Die Altenburg – Sicherung der Salzstraße
Felsberg, eine Stadt mit 16 Stadtteilen und etwas mehr als 10.000 Einwohner im Schwalm-Eder-Kreis, ist leicht über die Autobahn A7, Ausfahrt Melsungen/Felsberg erreichbar. Mehrere Wochen waren wir im März 2021 hier im Arbeitseinsatz und hatten im Stadtteil Altenburg unser Quartier. Dank der begrenzten Arbeitszeiten auf der Autobahn A 49 blieb viel Zeit für Erkundungstouren rund um die Stadt, die von Hügeln, Teichen und Überbleibseln des Kiesabbaus geprägt ist.
Weithin sichtbar sind die Burg Felsberg, die Altenburg und die Heiligenburg, die der Stadt an der Eder nach der Gebietsreform 1974 auch den Beinamen Drei-Burgen-Stadt verliehen.
Die Altenburg war das Ziel unseres Ersten Erkundungsausflugs. Von der Unterkunft „Am Kies“ war es ein kurzer Weg ins Zentrum des winzigen gleichnamigen Dorfes mit gerade einmal 32 Einwohnern (Stand 2019). Vergeblich Suche ich einen Weg, der zur Burg hinauf führt. Das Dorf verfügt tatsächlich über eine Gaststätte (Zur Rosstränke), die jedoch zu Corona-Zeiten nicht geöffnet war. Gegenüber finden wir eine große Tafel zur Geschichte der Region, die mit dem Fund des 10.000 Jahre alten „Menschschädel von Rhünda“ beginnt.
Was wir aber nach einer Umrundung der Burg bis zum Ufer der Eder nicht finden ist ein Zugangsweg. Wir werden später erfahren, dass es tatsächlich keinen gibt. Nur zum „Tag des offenen Denkmals“ oder ähnlicher Veranstaltungen steht die Burg zur Besichtigung offen. Bei wikipedia finden wir folgenden Eintrag: Die älteste bekannte Erwähnung von Altenburg erfolgte im Jahr 1322 unter dem Namen „Aldinberg“ in einer Urkunde, in der der Landgraf von Hessen mit der Familie „von Besse“ Güter tauscht.
Die Region war im ersten Jahrhundert Siedlungsgebiet der Chatten, die sich im Jahre 15 n. Chr. einen Kampf gegen die Römer lieferten. Im 8. Jahrhundert war sie Teil des fränkischen Reiches. Der Heilige Bonifatius christianisierte die germanischen Stämme im Jahr 723 mit der Fällung der DONAREICHE im nahe gelegenen Fritzlar.
Im Jahr 1060 werden die Grafen von Felsberg erstmals erwähnt. Aufgrund des Namens geht man davon aus, dass die Altenburg älter als die Felsburg ist. Ihre Aufgabe bestand in der Sicherung der Salzstraße und der Ederfurt.
Eine Ersterwähnung wird auf den 1. Januar 1322 als „Aldinburg“ datiert. Unter anderem wird in der Folgezeit die Schlacht im Jahr 1367 erwähnt. Dazu ist zu lesen: „Conrad Spiegel zu Desenberg besiegt Abt Berthold von Hersfeld – 300 Hersfelder tot“.
Im März und April 1525 wird die Altenburg von einem fränkischen Bauerntrupp verwüstet. Nach den Adligen von Holzheim werden in den nächsten Jahrhunderten unter anderem die Herren von Boineburg und Lengsfeld als Besitzer erwähnt.
Hier einige Eckdaten im Originaltext: 1631 Plünderung durch Tilly; Vor 1721 erbaut Urban III. von Boineburg das Herrenhaus als Witwensitz und weitere Ökonomie-Gebäude; 1764 stirbt dessen Sohn Carl von Boineburg, hessischer Oberstallmeister, unverheiratet auf Altenburg, seitdem Burg unbewohnt; 1804 existieren Ostflügel des Schlosses und Hof mit Schnitterhaus, barockem Herrenhaus, Pächterhaus, Hofscheune; 1811 Abbruch östlicher Palas, Keller bleiben unbeschädigt; 1816 Bau neuer Scheunen, Stallungen, Brennerei und Pächterwohnung. Im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts gehen beide Felsberger Burgsitze mit den Beteiligungen am Beuerholz in fremde Hände“ (O-Text Ende)
Am 17. Mai 1943 wurde das Dorf nach der Bombardierung der Edertalsperre überflutet und 1945 stand der Bergfried unter Beschuss durch amerikanische Artillerie.
Der letzte Eintrag stammt aus dem Jahr 1976 (O-Text): Tod der letzten Reichsgräfin und Edlen Herrin Siri zu Boineburg und Lengsfeld – letzter Wohnsitz und Grabstätte von Generalleutnant Reichsfreiherr Hans von Boineburg-Lengsfeld, als Kommandant von Groß-Paris im Widerstand am 20. Juli 1944 (O-Text Ende)
Und ganz unten auf dieser Zeittafel ist zu lesen: PRIVATEIGENTUM – KEINE BESICHTIGUNG – SOLI DEO GLORIA.
Wir werden später unweit der Ederbrücke in Felsberg eine Kurzfassung zur Altenburg finden. Sie hat folgenden Wortlaut: „Im gleichnamigen Felsberger Stadtteil, dort wo die Schwalm in die Eder mündet, erhebt sich die Altenburg. Über das Alter der Burg lässt sich nichts genaues sagen, auch nicht über ihre tatsächlichen oder wahrscheinlichen Erbauer. Die Burg befindet sich seit 1537 in Privatbesitz. Besichtigungen sind einmal im Jahr auf Anfrage über den Burgverein Felsberg möglich.“ (O-Text Ende).
Auf der Suche nach einem Zugangsweg zur Burg finde ich am Ortsende einen Wegweiser des Eder-Radweges (Markierung E), der nach Wabern (6,6 m) und Lohre (1,5 km) sowie in der Gegenrichtung nach Felsberg (2,8 km) und zum Knotenpunkt Eder-Fulda-Radweg (20 km) führt.
Auf diesem Radweg (Richtung Lohre) und auf einem Wiesenweg gelange ich nach einer halben Umrundung der Altenburg an das Ufer der Eder. Die Eder entspringt im Rothaargebirge im Stadtgebiet von Netphen/Westfalen (Ederkopf) und mündet nach 176 Kilometern Fließstrecke über den Edersee bei Grifte in Nordhessen in die Fulda.
Südlich von Altenburg mündet die Schwalm in die Eder. Sie ist mit 97 Kilometern der längste Fluss, der ausschließlich durch Hessen führt. Sie entspringt in der Gemarkung Köddingen rund zwei Kilometer nordöstlich vom Totenköppel (560 m ü. NN) im Unteren Vogelsberg.
Auf dem Rückweg stoße ich in der Durchfahrtsstraße (Am Schlossgarten) auf einen großen Schaukasten. Wer noch mehr über das Dorf und die Burg wissen möchte, kann sich hier detailliert schlau machen.