Auf den Großen Kalkberg
Jitrava ist ein kleines Dorf am Westhang des Jeschkengebirges mit gerade einmal 137 Einwohern. Der E 3 verläuft von Horni Sedlo über die Elefantensteine /Bilé Kameny) durch diesen langgezogenen Ort an der N 13 (E 442). Es empfiehlt sich, eines der beiden Gasthäuser zu besuchen, denn bis zum Gipfel des Jeschken (Jested) sind es noch anstrengende 17 Kilometer ohne nennenswerte Einkehrmöglichkeit. Zur Auswahl stehen direkt am Wegrand das Vier-Sterne Apartmán Hotel mit Gaststätte und Terrasse (Hostinec Podkovy) oder aber die Penzion ve Dvorci bzw. Pivnice ve Dvorci (siehe unsere Empfehlung in einem gesonderten Beitrag) in direkter Nachbarschaft zu einem großen Reiterhof. Dafür muss man jedoch 500 Meter Umweg (grüne Markierung) in Kauf nehmen.
Über wikiedia konnten wir erfahren, dass Jitrava einst Dittersdorf hieß und 1370 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Im 15. Jahrhundert wurde der Ort von Husiten niedergebrannt und später neu gegründet und nach dem heiligen Pankratius PANKRATZ benannt. Dementsprechend heißt auch die Kirche in der Ortsmitte St. Pankratius-Kirche. Diese brannte 1968 nach einem Blitzeinschlag nieder und wurde bald darauf neu errichtet.
Auf dem Großen Kalkberg, der nun auf dem Weg des E 3 liegt, wurde bis zum Ende des 19. Jahrhunderts Schiefer- und Kalkstein abgebaut. Mit den Sandsteinbrüchen am Trögelsberg (Vysoká) waren die Steinbrüche am Kalkberg die wichtigsten Einnahmequellen von einst über 600 Bewohnern (bis 1939).
Die heutigen 137 Bewohner (Stand März 2001/lt. wikipedia)) leben in 82 wunderschönen Holzhäusern der traditionellen Volksarchitektur. Anders als in anderen Regionen präsentieren sich diese Holzhäuser nicht nur in schwarz-weiß, sondern in allen erdenklichen Farben.
Starten wir nun unsere Tour zum nächsten Wegpunkt „Vapenny Lom“, der uns auf vier Kilometern annähernd 300 Höhenmeter abverlangt. Es geht auf die Westflanke des Großen Kalkbergs (Velky Vapenny), dessen Gipfel auf 790 Metern Seehöhe liegt.
An der Querung mit dem Hinweisschild zur örtlichen Gastronomie (Jitravsky Dvorec) gehen wir nach links und verabschieden uns von der grünen Markierung. Der E3 beliebt weiterhin rot markiert. Wir passieren das Hotel Ampartmán und schauen nach rechts auf den Ortskern, aus dem der Turm der Pankratius-Kirche herausragt.
Wenige Tage nach Ostern fallen uns an Zäunen aufgesetzte Tassen und Krüge auf. Ein Osterbrauch? Darüber konnten wir auch an den Infotafeln am Wegrand nichts erfahren. Hier finden wir – auch in deutscher Sprache – überwiegend Erläuterungen zum Lausitzer Gebirge und seinen touristischen Angeboten. Nachfolgend ein Auszug (O-Text):
„Die Radsport-Anhänger finden bei uns eine Rarität in der Gestalt von Single-Trek in Jindrichovize pod smrkem oder vom Birke-Park im Sportareal Jested. Die Bekenner des Inline-Skaten werden von dem angenehmen Pfad in Oldrichov v Haijich erfreut, der durch sehr gemütliches Terrain führt. Der Landkreis Liberec ist auch für Wanderer ein Paradies, das zu vielen Aussichtspunkten und Interessantheiten der Natur führt.“
Hier werden Beispiele wir die Friedland-Zinne (Frydlantske Cimburi) aufgeführt, die besonders in den Herbstmonaten „überwältigende Szenarien“ verspricht. Vor allem Wintersportler – Langläufer wie Abfahrer und Snowboarder – können hier ihre Hobbys voll und ganz ausleben.
Bei wikipedia wird aufgeführt, dass Jitrava heute fast auschließlich vom Tourismus lebt. Es soll hier sogar ein so genanntes Survival-Camp geben. Uns fallen vor allen Dingen die großen Areal für Pferdesport auf und in Höhe des Apratman-Hotels kommt uns eine Kutsche entgegen, deren Mitfahrerinnen Schutzhelme tragen. Dass der Kutscher selbt während der Fahrt das Handy am Ohr hat, wird wohl zulässig sein.
Der Weg steigt langsam an. Wir passieren die vielen kleinen Häuser und stellen fest, dass der Frühling hier in Nordböhmen etwas später dran ist als in der hessischen Heimat. Während bei uns die Blütenpracht der Obstbäume bereits dem Ende zugeht, kommt sie hier erst zur Entfaltung.
An einer ersten verzweigung lassen wir den Weg nach rechts außer Acht. Die Markierungweist keinerlei Lücken auf und führt uns an einen alten Wasserhochbehälter vorbei. Wir blicken auf eine herrliche Landschaft zurück und legen bei zunehmendem Steigungswinkel kurze Gehpausen ein.
Dann verlassen wir den asphaltierten Weg und biegen nach links in Richtung Waldrand ein. Im Wald verwandelt sich der Aufstiegspfad in einen Hohlweg. Nachdem wir einen zweiten Wasserhochbehälter passiert haben, wird der Aufstieg noch anstrengender.
Nach etwa 25 anstrengenden Minuten erreichen wir den Wegpunkt Vapenny Lom auf 610 Metern Seehöhe. Der Wegweiser verrät uns die Entfernung zum Dorf Jitrava (4 km) und anch Horni Sedlo (9 km). Zum nächsten Wegpunkt „Travnik“ sind es auf dem E3 2,5 Kilometer. Es gibt allerdings eine kürzere Route (gelbe Markierung) mit der Angabe Travnik 2 km.
Travnik ist der Punkt, an dem wir im Herbst 2018 eine Tour aus der Gegenrichtung vom Jested (13 km entfernt) beendet hatten. Diese Lücke gilt es als bei einer nächsten Erkundung zu schließen.
Am Wegpunkt Vapenny Lom bietet sich ein kleiner Unterstand (max. für 6 Personenm) zum Pausieren an. Im Sommer wird man sich wohl über den kleinen Brunnen direkt neben dem Unterstand freuen.
Vapenny Lom ist der Anknüpfpunkt zur nächsten Etappe in Richtung Jested. Diese werden wir bei unserem nächsten Ausflug nach Nordböhmen erkunden.