Teil 2: Drei historische Burgen auf einem Bergkegel
Von den Aussichtspunkten der Burg Giersberg war leicht festzustellen, dass die benachbarte Ulrichsburg etwa auf gleicher Höhe liegt. Allerdings habe ich damit gerechnet, zunächst tief absteigen und anschließend wieder steil hochklettern zu müssen. Dies war aber nicht der Fall. Von der Burg Giersberg zur Ulrichsburg war es ein bequemer und kurzer Spaziergang mit vielen herrlichen Ausblicken.
Auf meiner Wanderkarte finde ich eine kurze Zusammenfassung zur Ulrichsburg. Hier der Wortlauf (O-Text): „Sie ist die imposanteste und am besten erhaltene der drei Burgen. Die Burg wurde in der Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut. Als einstiger Wohnsitz der Rappoltsteiner bis zum 15. Jahrhundert hat sie nur wenig militärischen Charakter.
Die heute noch sichtbaren Überreste: Der quadratische Bergfried und das Hauptgebäude (12. Jahrhundert), der Rittersaal und der große Wohnturm (13. Jahrhundert), die Barbakane vor dem Eingang und die äußere Umfriedung (14. Jahrhundert) sowie die Kapelle Saint Ulrich (15. Jahrhundert). Gegenüber sollte die um 1250 erbaute Burg Giersberg die Wehrkraft der Ulrichsburg stärken.“ (O-Text Ende).
Auch vor der imposanten Burg Saint Ulrich, die auf 523 Höhenmetern liegt, finde ich eine Infotafel in Landessprache. Da mir das aber nicht weiterhilft, schaue ich wieder einmal bei wikipedia nach und erfahre, dass die Burg 1289 fertiggestellt wurde und neun Jahre später erstmals urkundlich erwähnt wurde.
Schon im 11. Jahrhundert wird eine Burg Rappoltstein in geschichtlichen Werken aufgeführt. Doch ganz sicher sind sich die Experten nicht. Dazu hier ein Ausschnitt aus wikipedia (O-Text): Gegen diese Annahme spricht, dass in einer Urkunde von 1288 von „den Herren vom Alten Kasten“ berichtet wird.
Daraus folgt, dass Hoh-Rappoltstein den Herren von Rappoltstein gemeinsam gehört haben muss. Dies legt auch den Schluss nah, dass zu dieser Zeit nur zwei Burgen existierten, der Alte Kasten und der Stein, der 1288 Wohnsitz der Herren von Giersberg war und so nicht als Rappoltsteiner Burg gemeint sein kann.
Aus den oben genannten Feststellungen kann geschlussfolgert werden, dass der Bau der Großen Veste Rappoltstein als zweite Rappoltsteiner Burg 1289 vollendet worden sein muss. Sollte der Grundstein vor 1283 gelegt worden sein, würde sich auch der spätere Name Ulrichsburg erklären, denn von 1275 bis 1283 war Ulrich III. Herr zu Rappoltstein.
Sein Namenspatron wird als Schutzheiliger der Burg Anlass für die spätere Benennung in Ulrichsburg gegeben haben. Gesichert ist, dass der Generalvikar des Basler Bischofs am 2. Oktober 1435 in der nördlich des Palas zum Innenhof hin gelegenen Burgkapelle einen Altar zu Ehren des Heiligen Ulrich geweiht hat. (O-Text Ende).
Der Streifzug durch die Burg ist ein tolles, aber auch etwas anstrengendes Erlebnis. Da gibt es einige Höhenmeter innerhalb der uralten Gemäuer zu überwinden. Auf die Besteigung des Turmes verzichte ich, zumal ich weiß, dass ich die gesamte Burg schon bald von weit oben bestaunen kann.
Nach meinem Streifzug durch die mittelalterlichen Gemäuer halte ich Ausschau nach meinem weiteren Weg zur oberen Burg, dem Chateau Haut Ribeaupierre. Vor der Burg habe ich die Wahl, dem roten Balken (GR 5) oder der lokalen Wegmarkierung rot-weiß-rot zu folgen.
Es ist ein Rundweg und ich rätsele über die Bedeutung des Wortes „Facile“. Auf der Karte sehe ich, dass sich ein Weg in Serpentinen auf die 643 Höhenmeter hinauf schlängelt, während der andere relativ gerade verläuft, aber noch einen kleinen Umweg in nordöstlicher Richtung erfordert.
Ich entscheide mich für rot-weiß-rot und somit für „Facile“, was immer das bedeuten mag. Noch einmal schaue ich in Augenhöhe auf die Ulrichsburg zurück und staune darüber, dass diese Drei-Burgen-Tour in Berichten zum GR 5 oder auch Fernwanderweg E2 noch nicht einmal als Highlight auf dieser Etappe erwähnt wurde.
Wenige Schritte gehe ich auf einem breiten Kiesweg. Dann zeigt der Richtungspfeil zum Chateau du Haut Ribeaupierre (Burg Hohrappoltstein) nach rechts und ziemlich steil nach oben. Vielleicht bedeutet „facile“ steil oder schwer.
Doch die ersten Meter sind zwar steil, aber nicht schwer zu erklimmen. Nach ein paar Hundert Metern über Felsen und Wurzeln erreiche ich den Wendepunkt und folge ab hier wieder dem roten Balken des GR 5. Der Restweg zur Burg Ribeauierre ist dann eher wieder bequem. Und bald habe ich auch die dritte Burg erklommen.
Auch vor dem Chateau du Haut Ribeaupierre finde ich eine Infotafel in Landesprache, der ich aber nur die Höhe (Attitude) von 643 Metern entnehmen kann. Die höchste der drei Burgen liegt also um etwa 120 Meter höher als die Ulrichsburg und die Burg Giersberg.
Anders als diese ist die Burg Hoh-Rappolstein nicht so bequem zugänglich. Man muss schon ein bisschen klettern und man sieht viel Gestrüpp im Inneren der Anlage. Bei wikipedia ist zu erfahren, dass die 1254 erstmals urkundlich erwähnte Burg auf einer hochmittelalterlichen Befestigung auf dem Burgberg errichtet wurde.
Sie gehörte zunächst dem Bistum Bamberg, bevor sie in Besitz der Familie von Rappoltstein kam. In deren Besitz blieb sie auch bis 1673, wenngleich sie um diese Zeit schon nicht mehr bewohnt und zur Halbruine verfallen war. Wie weiter zu erfahren ist, war der Standort schon in der Bronze- und Hallstätterzeit besiedelt.
Zudem wurden auf dem Burgareal Scherben aus der Eisenzeit und römische Münzen gefunden. Die durch Gräben und Wällen gesicherte Vorgängerburg entstand in der Zeit vom 9. bis 11. Jahrhundert.
Der höchste Punkt dieser Wandertour ist somit erreicht, der Gipfel des Burgbergs allerdings noch lange nicht. Doch so weit hinauf führt mich der Drei-Burgen-Weg nicht.
Weiter im Teil 3.