Das Dach am Rande des Nationalparks Böhmische Schweiz
Es war der höchste Punkt unserer bisherigen Wanderungen im Norden Tschechiens. Noch gute 100 Meter höher als der Rosenberg (Ruzovsky vrch, 632 m), auf den man vom Nordhang des Kaltenbergs hinabschaut. Auf dem Gipfel dieses 736,5 Meter hohen Berges findet man mehrere Infotafeln. Dokumentiert wird unter anderem die interessante und wechselvolle Geschichte des Turmes, der in seinem heutigen Erscheinungsbild erst seit 2009 wieder erklettert werden kann.
Bei wikipedia erfahren wir, dass der Gipfel des Studenec aus einem tertiären Basalt besteht. Am Fuß des Berges finden sich kreidezeitliche Sandsteine, wie sie vor allem für das benachbarte Elbsandsteingebirge charakteristisch sind. Ein Gedenkstein mit der Inschrift MONUMENTUM ASTRONOMICO-GEOMETRICUM erinnert an die Zeit, als der markante Gipfel mit seinem weiten Rundblick den Geodäten und Kartografen zur Landesaufnahme Böhmens diente (19. Jahrundert).
Auch das Gebiet um den Kaltenberg gehörte zum Besitz der Fürsten von Kinsky. Bei wikipedia erfahren wir folgendes zur Geschichte (ZITAT): Fürst Ferdinand ließ 1854 auf dem Kaltenberg ein hölzernes Aussichtsgerüst erbauen, welches der Überlieferung nach der zweitälteste Aussichtsturm in Böhmen gewesen sein soll. Das wird aber heute angezweifelt. Wegen Baufälligkeit musste das Gerüst 1865 abgerissen werden.
An gleicher Stelle entstand auf Anregung des Gebirgsvereins für die Böhmische Schweiz ein neuer Aussichtsturm, der am 18. Juli 1888 eingeweiht wurde. Diesmal hatte man sich für eine Eisenkonstruktion entschieden, die durch den Maschinenbaubetrieb Prag ausgeführt wurde. Mit Sockel war der Turm 17 Meter hoch und bot auf der oberen Aussichtsplattform, zu der 92 Treppenstufen führten, 25 Personen Platz. Da im ersten Jahr des Bestehens des neuen Turmes mehr als 5.000 Menschen den Kaltenberg besuchten, ließ Fürst von Kinsky auf dem Gipfel ein hölzernes Unterkunftshaus errichten, in dem die Besucher im Sommer versorgt wurden und gegebenenfalls übernachten konnten. Nach dem Zweiten Weltkrieg verfielen Turm und Kinsky-Baude.
Letztere brannte in den fünfziger Jahren ab. Der Turm blieb schutzlos allen Witterungsunbilden ausgesetzt, so dass zahlreiche Treppenstufen und die Aussichtsplattform fast völlig herausgebrochen waren. Erst in den 1990er Jahren gab es erste Bestrebungen, den Turm instand zu setzen. Dem Klub Tschechischer Touristen (KČT) als damaligen Eigentümer gelang es jedoch nicht, die nötigen finanziellen Mittel für eine Erneuerung aufzutreiben. Angesichts der einmaligen Konstruktion gelang es dem KČT zumindest, den Turm am 21. März 1997 unter Denkmalschutz stellen zu lassen.
Im Oktober 2007 wurde der Turm in drei Teile zerlegt und mit einem Hubschrauber geborgen. Auf einem Bauernhof in Lipnice wurden die Konstruktion mithilfe staatlicher Fördermittel und privater Spendengelder instand gesetzt. Der erneuerte Turm wurde am 14. März 2009 wieder auf den Studenec gebracht. Die Eröffnung fand am 21. Juni 2009 statt. Für eine Besteigung eignet sich besonders die laubfreie Jahreszeit, da der Turm nicht alle Bäume überragt. (ZITAT ENDE)
Wissenswertes: Das Geröll und ihre Gesellschafter
Auf dem Gipfel des Kaltenbergs (Studenec) klärt uns eine Infotafel über eine Besonderheit im Lausitzer Gebirge auf. Auf den meisten Gipfeln in dieser Region findet man Geröll oder auch so genannte „Hohle Schuttfelder“ vor. Am Südhang des Studenec (736,5 m) findet man ein solches in der Länge von 100 bis 150 Metern vor. Von unten betrachtet wirken diese Gerölle wie eine künstlich angelegte Festungsmauer.
Zur Entstehung wird folgendes auf der Tafel erläutert (ZITAT): „Am Anfang war die Frostverwitterung und der Zerfall von Felsmassiven an den steilen Hängen der Berge in den Eiszeiten. Durch die Wirkung der Sonne, des Windes, des Wassers und des Frostes verwittern die Gesteine langsam weiter. Größere Steine – wie es die Gravitation vorgibt – fallen schrittweise in die niedrigeren Lagen des Hanges. Die Mächtigkeit des Gerölls bewegt sich von einigen Dezimetern bis zu zehnfachen Metern. Die ausgedehnten Gerölle sind unstabil, rollend und bleiben pflanzenlos. Die stabilisierten Schuttfelder werden von Boden bedeckt. Hier kommen Schuttwälder vor. (ZITAT ENDE).
Zum Leben in den Geröllen wird zunächst erläutert, dass die hohlen Gerölle seit der letzten Eiszeit nicht von Pflanzen besiedelt wurden. Aufgrund der extremen Bedingungen im Geröll können hier nur wenig anspruchsvolle Pflanzen wir Flechten überstehen. Die Organismen müssen mit minimalen Wasser- und Nährstoffmengen auskommen und sich den hohen Temperaturunterschieden anpassen. Der Infotafel zufolge hält sich die kalte Luft oft über das ganze Jahr. Seit der letzten Eiszeit halten sich kälteliebende Käfer- und Spinnenarten, die man als „Glazialrelikte“ bezeichnet.
Am Ende der Infotafel (Erläuterungen auf tschechisch und deutsch) wird auf die Gemsen hingewiesen, die oft in den Schuttfeldern beobachtet werden können. Sie wurden Anfang des 20. Jahrhunderts aus den Alpen importiert. (Quelle: Infotafel vor Ort)