D-34121 Im Kasseler Staatspark Karlsaue

Aus einem Lustgarten im 16. Jahrhundert entstanden

Anfang März 2017 ergab sich bei einem Arbeitaufenthalt in ordhessen die Gelegenheit, durch den Kasseler Auepark, genauer gesagt: dem Staatspark Karlsaue, zu spazieren. Man erreicht ihn ganz leicht über die Autobahn A 49, Ausfahrt Auestadion/Messe und kann ihn dann kaum noch verfehlen. Einen Parkplatz (kostenlos) finde ich in der Nähe des China-Restaurants „Dschingis Khan“ (Au-Garden). Und hier marschiere ich auch gleich los.

Es war sicherlich nicht die attraktivste Zeit, den Park mit seiner Vielfalt an Bäumen, Blumen und Pflanzen zu bestaunen. Immerhin blühten schon Krokusse und jede Menge Schneeglöckchen.

„Er ist nicht sehr breit, aber sehr lang“ höre ich von einem Kollegen. Ich starte mit dem Fulda-Ufer im Rücken und habe die Stadtgrenze im Blick. Die Breite ist somit überschaubar. Aus dem Zufahrtsweg zum Parkplatz am China-Restaurant folgere ich, dass ich nach rechts gehen muss, um einen längeren Abschnitt des Parks kennen zu lernen. So steuere ich auf einen großen Teich zu, in dessen Mitte ein Pavillion wie aus der Römerzeit ragt.

Überall verzweigen sich die Wege, ich folge dem Uferweg am Teich und lande auf einem Planetenweg in Höhe des Jupiters. Am Ostufer des Teichs gibt es eine Art Sonnenterrasse. Hier stoße ich auf einen ersten Wegweiser, der mir einen Überblick auf die Besonderheiten des Park gibt.

Ich wandere in Richtung Orangerie weiter und habe das schmucke gelb-weiße Bauwerk bald in Sichtweite. Es ist noch ein ganz schön langer, gerader Weg bis dort hin. Am Ende des Weges empfängt mich die griechische Götterwelt auf halbkreisförmig angelegten Säulen.

Dann schaue ich mir die Orangerie erst einmal aus nächster Nähe an und finde am Nordflügel des Gebäudes eine Tafel, die mir viel Wissenswertes vermittel. Sie stammt jedoch aus einer Zeit, als Kassel noch die Postleitzahl 6402 besaß – und so ist klar, dass nicht alles mehr auf dem neuesten Stand ist.

Zunächst einmal hier eine Zusammenfassung der Geschichte in Stichpunkten:

1568-1785 Anlage eines Renaissancegartens in der Voraue (Hessenkampfbahn), Bauherren Landgraf Wilhelm IV. (1532-1592) und Landgraf Moritz (1592-1672).

1700-1785 Anlage eines Barockgartens in der Aue unter Einbeziehung des Renaissancegartens, Bauherren Landgraf Karl (1670-1730) und landgraf Friedrich II. (1760-1785), Gartenarchitekten: Johann A Warnsdorf und Markus Schlichting.

1793-1864 Umgestaltung der Anlage nach den Prinzipien des englischen Landschaftsgartens. Bauherren: ab 1805 Landgraf Wilhelm IX, Kurfürst Wilhelm I. (1785-1821), Kurfürst Wilhelm II. (1821-1831). Gartenarchitekten: August Scharzkopf, Wilhelm Hentze und Franz Vetter.

Zur Geschichte wird erläutert, dass Wilhelm IV. im 16. Jahrhundert unterhalb seines Stadtschlosses in der Fuldaaue einen Lustgarten anlegen ließ. Dieser Garten wurde im 18. Jahrhundert in die barocke Gesamtgestaltung der Aue unter Landgraf Karl integriert. Anstelle des Lusthauses entstand ab 1701 das Orangerieschloss. Nach französischen Vorbildern wurde eine fächerförmige Anlage mit großartigem Alleen- und Kanalsystem gebildet, dessen westlicher Abschluss und Höhepunkt die Insel Siebenbergen darstellt.

Dem Zeitgeschmack entsprechend nahm Hofgartendirektor Wilhelm Hentze ab 1822 unter Beibehaltung des barocken Achsensystems die Umgestaltung zum Englischen Garten vor.

Unter dem Aspekt der Gartendenkmalpflege wird anschließend erläutert, dass jene garten-künstlerische Komposition am Ende des 18. Jahrhunderts als Konzept für die Zukunft galt. Die gärtnerische Pflege muss sowohl den Gestaltungskriterien der Barockanlage als auch der idealisierten Naturvorstellung des Landschaftsgartens Rechnung tragen.

Zu den Besonderheiten des Parks zählen neben der Orangerie (erbaut 1701-1711) das Marmorbad, die Hessenkampfbahn, der Küchenpavillon, die Karlswiese, der Hirschgraben, der „Rossebändiger“, die Schwaneninsel mit Kuppeltempel, die Insel Siebenbergen, der Rosenhang (zur BUGA 1955 angelegt) und last but not least ein Gasthaus, das sich heute als China-Restaurant „Dschingis Khan“ mit Terrassenlokal „Au Garden“ empfiehlt. Besonders preiswert und gut ist hier das chinesische Mittagsbuffet für nur 7,80 Euro (Preisstand März 2017).

Adressen:

China Restaurant „Dschingis Khan“ / Au Garden

Auedamm 48, 34121 Kassel, Tel. 0561-937 23 68, www.augarden-kassel.de

Öffnungszeiten: Täglich von 11 bis 23 Uhr (durchgehend geöffnet, kein Ruhetag).

Touristische Infos:

mhk – Mueseumslandschaft Hessen Kassel

Verwaltung Schloss Wilhelmshöhe, 34131 Kassel, Tel. 0561-31680-0