D-99084 Der Erfurter Weihnachtsmarkt

Teil 3: Über den Fischmarkt zum Dom zurück

Es wird Zeit für ein Mittagessen. Unser Quartett ist sich einig: Es soll eine Thüringer Spezialität sein. Nein, nicht die berühmte Rostbratwurst, die man an jedem dritten Weihnachtsmarktstand bekommen könnte. Die Thüringer Klöße sollen es sein, egal ob mit Sauerbraten, Rouladen oder Entenkeule.

Und auf der Suche nach einem passenden – nicht überfüllten Lokal – schlendern wir über den Fischmarkt und erblicken das neugotische Erfurter Rathaus, dessen Hauptgebäude aus den 1870er Jahren stammt. Wie wir bei wikipedia.de erfahren können, reichen die Ursprünge des Hauses bis ins 11. Jahrhundert zurück.

Wörtlich heißt es: „Das 1275 erstmals erwähnte Rathaus war politisches Herzstück der kommunalen Selbstverwaltung der Mittelaltermetropole vom 13. bis 17. Jahrhundert. Bis 1706 erreichte der Gebäudekomplex die Ausmaße des heutigen Hauptgebäudes.“ (O-Text Ende).

Zur Vorgeschichte: Obwohl nur ein kleiner Schaden am Dach zugrunde lag, begann man 1830 mit dem Abriss des alten gotischen Rathauses. Darüber war der preußische Oberbau-Direktor Karl Friedrich Schinkel entsetzt. Vergeblich versuchte er, den markanten Turm aus dem Jahr 1330, in dem über Jahrhundert die Schätze des Stadt, Geld und Dokumente gelagert wurden, in die Planung einzubeziehen. Auch in der Bevölkerung gab es Widerstand gegen den Abriss des alten Turms. Es half jedoch nichts. 1869 begann der Bau des neuen Rathauses im Stil der Neugotik unter dem Architekten Theodor Sommer, die offizielle Einweihung erfolgte am 2. Juni 1882.

Gemeinsam mit dem „Haus zum Roten Ochsen“, eines der schönsten Renaissance-Gebäude Deutschlands, bildet das Rathaus ein eindrucksvolles Ensemble auf dem Fischmarkt. Eine Siegessäule steht davor, zu der ich aber keine näheren Infos finde. Die Figur auf dem Sockel trägt eine rote Fahne mit einem Rad. Jenes Rad muss eine besondere Bedeutung für Erfurt haben. Auch das Restaurant, dass wir uns für die Mittagspause ausgesucht hatten, wies darauf hin:

„Zum Güldenen Rade“ heißt es. Nicht billig, aber sehr empfehlenswert. Und hier bekamen wir die gewünschten Thüringer Klöße gleich im XXL-Format. „Kloß mit Soß“ und Rotkraut – da brauchte es kein Fleisch mehr. Ganz hervorragend!

Florales zur Weihnachtszeit im Felsenkeller

Vom Restaurant „Zum Güldenen Rade“ wollten wir nun wohl gestärkt weiter Erfurt erkunden. Unsere Begleiterin Bärbel schlug den Petersberg als nächstes Ziel vor. Von dort soll man eine traumhafte Aussicht auf die ganze Stadt haben. Es hatte sich jedoch inzwischen Regenwetter eingestellt und dann kam noch das Problem mit den vielen Treppen hinzu.

Auf dem Weihnachtsmarkt drängten sich die Besucher unter den Überdachungen der Marktbuden zusammen. Da kam uns der Hinweis auf eine Ausstellung im Felsenkeller am Dom gerade recht.

„Florales zur Weihnachtszeit“ wurde hier präsentiert – eine „Reise um die Welt – Bräuche, Lichter und Geschichten aus 18 Ländern“, so der Untertitel.

Wir zahlten die geforderten 6 Euro Eintritt, mehr um dem Regen zu entkommen als aus Interesse an den Weihnachts-Kunstwerken.

Beteiligt haben sich neben Deutschland als Aussteller Frankreich, Armenien, Ungarn, Österreich, Mexico, Spanien, Italien, Polen, die Slowakei und die Niederlande, Island, Finnland, Schweden, England, Dänemark, Lettland und die USA.

Bei letzteren durfte eine Reihe leerer Coca-Cola-Flaschen nicht fehlen, weil die Marke seit 1931 das Bild von Santa Claus entscheidend geprägt haben soll. Die Ausstellung war schnell durchwandert und rief bei den meisten Besuchern wenig Begeisterung hervor.

Der Erfurter Dom und die Severikirche

Treppensteigen ist nicht nur vor dem Petersberg, sondern auch zum Erfurter Dom hin angesagt. Aber es sind bei weitem nicht so viele Stufen.

Außerdem könnte man auf halber Strecke eine Pause in den kleinen Weihnachts-Cafés einlegen.

Wer oben angekommen ist, sieht zunächst das Kruzifix auf dem Platz zwischen dem Dom und der Severikirche. Die Pforten der „Hohen Domkirche St. Marien zu Erfurt“ – so der offizielle Name – standen offen.

Der wichtigste und älteste Kirchenbau der Stadt ist über 81 Meter hoch und besitzt mit der GLORIOSA die weltweit größte freischwingende Glocke aus dem Mittelalter. Ich staune über die gewaltigen Säulen und die Höhe des Kirchenschiffs.

Bei wikipedia.de ist nachzulesen, dass der Dom nur kurze Zeit in der Mitte des 8. Jahrhunderts als Bischofssitz diente und über das gesamt Mittelalter bis in das frühe 19. Jahrhundert Sitz des Kollegiatstifts St. Marien war. Seit 1994 ist der Dom Kathedrale des neu geschaffenen Bistums Erfurt.

Wenn man weiter in die Geschichte eintaucht erfährt man, dass Erfurt bereits im Thüringischen und Fränkischen Reich ein wichtiges Machtzentrum war. Bekannt ist, dass Papst Greogor II. die Thüringer im Jahr 724 aufforderte, dem hier missionierendem Bonifatius ein „Haus“ zu bauen.

Wörtlich ist bei wikipedia.de zu lesen: Angeblich kam man dieser Aufforderung bereits 725 nach. 741/742 bat Bonifatius den Papst Zacharias, die Gründung eines Bistums, an dem Erphesfurt` genannten Ort, der schon seit langem eine Siedlung oder Burg (urbs) heidnischer Bauern war“ zu bestätigen.

Gleichzeitig wurden auch die Bistümer Bürgburg (später Fritzlar) und Würzburg eingerichtet. Die Ersterwähnung gilt als Gründungsdatum der Stadt Erfurt, obwohl Bonifatius ja schon eine volkreiche Siedlung vorgefunden hatte (…)“. O-Text Ende).

18,6 Meter hoch sind die vierbahnigen Maßwerksfenster, die einen spätgotischen Gemäldezyklus zeigen und zwischen 1370 und 1420 entstanden. Noch beeindruckender finde ich den 16,5 Meter hohen und 13 Meter breiten barocken Hochaltar, der zwischen 1697 und 1707 vom Holzbildhauer Johann Andrea Gröber geschaffen wurde und anstelle eines gotischen Flügelalters aufgestellt wurde.

Auf eine anschließende Besichtigung der Severikirche, die zu den ersten Hallenkirchen Mitteldeutschlands gehört, verzichte ich, weil wir noch eine Runde über den Weihnachtsmarkt drehen wollen.

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