Der Große Inselsberg (916,5 m ü. NN)
Der Große Inselsberg ist laut wikipedia mit seinen 916,5 Metern Seehöhe nach dem Großen Beerberg (982,9 m), dem Schneekopf (978 m) und dem Großen Finsterberg (944,1 m) der vierthöchste Berg Thüringens. Ihn müssen nicht nur die Wanderer auf dem Rennsteig, sondern auch die auf dem Fernwanderweg E 3 und dem Bergwanderweg der Freundschaft (EB = Eisenach – Budapest) erklimmen.
Für mich gab es zwei Gründe, auf den höchsten Punkt des Rennsteigs zu wandern: Es war der Tag meiner Heimreise nach einer vollen Wanderwoche – Freitag, der 16. August 2024. Im Radio wurde eine Vollsperrung der Autobahn A 5 nach einem schweren Unfall gemeldet. So beschloss ich, die Autobahn A 4 schon bei der Ausfahrt Waltershausen zu verlassen und über Bad Tabarz in Richtung Südthüringen zu fahren.
Der zweite Grund war ein Irrtum. Ich war mir sicher, dass es sowohl auf dem Großen als auch auf dem Kleinen Inselsberg Touringen-Stempel gab. Bei einer späteren Überprüfung stellte ich fest, dass diese auf dem Kleinen und Großen HÖRSELBERG zu finden sind. Gelohnt hat sich diese Tour aber dennoch.
Ab Bad Tabarz geht es auf der Straße kräftig aufwärts. In manchen Kurven bieten sich schon bald Aussichten, als säße man in einem Flugzeug. Vor dem Gasthaus am Kleinen Inselsberg finde ich einen großen Parkplatz. Fünf Euro werden hier für das Tagesticket verlangt. Hinter dem Parkplatz werden Ferienhäuser angeboten.
1,4 Kilometer sind es von hier hinauf zum Gipfel, von dem man zunächst nur die 146 Meter hohe Sendeantenne sieht. Auf einem Wegweiser kann man sich die Entfernungen zu anderen markanten Punkten anschauen.
Nach 100 Metern erreiche ich die „Grenzwiese“ mit dem „Grenzadler“. Schon seit mehr als 1000 Jahren ist der Inselsberg historischer Grenzbereich. Heute markiert er die Grenze zwischen den Landkreisen Gotha und Schmalkalden-Meiningen. Auf der anderen Seite der Inselsbergstraße befindet sich das Hotel-Restaurant Kleiner Inselsberg.
Hier sind Motorradfahrer sehr willkommen, nicht aber Gäste mit grüner Gesinnung. Auf einer Tafel wird darauf hingewiesen, dass die Grünen hier nicht bedient werden.
Roadhouse Smoker Joe nennt sich die Grillbude vor dem Hotel-Restaurant. Nach 250 Metern habe ich natürlich noch keine Einkehr geplant. Ich folge dem Wegweiser der „Gipfeltour Brotterode“ und marschiere auf einem Asphaltweg weiter. Mehr als 200 Höhenmeter müssen nun auf rund einem Kilometer vor mir liegen. Klar, dass es schon bald recht steil aufwärts geht.
Schon bald passiere ich die „Herberge zur Rose“, die zu Kaffee, Kuchen und Flammkuchen einlädt. Auf dem Gebäude ist noch die alte Bezeichnung „Haus am Reitstein“ zu lesen.
Auch hier ist es noch zu früh für eine Einkehr. Danach wird es noch wesentlich steiler. Ich muss Gehpausen einlegen und bin beruhigt, dass auch die Wanderer vor und hinter mir Verschnaufpausen brauchen. Dann teilen sich die Aufstiegswege.
Der asphaltierte Weg geht nach rechts weiter und nach links führt ein anspruchsvoller Steig über die Reitsteine zum Gipfel.
Hier wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass sich nur geübte Wanderer auf diesen Felsenpfad wagen sollten. Mir ist ein solcher Steig lieber als ein steil ansteigender Asphaltweg.
Zunächst geht es auf einer Naturtreppe aufwärts. Wie gut, dass man hier an gefährlichen Passagen eine Seilsicherung angebracht hat.
Die Seile bieten obendrein noch den Vorteil, dass man auch die Arme zum Höhengewinn einsetzen kann.
Dann bieten sich mir tolle Ausblicke vom Felsmassiv Reitsteine. Sie bilden das landschaftliche Highlight auf der Ostseite des Großen Inselberges.
Zwei Geologen sind hier mit den Geohämmern am werkeln, um sich die Felsstruktur genauer anzuschauen.
Auf wikipedia erfahre ich, dass der Große Inselsberg ein so genannter Quarzporphyr-Härtling ist.
Er ist aus den umliegenden weicheren Schichten herausgewittert. „Den oberflächennahen geologischen Untergrund der Gipfelregion bilden die sogenannten Inselsberg-Quarzporphyre, eine Formation, die zu den Unteren Vulkaniten der Oberhof-Folge des Unterrotliegend (Autunium) gezählt werden. Sie sind demnach vulkanischen Ursprungs. Die Quarzporphyre sind eingebettet in die Konglomerate, Sand- und Siltsteine der Goldlauter-Folge im Norden und die zum Kambrium zählenden Körnelgneise im Süden“, heißt es bei wikipedia im Wortlaut.
Das steilste Stück ist oberhalb der Reitsteine überwunden. Aber immer noch geht es aufwärts.
Der große Parkplatz macht mir deutlich, dass sich die meisten der 120.000 jährlichen Besucher auf dem großen Inselsberg die Mühen des Aufstiegs sparen.
Respekt habe ich vor denen, die den Gipfel mit Gepäck über den Rennsteig erklommen haben.
Ein Treppengang führt mich hinauf zum Berggasthof Stöhr (seit 1899 in Familienbesitz).
Auf wikipedia erfahre ich, dass auf dem über 700 Meter langen Felsplateau einst die Grenze zwischen dem Herzogtum Sachsen-Gotha und dem Kurfürstentum Hessen (Exklave Herrschaft Schmalkalden) verlief.
Daher wurden auf dem Großen Inselsberg zwei Gaststätten errichtet. Der Berggasthof Stöhr befindet sich auf der früheren hessischen Seite.
Bevor ich mir hier einen Cappuccino bestelle, mache ich mich erst einmal auf die Suche nach dem Stempelkasten. Tatsächlich finde ich einen Stempelkasten in Dreiecksform.
Auch weist der Stempel keine Nummer auf. Erst hier wird mir klar, dass ich Inselsberg mit Hörselberg verwechselt hatte. Der Stempel passt aber genau in die Felder der so genannten Sonderstempel. Und im EVG-Heft bekommt er auch einen Ehrenplatz.
Selbstbedienung ist auf dem Berggasthof Stöhr angesagt. Der Ausblick ist wirklich fantastisch. Bis zu 50 Kilometer weit soll man an günstigen Tagen hier blicken können.
Es ist immerhin der höchste Punkt der nordwestlichen Hälfte des Mittleren Thüringer Waldes. Ganz auf dem Gipfel bin ich auf der Terrasse des Berggasthofes noch nicht.
Nach kurzer Pause gehe ich weiter auf dem Gipfelplateau hinauf, um mir auch noch die Sendetürme, die ehemalige Wetterstation und die Antenne näher anzuschauen.
Die „höchsten Betten West-Thüringens“ kann man hier mieten und im Erlebnisturm „Gipfeltreffen“ kann man sich die Inselbergausstellung zur Fauna, Flora und Fossilien anschauen.
Am Turm ist eine Kletterwand für Wagemutige angebracht. Bis 1977 gab es auf dem Großen Inselsberg eine Wetterstation der DDR. Da sich hier jedoch oft Extremwetterlage einstellte und keine repräsentativen Daten für den Thüringer Wald gewonnen wurden, wurde diese verlegt.
Der Sender Inselsberg mit seinem 43 m hohen runden Turm und der 127 m hohen Sendeantenne wurde 1939 bzw. 1974 errichtet. Er ist eine Sendeanlage für Ultrakurzwelle (UKW) und digitales Fernsehen. Das Sendegebiet reicht vom nördlichen Baden-Württemberg über das gesamte Nordbayern bis nach Nordrhein-Westfalen. Auch in Teilen von Hessen und anderer Bundesländer sind die von hier abgestrahlten Programme zu empfangen.
Eine gute Stunde nehme ich mir Zeit, das Gipfelplateau zu erkunden. Vor allen Dingen wollte ich Wegweiser finden, um Informationen über Entfernungen zu anderen markanten Punkten und Wanderzielen erhalten.
Unterwegs fällt mir ein Gedenkstein auf, der an die Wanderreise einer Schulgemeinde aus Jena im Jahr 1853 unter Leitung von Karl Volkmar Stoy erinnert. In acht Tagen legten 5 Lehrer, 18 Oberklässler und vier Mittelklässler die Strecke zurück und übernachteten dabei in Schulen oder auf Heuböden.
Bevor ich mich auf dem Rückweg (diesmal auf der Zufahrtsstraße) mache, finde ich noch den „Trigonometrischen Punkt Erster Ordnung der Landesvermessung“. Seit über 200 Jahren wurde der Große Inselsberg aufgrund seiner exponierten Lage im mitteldeutschen Raum für vermessungstechnische Großaufgaben genutzt.
Eine kleine Wandertour (3,85 km/227 m Auftsiegssumme) hatte ich zum Abschluss auf der Smart-Uhr. Und diese Tour hatte sich wahrlich gelohnt.