Th-203 Der Weinwanderweg Bad Sulza

Exkurs durch die Fluren des Rebanbaus

Vier Touringen-Stempel (203-206) lassen sich leicht auf dem Weinwanderweg von Bad Sulza (Tourenheft Seite 158) erwandern. Auf nur fünf Kilometern durchwandert man die Weinberge der Kurstadt und hat nach 105 Höhenmetern Aufstieg den höchsten Punkt auf der Strecke (230 m ü, NN) erreicht.

Der erste der vier Stempelkästen hängt bereits am Startpunkt (Nr. 203), dem Thüringer Weintor direkt vor dem Gradierwerk „Louise“. „Mit dem Schritt durch das Thüringer Weintor betrittst du die wunderschöne Weinregion Saale-Unstrut“ ist im Tourenheft zu lesen.

Am Weintor findet man neben einer Wanderkarte mit zahlreichen Themenwegen auch eine Infotafel zum Weinwanderweg. Darauf heißt man die Gäste auf einem „Exkurs durch die Fluren des Rebanbaus“ willkommen.

Außerdem erfährt man folgendes (O-Text): „Auf Anregung des ehemaligen Ministerpräsidenten des Freistaates Thüringen, Herrn Dr. Bernhard Vogel, entstand das Thüringer Weintor, welches im August 1994 eingeweiht wurde. Schon seit über 1000 Jahren spielen Sole und Wein in Bad Sulzas (ehemals Sulza) Geschichte eine bedeutende Rolle. Durch die Nähe zum Gradierwerk soll auf diese Tatsache hingewiesen werden. Außerdem ist das Thüringer Weintor der Beginn des Bad Sulzaer Weinwanderweges und der Anfang des Saale-Unstrut-Weinstraße.

Von diesem Standpunkt können sie die ehemaligen Rebhänge über dem Nordbahnhof und unter der Sonnenburg einsehen. Hier wurden in der Vergangenheit die Rebsorten Gutedel und Silvaner angebaut.

Heute werden diese Rebhänge zum Teil wieder durch Hobbywinzer bewirtschaftet. Zu den alten Rebsorten kamen neue hinzu wie z. B. Kernes, Regent, Blauer Zweigelt u.a.“ (O-Text Ende)

Am ersten Wegweiser staune ich über die Vielzahl von Angaben. Entfernungen werden nicht nur metrisch, sondern sogar in Schritten aufgeführt. Auf dem Weinwanderweg folgt man der Markierung Nr. 6 auf errechneten 7631 Schritten und 4,96 km.

Nach 150 Metern passiert man das Gradierwerk „Louise“. Hier empfiehlt man im Tourenheft, tief einzuatmen.

An einem Stellplatz für Wohnmobile direkt vor dem Freibad vorbei ist der zweite Stempelpunkt „Weinberg Bad Sulza“ (Nr. 204) schon nach 400 Metern erreicht. Jetzt steht der Wegpunkt „Ilmtalblick“ (1,8 km) auf dem Wegweiser.

Der Wanderweg verläuft weiter am Fuß eines historischen Weinberges unterhalb der Sonnenburg. Auf einer Infotafel wird folgendes erläutert: „Dieser historische Weinberg konnte 2016 durch das Thüringer Weingut erworben werden. Nach dem Freilegen der Terrassen und Trockenmauern sind ca. 130 alte Reben zum Vorschein gekommen. Diese sind der Rodung in den 1940er Jahren glücklicherweise nicht zum Opfer gefallen.

Hauptsächlich handelt es sich bei den Reben um die Sorte Elbling. Diese war im Mittelalter die häufigste Weißweinsorte in ganz Deutschland. Heutzutage ist der Elbling in der Thüringer Weinlandschaft nicht mehr anzutreffen.

Ein weiterer historischer Blickfang ist das kleine Weinberghaus. Mit seinem Krüppelwalmdach ist es typisch für die gesamte Saale-Unstrut Weinregion.“ (O-Text Ende).

Dieser Weinberg dient also weniger der Produktivität als der Erhaltung der Kulturlandschaft und des Naturschutzes. Dafür werden die alten Rebstöcke trotz der sehr geringen Erträge weiter kultiviert.

Auf einer weiteren Infotafel zum „Hobbyweinbau in Bad Sulza“ wird daran erinnert, dass der Weinbau in Thüringen nach dem Auftreten der Reblaus, den beiden Weltkriegen und der Verstaatlichung der landwirtschaftlichen Flächen in der DDR fast völlig zum Erliegen kam.

Der Bad Sulzaer Lehrer Waldfried Graf und andere Weinliebhaber starteten 1984 mit dem Anpflanzen kleiner Weinberge den versuch, die 800 Jahre alte Tradition wieder aufleben zu lassen.

Mit Hilfe des 1994 gegründeten Weinbauvereins Bad Sulza, der heute 170 Mitglieder hat, erlangte der Weinbau wieder eine etwas größere Bedeutung.

An jedem dritten Wochenende im August wird in Bad Sulza Weinfest gefeiert. Ich habe es also nur um wenige Tage verpasst.

Auf dem nächsten Wegweiser in Richtung Ilmtalblick werde ich darüber informiert, dass ich noch 3,81 km bzw. 5862 Schritte auf dem Weinwanderweg vor mir habe.

Beim bis hierhin gleichauf verlaufenden Wanderweg „Himmelreich“ sind es noch 12,24 km und 18831 Schritte. Keine geeignete Strecke für die angekündigten 32 Grad an diesem 29. August 2024.

Nach einer schönen und fast ebenen Wanderstrecke weist der Wegweiser auf eine Landstraße. Ich kann mir aber kaum vorstellen, dass tatsächlich die schnöde Landstraße gemeint ist und vermute, dass es auf den beiden links abzweigenden Pfaden weitergehen müsste. Zunächst versuch ich es auf dem nach rechts abzweigendem Weg und lande unterhalb eines Weinberges in einer Sackgasse. Der andere Weg steigt kräftig an. Später erfahre ich, dass die Landstraße die richtige Entscheidung gewesen wäre.

Doch nach 400 sehr anstrengenden Metern wollte ich nicht mehr umkehren und die gewonnene Höhe wieder aufgeben. Oben auf einer asphaltierten Kleinstraße ist mir klar, dass ich den 3. Stempelpunkt verpasst haben muss und gehe deshalb nach rechts in Richtung Sonnendorf.

Und schon nach 300 Metern erreiche ich den Aussichtspunkt Sonnendorf und den Stempelpunkt 205.

Unterhalb dieses Stempelpunktes befindet sich ein Rastplatz mit toller Aussicht. Hier gibt es weitere Infotafeln zum Weinanbau, aber auch zum Krieg zwischen Frankreich und Preußen und zur Schlacht bei Auerstedt.

Ich befinde mich nun wieder auf dem richtigen Weg. Vom Wegpunkt Sonnendorf auf 211 hm habe ich nur noch 3000 Schritte vor mir. Das macht klar, dass ich ohne es zu wollen sogar abgekürzt habe. Nächstes Zwischenziel ist nun die Sonnenkuppe, die ich nach 900 Metern erreiche.

Es geht zunächst weiter leicht bergauf in Richtung Waldrand. Dort lädt eine offene Hütte zur Rast ein.

Im Wald erreiche ich den höchsten Punkt der Tour (230 m ü. NN) und 170 Meter vor der Sonnenkuppe stehen noch 1,16 km bzw. 1785 Schritte bis zum Ziel an.

Und schließlich finde ich auch den Stempelpunk 206 „Sonnenkuppe“ in der Nähe eines Wasserhochbehälters.

Auf dem letzten Abschnitt wollte ich mir gerne die Burg anschauen, die ich am Startpunkt Weintor von weit unten gesehen habe.

Der Weg dorthin erwies sich jedoch als Sackgasse. Auf einem steilen Serpentinenpfad geht es nun abwärts. Wer sich traut, kann hier auf noch steileren Verbindungspfaden einige Kurven einsparen.

Schließlich erreicht man den Stempelkasten 204 ein zweites Mal, geht wieder am Wohnmobil-Stellplatz und am Gradierwerk „Louise“ vorbei und beendet die Tour am Weintor.

Tolle Wanderung, víel gelernt und vor der Mittagshitze zurück. Jetzt schnell wieder zur Unterkunft in Weimar und dann auf das große Fest zu Goethe’s 275. Geburtstag.

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