Der Grenzturm Grabenberg im Dreiländereck
Die Landstraße L 1123 zwischen Birx und Frankenheim in der Rhön. Auf dem Parkplatz „Neue Straße“ mache ich mich auf die Suche nach meinem persönlichen 100. Touringen Stempel.
Es ist eine geografisch interessante Gegend. Wir befinden uns auf Thüringer Boden, jeweils nur wenige 100 Meter im Nordwesten an der Grenze zu Hessen und im Südosten zu Bayern.
Der Stempel, den ich mir erwandern will, gehört zur 4. Etappe des Hochrhöners zwischen Kaltensundheim und Birx. Die Stempelstelle Nr. 300 befindet sich am Grenzturm Grabenberg.
Grenztürme sind von der L 1123 links und rechts zu sehen. Welcher aber ist der Richtige? Auf einem Radwegweiser kann ich feststellen, das der Grenzturm in südöstlicher Richtung als Grenzturm Dreiländereck bezeichnet wird. Dann kann der Grenzturm Grabenberg ja nur der andere im Nordwesten sein, dachte ich. Das war jedoch falsch gedacht.
Mit meiner nach einer Knieverletzung gehbeschränkten Wanderkameradin Margit folgte ich dem Wegweiser auf dem Rhön-Rundweg Nr. 1 in Richtung Grenzturm (0,7 km) und Birx (2,1 km). Wir wanderten auf einer Panzerstraße, die gerade für Margit nicht angenehm war.
Nach wenigen Minuten war der Grenzturm erreicht. Die Ankunft war jedoch enttäuschend. Das Betreten des Geländes um den Grenzturm war verboten. Also kann sich hier auch nicht der Stempelpunkt 300 befinden.
Dann aber hat ein anderer Zielpunkt auf dem letzten Wegweiser mein Interesse geweckt. Während Margit etwas enttäuscht auf der Panzerstraße zurück zum Parkplatz humpelte, ging ich noch 800 Meter weiter auf dem Rhönrundweg Nr. 1.
Abstecher zum Gerstenstein
Der Rhön-Rundweg Nr. 1 führte mich zunächst durch ein Waldstück und dann am Waldrand in südwestlicher Richtung. Ich befinde mich exakt auf der Grenzlinie Hessen-Thüringen und erreiche schnell den Gerstenstein.
Ich sehe hier einen großen Felsbrocken und einen Rastplatz mit Infotafeln. Unterhalb des Felsens befindet sich ein „sprechender Pfosten“, der viel Wissenswertes zur deutsch-deutschen Geschichte vermittelte.
Da er von einer Großfamilie umlagert war, konnte ich dem Audio-Vortrag nicht so ganz lauschen. Aber es gab ja noch die Infotafel. Und auf dieser war folgendes zu lesen: „Zu DDR-Zeiten befand sich Birx im 500 m Sperrgebiet und war zu drei Viertel durch den Maschendrahtzaun der innerdeutschen Grenze eingeschlossen.
Ein Grenzzwischenfall am Gerstenstein ging 1962 in die deutsch-deutsche Geschichte ein. Der 20 Jahre alte Offiziersanwärter Hilpert Spohr aus Heilbronn hatte zusammen mit 3 Freunden einen Ausflug zur innerdeutschen Grenze unternommen und dabei den 3 Meter hohen Gerstenstein auf dem Gebiet der DDR trotz Warnschilder erklettert.
Postenführer Lothar Kießling sah die jungen Männer auf dem Felsen und entschloss sich, der GRENZPROVOKATION ein Ende zu bereiten. Er soll nach einem Zuruf und Abgabe eines Warnschusses auf einer Entfernung von 8 Metern mit dem Maschinengewehr auf die jungen Männer geschossen und dabei Hilpert schwer verletzt haben. Zur Erinnerung an dieses Ereignis wurde auf Privatinitiative ein 6 m langes Transparent aufgestellt.
Auf ostdeutscher Seite wurde eine Gegentafel errichtet, auf der Hilpert Spohr als Provokateur bezeichnet wurde. Nach der Wende, 36 Jahre nach dem Ereignis, wurde der Fall noch einbmal vor Gericht aufgerollt und dabei festgestellt, dass sich nach dem Warnruf und -schuss keine Regung der Zugerufenen zeigte und durch Kießling deshalb auf Spohr geschossen wurde. Beide haben sich danach ausgesprochen und sich versöhnend die Hände gereicht.“ (O-Text Ende).
Mein 100. Touringen-Stempel
Zurück am Parkplatz Neue Straße kann ich mir nun sicher sein, dass sich der Stempelpunkt Nr. 300 auf der Grenzanlage Dreiländereck befindet. Diese wiederum befindet sich auf dem Grabenberg, nach dem der dort befindliche Grenzturm benannt ist.
Auf einem Radwegweiser finde ich die Entfernungsangabe 1.400 m. Dieser bringt mich auf die Idee, die weitere Stempeljagd mit dem Rad anzugehen. Keine fünf Minuten habe ich gebraucht, um die Grenzanlage über einen bequemen Radweg zu erreichen.
Und vor dem Turm finde ich auch den Stempelkasten mit der Nummer 300. Für mich ist es der 100. von 430 Touringen-Stempel – ein Grund zum feiern. Damit kann ich mir nun die Wandernadel als „Silber-Entdecker“ in einem der Thüringer Tourismusbüros abholen.
Meine Wanderbegleiterin, die sich zwischenzeitlich im VW-Bus erholt, hat mir noch einen Zeitrahmen von einer halben Stunde gegeben. Diesen nutze ich, um noch ein bisschen Natur im Schwarzen Moor zu erleben.
Erkundungstour im Schwarzen Moor
Ganz so einfach war es jedoch nicht, auf meiner Route durch das Schwarze Moor zu radeln. Zunächst ging es über sumpfige Wiesen, dann über Holzplanken.
Aber schon nach 2 Kilometern hatte ich schon wieder Asphalt unter den Reifen.
Auf einem tollen, ebenen Radweg erreichte ich das Bistro Schwarzes Moor, vor dem sich zahlreiche Motorradfahrer eingefunden hatten. Gerne hätte ich eine Runde durch das Naturpark-Gelände gedreht.
Dieses war jedoch noch geschlossen. So kehrte ich zum Ausgangspunkt zurück. Zu unserem Ferien-Domizil, dem Rhön Park Aktiv Resort, waren es nur noch 13 Kilometer.
Pünktlich zum Check-In waren wir an der Rezeption dieses gewaltigen Ferien-Komplexes angekommen.
Nach drei Nächten für 249 Euro Halbpension können wir Euch diese Unterkunft wärmstens empfehlen. Alles top, vor allem die Badelandschaft mit 25-m-Schwimmbecken…