer Übersichtstafel zum Mönchsrother Pfad zu lesen. Rot an der Rot verfügt über eine Fülle hochrangiger Baudenkmäler und Kunstwerke. Der Pfad selbst kann in einer halben Stunde abgewandert werden. Wer sich aber für die Geschichte dieses Dorfs zwischen Biberach an der Riss und Memmingen interessiert, sollte sich sehr viel Zeit nehmen. Auf 24 Informationstafeln wird nicht nur viel Wissen zu den Bauwerken und ihre Entstehung vermittelt, sondern auch auf große Persönlichkeiten aufmerksam gemacht. Eine Zeitreise, die nicht nur religiöse Besucher faszinieren muss.
Auf Tafel 1 wird die Geschichte des Prämonstratenser Reichsstifts geschildert und Tafel 2 beschäftigt sich mit dem Kirchenbau. Dem heiligen Norbert von Xanten ist die Tafel 3 gewidmet und auf der 4. Tafel ist die Geschichte der heiligen Verena, Namensgeberin der alles überragenden Pfarrkirche, nachzulesen. Detailliert wird auf die Innenausstattung der Kirche St. Verena auf Tafel 5 eingegangen (siehe Bericht D-8841 unter „Kirchen“) und das biblische Thema der Kirche wird auf Tafel 6 erläutert.
Tafel 7: Die Kreuzigungsgruppe
Der Corpus des Gekreuzigten aus dieser Kreuzigungsgruppe stammt aus dem Mittelalter. Er wurde vermutlich als Chorbogenkreuz in der Stiftskirche (1338) verwendet. Im späten 17. Jahrhundert ist der Corpus überarbeitet worden, die Assistenzfiguren Maria und Johannes kamen hinzu. Von dieser Zeit an war die Kreuzigungsgruppe in der Totenkapelle mitten auf dem Gottesacker St. Johann aufgestellt. Als im Jahr 1875 der Abbruch der Totenkapelle erfolgte, wurde die Kreuzigungsgruppe in Nebenräumen der Bruderschaftskirche aufbewahrt. Zur 850-Jahrfeier des Klosters im Jahr 1976 ist die Kreuzigungsgruppe renoviert und an ihrem heutigen Platz aufgestellt worden.
Dem Abt und Komponisten Nicolaus Betscher ist die Tafel Nr. 8 gewidmet. Eine besondere Liebe zur Musik gehörte zur Tradition der süddeutschen Klöster. Oft hing die Aufnahme eines neuen Konventualen von seinen musikalischen Fähigkeiten ab. Die Tafel erläutert, dass die Mönche nicht nur ihre Instrumente vorzüglich spielten und hervorragend sangen, sondern auch als Klosterkomponisten in Erscheinung traten. Unter anderem werden Isfried Kayser, Sixtus Bachmann, Franz Xaver Schnizer und Wilhelm Hanser aufgeführt, deren Werke zum Teil auch den damaligen Zentren Augsburg, München und Wien gedruckt und verbreitet wurden. In den Archiven erhalten geblieben sind auch Orchestermessen und verschiedenste geistliche Werke des letzten Roter Abtes Nicolaus Betscher. In ihrem Stil erinnern sie an die Salzburger Kirchenmusik Michael Haydns. Die unterhaltsamen „Gesellschafts Lieder wider die Mode“ des „Reichs Praelat zu Roth in Schwaben“ sind um 1800 in Augsburg erschienen. Der Titel einer 1791 für das Kloster Rot angefertigten Handschrift bestätigt die Vermutung, dass neben einer theologischen Verbindung zur Universität Salzburg auch enge musikalische Kontakte bestanden. Zitat: „Die Antiphonen des gregorianischen Gesanges mit Begleitung, die Bass-Stimme durch den seit langem berühmten Salzburger Organisten Johann Michael Haydn. Auf Geheiß des verehrungswürdigsten, berühmtesten und großmächtigsten Abtes „Nicolaus, dem Schöpfer von Musik und deren allergnädigsten Förderer zum Gebrauch des Chores von Roth“. Zitat Ende.
Nicht nur bewundernswert, sondern auch berühmt ist die Orgel von Johann Nepomuk Holzhey (1741 – 1809), zu der auf Tafel Nr. 9 alles Wissenswerte festgehalten ist. Die Chororgel entstand 1785, die Hauptorgel 1793. Holzhey war der berühmteste oberschwäbische Orgelbauer des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Sein Wohnhaus ist heute noch in Ottobeuren zu sehen. Er verband in seinen Instrumenten Elemente der französischen und süddeutschen Orgelbaukunst zu einem neuen Stil. Seit ihrer Einweihung 1793 blieb die Orgel vor größeren Umbaumaßnahmen verschont und gilt heute als die am besten erhaltene Holzhey-Orgel. Neben den Holzhey-Orgeln in Neresheim, Weißenau und Obermarchtal gehört die Roter Hauptorgel zu den bedeutendsten historischen Orgeln des 18. Jahrhunderts in Süddeutschland.
Das Obere Tor und die Klostermauer ist Thema der Tafel Nr. 10 und auf der elften Tafel wird die Klosterbrauerei und das Gesindehaus beschrieben. Die Klosteranlage, der Klosterbrunnen, die alte Klostermühle und der ehemalige Konventgarten werden auf den Tafeln 12 bis 15 beschrieben. Auf die Brückenheiligen Wiilebold und Nepomuk, das Okönomiegebäude sowie weitere interessante Kunst- und Bauwerke wird ebenso eingegangen wie auf die etwas entfernt im Haslachtal gelegene Bruderschaftskirche St. Johann (Tafeln 23 und 24).
Einige dieser Sehenswürdigkeiten haben wir speziell für interessierte Kultur-Wanderer in Extra-Beiträgen dokumentiert. Die übrigen verbleiben zum „Selber-Entdecken“.
Nähere Informationen:
Rathaus Rot a.d. Rot
Klosterhof 14
88430 Rot an der Rot
Tel. 08395/9405-0
Fax: 08395/9405-30
www.rot.de
Öffnungszeiten:
Montag – Donnerstag: 08.00 – 12.00 Uhr
Mittwoch: 16.15 – 18.15 Uhr
Freitag:08.00 – 13.00 Uhr