Unüberwindliches Bollwerk
Inmitten des Elbsandsteingebirges liegt eine der größten Bergfestungen Europas: Die Festung Königsstein. Sie thront auf einem der Tafelberge, dessen Plateau sich 240 Meter hoch über der Elbe erhebt. Bis zu 42 Meter hohe Mauern und Sandstein-Steilwände umgeben die Bauwerke, die zum Teil älter als 400 Jahre sind. Sie zeugen vom zivilen und militärischen Leben auf der Festung. Der Wallgang der Festung ist 1,8 Kilometer lang und im Zentrum der Anlage befindet sich ein 152,5 Meter tiefer Burgbrunnen, der zweit tiefste Europass.
Bei Wikipedia erfahren wir, dass vermutlich schon im 12. Jahrhundert eine Burg auf dem Königstein existierte. Die wohl älteste schriftliche Erwähnung einer Burg auf dem Königstein findet sich in einer Urkunde König Wenzel I. von Böhmen aus dem Jahr 1233, in der als Zeuge ein „Burggraf Gebhard vom Stein“ genannt wird. Die mittelalterliche Burg gehörte zum böhmischen Königreich. Zahlreiche weitere Infos zur Geschichte sind folgendem Link zu entnehmen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Festung_Königstein
Wir beschränken unseren Beitrag auf die Informationen, die wir vor Ort anhand von Infotafeln erhalten haben. Ausführliches Material ist an der Kasse und im Museumsshop erhältlich. Der Eintritt kostete im Oktober 2012 für Erwachsene 8 Euro. Da es nicht möglich ist, alles Sehenswerte auf dem 9,5 Hektar großen Festungsareal mit über 50 Bauwerken an einem Tag genauer zu besichtigen, bietet die Betreiber GmbH die Möglichkeit eines zweiten Besuchstages innerhalb von 7 Tagen mit der erworbenen Eintrittskarte an. Hierzu ist eine Registrierung im Museumsshop (gegen Vorlage des Ausweises, Eintrittskarte nicht übertragbar) notwendig.
Vom Parkhaus „Am Malerweg“ weit oberhalb der Stadt Königsstein (Beschilderter Fußweg nach Könistein = 40 Minuten) kann man mit dem „Festungs-Express“ bequem bis zum Felsplateau hinauf gefahren werden (rasante Fahrt!!). Der Fußweg ist am Ende zwar etwas steil, aber für geübte Wanderer kein Problem. Auch innerhalb der Burg gibt es einige kräftige Anstiege, die man bei schwacher Kondition nicht unterschätzen sollte. Besonders der Besuch mit Kinderwagen kann recht kräftezehrend sein. Da bietet sich der gläserne Panoramalift an, sofern man nicht an Höhenangst leidet. Dieser Lift wurde als gelungenes Beispiel mit historischen Bauwerken harmonierender Architektur ausgezeichnet.
Nach Ankunft auf dem Felsplateau staunen wir zunächst einmal über die gigantischen Mauern. Wie hätte man im Mittelalter solche Mauern jemals überwinden können, geht es uns durch den Kopf. Wir erreichen das Portal mit dem Kassenhäuschen und beginnen unsere Tour durch die Geschichte.
Wir überqueren die „Rothe Brücke“ und lesen auf einer kleinen Tafel, dass diese Ende des 18. Jahrhunderts entstand und zur Sicherung des Zugangs zu den äußeren Verteidigungswerken diente. Als hölzerne Zugbrücke bot sie anfangs einen Übergang über den trockenen Graben. Im 19. Jahrhundert ersetzte man sie durch eine eiserne Wippbrücke, die mit Hilfe von Hintergewichten schnell nach ober geklappt werden konnte. (Quelle: Info-Tafel vor Ort)
Im Eingangsbereich klärt uns eine Tafel darüber auf, dass der Ausbau des Königssteins zur Landesfestung im Jahr 1589 begann. Damals entstand der Aufgang zum Plateau. Zur Sicherung des Eingangsbereiches konzentrierten sich hier verschiedene Verteidigungsanlagen. Bereits 1591 wurde vor dem Torhaus ein mit Gräben und Zugbrücken versehenes Außenwerk (sog. Ravelin) errichtet. August der Starke (1694-1733) ließ dieses abbrechen und durch ein neues ersetzen. Dies gilt auch für das folgende Bauwerk auf unserem Weg, die so genannte „Grabenschere“. 1736 waren beide Außenwerke fertig gestellt – mit Kasematten für die Wachmannschaften und Geschützen. An der Rückseite der Grabenschere befindet sich eine Rampe, die der Beförderung von Kanonen diente. Ein mächtiges barockes Tor (Medusentor) schmückt dieses Bauwerk. Gekrönt wird das Ensemble vom kurfürstlich-sächsischen/königlich-polnischen Wappen. (Quelle: Info-Tafel vor Ort)
Die nächste Tafel auf dem steilen Weg zum Plateau klärt uns darüber auf, dass der Festungsaufgang 1589 in einer natürlichen Felsspalte angelegt wurde. Um 1730 wurde der Aufgang zur besseren Verteidigung abgesenkt und mit verschiedenen Verteidigungseinrichtungen versehen: das eiserne Tor, die Steinschmeiße und Pechnasen. Später kamen noch Fallpallisaden und Balkenfalze hinzu, die ihre Wirksamkeit jedoch nie beweisen mussten. (Quelle: Info-Tafel vor Ort)
Nach einem weiteren steilen Anstieg erreichen wir das Plateau und erblicken linker Hand das Proviantmagazin mit Fasskeller. Auch hier finden wir eine Infotafel, die uns folgendes erläutert: Auf den Kellern eines mittelalterlichen Brauhauses ließ Kurfürst Johann Georg I. (1611-1656) ein zweigeschossiges Renaissanceschlösschen errichten. Später wurde das Gebäude nach der Gattin des Kurfüsten „Magdalenenburg“ genannt. Diese erfüllte zwei Aufgaben: In den beiden oberen Etagen wohnte der Hof. Der Boden sowie die Kellergeschosse dienten als Proviantlager und Weinkeller. Im Weinkeller stand von 1725 – 1818 das 250.000 Liter fassende Riesenweinfass August des Starken, entworfen vom Oberlandbaumeister Pöppelmann. 1818/19 erfolgte der völlige Umbau zum „bombenfesten“ Proviantmagazin. (Quelle: Info-Tafel vor Ort)
Auch zur Turmuhr des Bauwerks gibt es eine Info-Tafel. Hier ist zu lesen, dass der Wendelstein nach Vollendung aller Bauarbeiten am Provianthaus 1623 ein Uhrwerk erhielt, dass jedoch bei einem Brand in der Turmhaube 1636 zerstört wurde. Danach erfolgte der Einbau einer Schlaguhr mit zwei Glocken, gegossen von Hans Hilliger in Dresden. Leider wurde auch diese Uhr durch einen Dachstuhlbrand im Jahr 1900 zerstört. Bei der Rekonstruktion des Daches erhielt das Gebäude anschließend einen kleinen Turm auf der Westseite, der die heute noch vorhandene Turmuhr der Firma Müller (Leipzig) aufnahm. Auch diese Uhr besitzt ein Schlagwerk mit zwei Glocken. (Quelle: Info-Tafel vor Ort)
Der Felsenkeller
Nach den anstrengenden Anstiegen zum Festungsplateau hinauf macht nicht jeder Besucher von der Möglichkeit Gebrauch, in den Felsenkeller im Proviantmagazin hinab zu steigen (man muss ja wieder hinauf). Aber auch da gibt es Interessante Details zu sehen und zu lesen. Der Keller wurde im Mittelalter in einer Felsvertiefung angelegt und in der Folgezeit mehrfach erweitert. Den Zugang bildete eine aus dem Sandstein gehauene Rampe. Mit dem Bau der Magdalenenburg erhielt der Keller ein auf zwei Säulen ruhendes Kreuzgewölbe. Danach lagerten hier Fässer mit Bier, Wein und Branntwein. Der Vorrat diente sowohl dem tägliche n Bedarf (Zum Wohl!) als auch der Aufbewahrung für den Belagerungsfall. Im Preußisch-Österreichischen Krieg (1866) wurde den Festungsbewohnern der beschuss-sichere Keller als Aufenthaltsort zugewiesen. Die gleiche Funktion erfüllte der Felsenkeller von 1941 bis 1945. (Quelle: Info-Tafel vor Ort)
Irgendwann ist man neugierig auf die Aussicht und so zog es auch unsere Gruppe schnell dorthin, wo es eine solche zu bestaunen gab. Und die Aussicht ist wirklich toll, um das Wort „atemberaubend“ mal nicht zu stark zu strapazieren. Am Rand der Festung stößt man auf den Seigerturm. Er ist einer von ehemals acht Flankierungs- und Beobachtungstürmen, die nach 1600 erbaut wurden. Erst auf den zweiten Blick sieht man, dass er mit einer Sonnenuhr ausgestattet ist. Außerdem besaß er eine so genannte Seigerschelle, an der die Schildwache die Viertel- und vollen Stunden nachschlug, sobald die Uhrglocke der Magdalenenburg geschlagen hatte. So wurde auch den wachhabenden Soldaten unterhalb der Festungsmauer die Uhrzeit mitgeteilt. (Quelle: Tafel vor Ort)
Gegenüber vom Proviantmagazin liegt das äußerlich eher unscheinbare Schatzhaus. Darüber ist per Infotafel zu erfahren, dass es 1854/55 „zur Aufbewahrung von Gold und Diamanten“ in Form eines Pulvermagazins erbaut wurde. Es ist mit einem massiven Gewölbe und bis zu 1,70 Meter dicken Mauern ausgestattet. Den Eingang sicherte eine dreifache Tür, die Fenster an der Giebelseite sind mit eisernen Gittern und Läden geschützt. Im Keller wurden gemünzte und ungemünzte Edelmetalle gelagert, wobei eine noch vorhandene Schienenanlage den Transport der schweren Fässer erleichterte. Wie die Tafel weiter wissen lässt, wurde hier in Zeiten militärischer Bedrohung ein Teil des sächsischen Staatsschatzes, wichtige Archivbestände und Kunstgegenstände aus dem Besitz des Dresdner Hofes aufbewahrt.
Im Innenraum ist eine Szene mit historischen Figuren und Original Inventarteilen nachgestellt. Dazu gib es jede Menge Tafeln zur Geschichte – uns: Ein Fass voller Münzen. Auch dazu wird einiges Wissen vermittelt: Das hier nachgebildete Fass für den Geldtransport fasst etwa 10.000 Taler. Noch bis 1879 war es üblich, Münzen in kleineren Fässern zu transportieren. Neben Staatsgeldern wurden auch größere Summen von Banken oder Kaufleuten, die ihre Silbertaler einfach der Post anvertrauten, auf diese Weise befördert. Die Fässer waren zwar stabil, aber nicht wasserdicht. Deshalb füllte man die Münzen vorher in kleine Säckchen. Die Tafel rechnet vor, dass ein Fass mit 10.000 Talern etwa 223 Kilogramm wiegen musste.
Das alte Zeughaus
Dieses Gebäude wurde 1894 nach Plänen von Paul Buchner errichtet und diente zur Aufbewahrung von Kriegsgerät aller Art. Nur das Pulver wurde sicherheitshalber andernorts gelagert. Die Giebelseite des schlichten Renaissance-Baus schmückt jeweils ein Rustikaportal. Die Infotafel verrät uns, dass die Kreuzgewölbe des Erdgeschosses auf toskanischen Säulen ruhen. Ober und Untergeschoss dienten anfangs als Lagerraum, ab 1871 zur Verwahrung von Gefangenen. Zu den ersten Insassen zählte 1874 August Bebel. Im ersten und zweiten Weltkriegen waren hier französische bzw. russische Kriegsgefangene untergebracht.
Dieser Beitrag wird eventuell nach zusätzlichen Besuchen erweitert.
Infos und Anschriften:
Festung Königstein gGmbH
01824 Königstein
Telefon 035021 64-607
Öffnungszeiten:
April bis Oktober: Täglich von 9 bis 18 Uhr
November bis März: Täglich von 9 bis 17 Uhr
Ein AUDIOGUIDE für den Festungsrundgang ist für 2,50 Euro in zahlreichen Sprachen sowie auch speziell für Kinder erhältlich.
Führungen:
Hinweise zu den täglichen Führungsangeboten gibt es an den Kassen und am Informationsbüro (Brunnenhaus). Die Gebühren betragen für alle, die älter als 16 Jahre sind, 3,- Euro (darunter frei). Die Dauer der Führungen beträgt 90 Minuten.
Dauerhafte Führungen:
Die Festung Königsstein erzählt – ein Streifzug durch die Festungsgeschichte (Treffpunkt: Kasse)
Kasemattenführung – Unterirdische Festungsanlagen aus dem 18. und 19. Jahrhundert
(Treffpunkt: Vor dem Informationsbüro).
Gastronomie:
Offizierskasino
Historischer Ausschank „Zum Musketier“
Festungsbäckerei
Napoleonküche
Restauration Festung Königsstein GmbH
Telefon 035021 64-444