Flusswanderweg am River Ayr von Auchincruive nach Annbank
Der Ruhm des schottischen Nationalpoeten Robert Burns wird in Ayrshire nur noch von einer Person übertroffen: Von William Wallace alias „Braveheart“, der durch seine unbeugsame Freiheitsliebe und dem entschlossenen Widerstand gegen King Edward I. von England zum „Guard of the scots“ erhoben wurde. Man schrieb das Jahr 1297, als er vom unbekannten „Outlaw“ zur Symbolfigur schottischer Kampfmoral avancierte. Vor dieser Zeit versteckte er sich in den Wäldern östlich der Stadt Ayr und organisierte von hier Angriffe auf die Truppen King Edwards. Einer seiner Rachefeldzüge ging als „The Burning of the Barns“ (das Niederbrennen der Scheunen) in die Geschichte ein. Am Wallace-Tower in der City von Ayr wird diese Geschichte auf einer Schautafel dokumentiert. Es gibt einen Wanderweg, der zu einem anderen Schauplatz des Kampfes von William Wallace führt: „Wallaces Seat“ auf einem Felsen am Ufer des River Ayr. Hier soll Wallace mit seinen Getreuen seine Angriffspläne geschmiedet haben. Unmittelbar an der Oswalds Bridge gibt es einen Gedenkstein namens „Cairn of Leglen Wood“, auf dem gleichzeitig an Wallace und Burns erinnert wird.
Start in Auchincruive
Auchincruive ist eine kleine Ansiedlung mit einem landesweit angesehenen College für Landschafts- und Gartenbau nur wenige Meilen östlich von Ayr. Vom zentralen Busbahnhof in Ayr erreicht man diese Ortschaft bequem mit der Buslinie 43 (Richtung Mossblown) und zahlt für das Ticket gerade einmal 1,30 GBP (ca. 2,- Euro). Die Ausstiegsstelle befindet sich an der der B 743. Für den Rückweg bietet sich im Zielort Annbank die Linie 52 an.
Von der Ausstiegsstelle an der B 743 wandern Sie etwa 100 Meter zurück (westwärts) und folgen dann der Abzweigung nach links zu den „Auchincruive Country Walks“. Nach etwa einem Kilometer an der kleinen Landstraße durch Schul- und Gewerbegebiet und einer großen Weidefläche erreichen Sie den Parkplatz an der Oswald Bridge. Dieser Parkplatz ist Ausgangspunkt zahlreicher Wanderwege durch die Wald- und Flusslandschaft von Auchincruive. In nordöstlicher Richtung können Sie die Oswalds Hall erblicken.
Oswalds Bridge und Cairn Leglen
Von den runden Ausblickbuchten der alten Oswalds Bridge sollten Sie zunächst einmal den Blick auf den hier bereits recht wilden River Ayr genießen. Ihr Wanderweg zweigt am anderen Flussufer sofort nach links ab. Bevor Sie jedoch auf die Strecke gehen, empfehlen wir Ihnen jedoch dringend, durch die stets geöffnete Mauerpforte nach rechts zu marschieren. Eine Treppe führt Sie zu einem ganz besonderen „Point of Interest“: Dem Monument im Leglen Wood (Cairn Leglen), auf dem Robert Burns und William Wallace erstaunlicherweise gemeinsam verewigt sind. Es ist bekannt, dass Robert Burns stets ein großer Verehrer des schottischen Volkshelden war. Obwohl über 500 Jahre zwischen den beiden „Great Scots“ liegen, entschloss sich die Burns Federation im Jahre 1929 zur Errichtung dieses Gemeinschafts-Gedenksteins mit dem Spruch „Syne to the Leglen Wood, when it was late to make a silent and a safe retreat“. Als Gönner und Sponsoren werden ein Dr. John M. Hannah aus Girvan und Reverend J. C. Higgins, Pfarrer der Tarbolton Parish-Gemeinde auf geführt. An der Umzäunung dieser Gedenkstätte findet man ein Bild von Robert Burns mit folgenden Zeilen:
REMEMBER MAN AS YOU GO BYE
NOW AS YOU ARE, ONCE SO WAS I
NOW WHERE I AM YOU SHALL BE
REMEMBER MAN WE ALL MUST DIE
Von Oswalds Bridge zum Cutting Wood
Von der Oswalds Bridge folgen Sie dem so genannten River Ayr Way, der mit einem modernen geschwungenen Wanderer-Emblem (pink auf schwarz) gekennzeichnet ist, flussaufwärts auf der rechten Uferseite (Lesen Sie dazu unseren Buchtipp am Ende dieses Beitrages). Gleichzeitig findet man aber auch einen kleinen Vogel sowie eine roten Punkt, als Wegmarkierung, der für den so genannten „Waggonway Trail“ steht. Die folgenden fünf Kilometer am Ufer des River Ayr können Sie beiden Markierungen folgen. Der Waggonway Trail ist ein alter Weg, auf dem im 19. Jahrhundert mit Pferdegespannen Kohle zum Hafen von Ayr transportiert wurde. Die Pferde wurden später von Lokomotiven ersetzt.
Der Weg führt zunächst an einen Hang mit großflächigen Schafsweiden hinauf. Auf einer Anhöhe vergabelt sich der Weg. Sie folgen dem Weg links durch ein Gatter hindurch (Tor bitte wieder verschließen!). Auf den folgenden 500 Metern geht es leicht aufwärts durch artenreichen Mischwald mit hohen Farngewächsen. Der Weg verengt sich zum Pfad und nähert sich allmählich wieder dem Flussufer. Bald ist der höchste Punkt (30 m ü. NN) überwunden. Durch dunklen Nadelwald wandern Sie nun auf teilweise morastigem Weg nahe am Flussufer. Sie befinden sich nunmehr im Cutting Wood. Hier beschreibt der Weg parallel zum Flussufer bald eine Rechtskurve und am rechten Wegrand erheben sich große Felsbrocken.
Zu Wallaces Seat
Immer weiter führt Sie der herrliche, bei Nässe aber teilweise etwas morastige Weg am rechten Ufer des immer wilder erscheinenden River Ayr. Sie passieren das Waldstück um eine Aue namens Pheasant Nook und kommen in den Wald von Craighall, benannt nach einem nahe gelegenen Hofgut. Hier steigt der Weg plötzlich kräftig an und wird von Holzgeländern gesäumt. Ganz überraschend stehen Sie nach einigen Holzstufen vor dem Schild „Wallaces Seat 50 m“.
Auf diesem Felsen, der einen guten Überblick auf den River Ayr bot, wurden große Schlachtpläne gegen die Engländer ausgeklügelt. Gleichzeitig war der Felsen Schlupfwinkel und Geheimtreffpunkt. Auch ist bekannt, dass sich Wallace mit seinen Gefolgsleuten nach dem „Burning of the barns“ in den Wäldern von Leglen und Craighall versteckt hielt. Obwohl die kleine Bank auf diesem Felsen nicht sehr komfortabel ist, ist „Wallaces Seat“ ein idealer Rastplatz. Man kann sich gewiss sein, dass auch William Wallace den herrlichen Blick auf den River Ayr hier genoss.
Vom River Ayr nach Annbank
Sie kehren zurück auf den Wanderweg, der weiter am River Ayr flussaufwärts und in nunmehr südlicher Richtung verläuft. Es geht nun mehrfach sehr steil auf und ab und bei Nässe besteht Rutschgefahr. Bald verlassen Sie jedoch den Wald und wandern am Rande einer großen Viehweide, bis schließlich die Tanholm-Brücke in Sicht kommt. Durch ein Schutzgatter verlassen Sie nun den Waggonway Trail und kommen auf die Landstraße B 744. Dieser folgen Sie über die Brücke in nordöstlicher Richtung und passieren das Anwesen von Tanholm Nursery. Durch eine von Landwirtschaft geprägte Landschaft wandern Sie auf dieser kaum befahrenen Straße etwa einen Kilometer aufwärts und können dabei Flugzeuge im Landeanflug auf den International Airport Glasgow-Prestwick beobachten. Bald haben Sie die Grenze des Dorfs Annbank erreicht, wo sie in der Nähe eines weißen Kriegerdenkmals auch gleich eine Bushaltestelle vorfinden. Der Bus der Linie 52 zurück nach Ayr wird sicherlich nicht lange auf sich warten lassen. Nach unserer ersten Einschätzung ist ein Streifzug durch die Gemeinde Annbank nicht sonderlich interessant. Wie bei der Rückfahrt mit dem Bus zu beobachten war, besteht die Ortschaft überwiegend aus einer lang gezogenen Durchfahrtsstraße mit eintönigen Reihenhäusern.
Wander-Literatur zum River Ayr
Wer die englische Sprache gut beherrscht, dem sei ein kleines Taschenbuch von Dane Love unter dem Titel „The River Ayr Way“ empfohlen. Der 40 Meilen (64 km) lange Weg von den Hügeln von Glenbuck bis zum Hafen von Ayr ist in 16 Kurzetappen unterteilt und gibt reichlich Information zu Geschichte, Natur und Einkehr- bzw. Übernachtungsmöglichkeiten. Der Autor stammt aus Auchinleck und hat bereits zahlreiche Bücher über Schottland und besonders über Ayrshire verfasst. Das Buch zum Ayr River Way (ISBN-10:0-9518128-4-X) hat er mit eigenen Zeichnungen illustriert. Es wird im Buchhandel zu Preisen zwischen 8,95 und 12,95 GBP angeboten.
Wichtiger Hinweis: Beitrag aus dem Jahr 2006 (Preise und Daten evtl. nicht mehr aktuell)