Deutschlands schönster Wanderweg des Jahres 2022
Teil 1: Vom Wandertreff KuKuNa zur Zimmerberghütte
Ein echtes Wanderparadies ist die Region rund um Bad Tabarz, eine Gemeinde im Landkreis Gotha mit rund 4200 Einwohnern. Der Luftkurort ist seit 2016 staatlich anerkanntes Kneipp-Heilbad.
Zehn übergroße Figuren von Pfarrer Kneipp, geschaffen vom einheimischen Künstler Uwe Lüdecke, sind im Ort verteilt. Eine davon steht direkt vor dem Tourismus-Büro, die erste Anlaufstation meines Besuchs vom 18. bis 20. September 2024.
Hier bekomme ich nicht nur Aufkleber für meinen VW-Bus, sondern auch ein zusätzliches Stempelheft für die Bad Tabarzer Wandernadel. 24 Stempel gilt es hier auf acht Hauptwanderrouten zu „erbeuten“.
Meine besondere Intension waren natürlich die vier Stempel (146-149) für mein „Touringen-Stempelheft“. In diesem findet man auf Seite 118 die Bad Tabarzer Gipfel- und Aussichtstour, die mit 11 Kilometern und 507 Metern Aufstiegssumme als mittelschwer eingestuft wurde.
Dieser Wanderweg gewann im Jahr 2022 den Titel „Deutschlands schönster Wanderweg“ in der Kategorie Tagestouren (prämiiert von der Fachzeitschrift „Wandermagazin“).
Start am Wandertreff KUKUNA
Startpunkt zu dieser ganz besonderen Wandertour ist der Wandertreff am Zentrum für Kunst, Kultur und Natur, kurz KuKuNa im Postweg, ganz in der Nähe des Rathauses und des Theodor-Neubauer-Parks.
Hier gibt es jede Menge Informationen und eine Wanderkarte, auf der alle acht Hauptwanderwege der Gemeinde zu finden sind. Auf dem ersten Wegweiser finde ich den Namen der ersten Stempelstelle „Aschenbergstein“ (7,7 km). Auch finde ich den der vierten Stempelstelle „Zimmerberghütte“ in nur 1,9 km.
Es ist ausdrücklich vermerkt, das der Wanderweg Nr. 1 in beiden Richtungen ausgeschildert wurde. Also gehe ich in Richtung Zimmerberghütte und werde die letzte im Tourenheft aufgeführte Stempelstelle Nr. 149 zu erst erreichen.
Dabei passiere ich den Theodor-Neubauer-Park mit dem Grabmahl des Widerstandskämpfers gegen den Nationalsozialismus. Theodor Tilo Neubauer (1890-1945) war deutscher Parlamentarier (KPD), einst Mitglied des Deutschen Reichstages, wurde 1945 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat und Feindbegünstigung“ zur Tode verurteilt und 1945 im Zuchthaus Brandenburg-Görden enthauptet.
Gegenüber vom Kurpark mit dem großen Brunnen und der Lesehalle begegnet mir wieder Pfarrer Sebastian Kneipp vor dem Rathaus.
Am Ende der Straße stehe ich dann vor einem Rätsel. Wo ist die Markierung? Oha. Das fängt ja nicht gut an.
Aufstieg zur Zimmerberghütte
Es geht ein kurzes Stück nach rechts weiter in der Zimmerbergstraße. Schon nach wenigen Schritten verlasse ich diese wieder und biege halblinks in Richtung Hainstraße ein.
Bald sind die letzten Häuser passiert, es geht kräftig aufwärts. Nach 700 Metern habe ich den Wegweiser am Schnepfenweg auf 437 Höhenmetern erreicht.
Bis zum höchsten Punkt (673 m ü. NN.), auf etwa halber Strecke ist noch Anstrengung angesagt.
Ermutigt wurde ich vor allen Dingen vom Begleittext zu dieser Wanderung: „Das ist Wandern pur – hier kannst du die Thüringer Berge selbstständig erklimmen. Steile Treppenabschnitte, beeindruckende Felsentore und dabei natürlich gehaltene Wanderwege. Doch das Auf und Ab bei über 300 hm wird mit unvergesslichen Ausblicken und Natur belohnt“, heißt es hier wörtlich.
Durch lichten Mischwald
Ich komme in den Wald beziehungsweise in das, was abschnittsweise von einem Wald übriggeblieben ist. Mit der versprochenen unvergesslichen Aussicht wird es an diesem nebligen Morgen wohl nichts.
Dabei hat der moma-Wetterexperte Benjamin Stöwe einen Sonnen-Wolken-Mix versprochen. Sonst hätte ich mir vielleicht einen anderen Wandertag ausgesucht.
Aber auch ohne die schönen Ausblicke macht mir die Wanderung Spaß. Im Tourenheft ist weiter zu lesen: „Es geht durch lichten Mischwald vorbei an imposanten Kletterfelsen und Gesteinsformationen. Hier atmet man den reinen Thüringer Wald“.
Und ich komme ganz schön ins Schnaufen auf diesen ersten 1,9 Kilometern. Dann ist die Zimmerberghütte erreicht.
Eine mit Stahlrohren befestigte Treppe führt mich hinauf zum Stempelpunkt Nr. 149.
Die Zimmerberghütte auf 546 m ü. NN
Ich bin nicht alleine auf dieser Hütte, die sich etwa 150 Höhenmeter über dem Startpunkt (394 m) befindet.
Ein Ehepaar aus Sachsen hatte sich soeben den Stempel in das Tourenheft eingetragen und staunt über den kleinen Metallkasten, der neben dem grünen Touringen-Stempelkasten hier zu finden ist.
In diesen Metallkästen befinden sich die Stempel für die Bad Tabarzer Wandernadel.
Richtig gemütlich ist es in der Zimmerberghütte. Lustige Holzfiguren hängen an der Wand, Bücher und Spiele stehen auf dem Regal und auf dem Tisch steht eine Schale mit Bonbons.
Was für ein Service. Auf einer Tafel an der Hütte ist zu lesen: „Ich bin der Wald. Ich bin uralt. Ich hege den Hirsch. Ich hege das Reh. Ich schütze euch vor Sturm. Ich schütze euch vor Schnee. Ich wehre den Frost. Ich wahre die Quelle. Ich hüte die Scholle. Ich bin immer zur Stelle. Ich baue euch das Haus. Ich heiz euch den Herd. Darum ihr Menschen haltet mich wert“.
Fortsetzung folgt.