Von Oßmannstedt nach Wickerstedt
Nach der Besichtigungsrunde im Wielandsgut Oßmannstedt geht es weiter auf dem Ilmtal-Radweg in Richtung Apolda. Die nächste Hinweistafel erreiche ich nach 3,6 Kilometern vor der Gemeinde Oberroßla. Hier wird auf Sehenswürdigkeiten in der näheren Umgebung hingewiesen.
Dazu gehören das Glocken- und Stadtmuseum, die Museumsbaracke „Olle DDR“ und das Kunsthaus in Apolda sowie die Ordensburg Liebstedt, die Lutherkirche und die Eiermann-Ausstellung (benannt nach dem Architekten Egon Eiermann).
Aber auch zum nächsten Etappenort Oberroßla, seit 1994 Ortsteil von Apolda, gibt es Informationen. Im Wortlaut: „Am 29. 10. 1297 erfolgte die erste urkundliche Erwähnung Oberroßlas. Eine Vielzahl mittelalterlicher Funde, die bis in die Steinzeit zurückreichen, haben allerdings belegt, dass in der Region schon wesentlich früher Wohnstätten existierten.“ (O-Text Ende).
Wenig später erreiche ich die im 15. Jahrhundert erbaute Kirche, in der 1539 auch Dr. Martin Luther gepredigt haben soll. Torbögen an Hofeinfahrten sind als steinerne Zeitzeugen zu bewundern.
Auch wird erwähnt, dass von 1798 bis 1803 hier ein Freigut besaß, das durch einen Brand vernichtet wurde. Auf den Grundmauern dieses Freiguts wurde 1858 das Gasthaus „Zum Schlosshof“ erbaut. Auch die Goethequelle erinnert an den großen Dichter.
Von Oberroßla nach Zottelstedt
Noch viel älter als Oberroßla ist der nächste Etappenort Niederoßla. Die Ersterwähnung findet sich in einer Schenkungsurkunde König Ottos III. vom 15.9.996. Wer auf dem Ilmtal-Radweg bleibt, verpasst den Anblick der Wasserburg mit dem höchsten Bergfried Deutschlands (57 Meter hoch). Die Dorfkirche zählt zu den schönsten Barockkirchen Thüringens und auch soll sich Goethe in den Jahren 1779 bis 1787 mehrfach aufgehalten haben.
Auf der Infotafel wird auch erklärt, warum auf dem Ortswappen neben der Wasserburg ein Elefant abgebildet ist. Dies erinnert an das tragische Schicksal der Elefantendame „Miss Baba“, die während der Durchreise eines Wanderzirkus im Ort ihr Leben ließ. Es gibt ein Denkmal an der Todesstelle und alle 25 Jahre findet ein Elefantenfest in Niederroßla statt.
Von alledem habe ich auf dem Ilmtal-Radweg nichts gesehen. Schon erreiche ich die nächste Ortschaft Zottelstedt. Hier aber führt der Radweg direkt an eine besondere Sehenswürdigkeit: Den 23 m hohen Seierturm.
Der Uhrturm wurde 1499 erstmals urkundlich erwähnt. Bei wikipedia ist zu lesen: „Er diente zunächst als Richtstätte Pranger. Bis 1890 befanden sich zwischen den Rundbögen Halseisen zur Fesselung der Delinquenten.
2006 wurden die Halseisen und der hölzerne Aufstieg rekonstruiert. In seinem Turm läutet eine 1720 von Johann Christoph Rose (Oßmannstedt) gegossene Bronzeglocke. Im Volksmund wurde sie „Dreckglöcklein“ genannt, da sie bei schlechtem Wetter am besten zu hören war.“ (O-Text Ende)
Erstaunlicherweise finde ich in Zottelstedt keine Hinweistafel. Eine Holzkonstruktion erinnert an das Fest zum 1225-jährigen Bestehen des Orts, der offenbar früher „Zotanesstede“ hieß.
Von Zottelstedt nach Wickerstedt
In Zottelstedt trifft man auch wieder auf die Spuren des deutsch-amerikanischen Malers Lyonel Feininger (1871-1856), der sich von der Architektur und Landschaft in der Weimarer Umgebung an zahlreichen Orten inspirieren ließ.
Vom Seierturm in Zottelstedt (Von Feininger als Rathaus bezeichnet) entstanden 1916 und 1927 zwei Gemälde und 1918 drei Holzschnitte.
Noch nicht einmal einen Kilometer sind es zum nächsten Ort Mattstedt. Hier lege ich einen Fotostop an der Marienkirche ein, mit deren Bau schon im Jahr 1000 begonnen wurde.
Das rund 500 Einwohner zählende Dorf gehört zur Landgemeinde Ilmtal-Weinstraße und wurde 1218 erstmals urkundlich, durch eine Schenkung an das Kloster Heusdorf durch Landgraf Albrecht Vitzthume von Apolda, erwähnt.
Der Blick auf die Uhr und auf den Akkustand meines E-Bikes macht deutlich, dass es Zeit zum umkehren wird. Doch die Dorfkirche St. Vitus im nächsten Etappenort Wickerstedt nehme ich noch mit und nach einer letzten Pause am Kriegsgefallenen-Denkmal geht es Nonstop quer durch Apolda wieder zurück nach Tiefurt.
Vom Navi geleitet führt mich die Route durch nicht sonderlich interessante Gebiete der Glockenstadt. Von hier werde ich die Ilmtal-Radtour irgendwann fortsetzen.
Insgesamt bin ich 41,65 km bei einer Anstiegssumme von 402 Metern geradelt und der Akku war trotz Bummeltempo restlos leer.
Mein Akku konnte nun auch eine Nachladung in Form eines sehr guten Mittagessens in der Gaststätte Am Schlosspark in Tiefurt vertragen. Auf Fleisch wollte ich verzichten. Thüringer Klöße mit Bratensauce und Apfelrotkohl reichten völlig aus, um am Nachmittag gestärkt zum großen Eisenbahnfest zu marschieren.
Wertvolle Tourenbegleiter
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Ilmtal-Radweg „Dei eigenes Kurvenreich“ – 123 km Natur mit Kultur
Freizeitkarte Weimarer Land – Weimar – Kulturstadt Europas
www.Thüringen-entdecken.de
Erhältlich bei der Tourist-Information Weimar, Markt 10, 99423 Weimar