Vom Marktplatz zum Schloss Elisabethenburg
Von der Georgenstraße gehe ich über den riesigen Marktplatz der 25.000-Einwohner-Stadt, die größte Stadt im Landkreis Schmalkalden-Meiningen. Ein schönes Fotomotiv bietet der Heinrichsbrunnen, der 1872 errichtet und dem Kaiser Heinrich II gewidmet wurde.
Dieser soll auch den Baubeginn der Stadtkirche im Jahr 1003 veranlasst haben. Die „Stadtkirche Unserer lieben Frauen“ sieht heute natürlich nicht mehr so aus wie bei der Grundsteinlegung vor über 1000 Jahren.
Nach vielen Umbauten im Laufe der Jahrhunderte bekam sie ihr heutiges Erscheinungsbild in den Jahren 1884 bis 1889. Allerdings sind romanische und gotische Bauteile erhalten geblieben.
Auf einer Infotafel werden die aktuellen stadtarchäologischen Untersuchungsmaßnahmen rund um die Kirche und den Marktplatz erläutert.
Erinnert wird auch an die friedliche Revolution mit der ersten Demo in Meiningen am 24. Oktober 1989. „Gegen das Vergessen“ werden folgende bedeutsame Ereignisse aufgelistet: 1982 Beginn der Friedensgebete in der Meininger Stadtkirche. 7.11.1989 Friedensgebet und Demo mit 25.000 Teilnehmern. 9.11.1989 Fall der Mauer.
Das Meiningen auch eine Theater-Stadt ist, belegt ein großes Banner, auf dem zur Aufführung von Guiseppe Verdi’s Oper Don Charlos am 6. September 2024 ins Staatstheater eingeladen wird. Am Portal der Stadtkirche wird der Meininger Orgel-Sommer beworben und in der Kirche wurde unüberhörbar fleißig georgelt.
Es herrscht wenig Betrieb auf dem Marktplatz. Nur zwei Marktstände sind an diesem Montag zu sehen, die selbstverständlich die berühmte Thüringer Bratwurst verkaufen. Ich gehe weiter zur Ratsstube und will überprüfen, ob das Alkoholverbot auf dem Marktplatz auch für die „Ratsstube“ gilt. Nein, gilt hier nicht.
Hier wird genussvoll geschlemmt und auch reichlich Bier getrunken. Die Ratsstube gehört zweifellos zu den schönsten Fachwerkhäusern der Stadt. Leider habe ich es versäumt, die kleine Tafel zur Historie des Hauses durchzulesen.
Unübersehbar hingegen waren die Fahrräder, die an der Hausfassade befestigt wurden, und der Hinweis „Ab hier bitte lächeln“ am Eingang zum Gasthaus. Für einen halben Liter Radler und einen doppelten Jägermeister wurden 9,- Euro kassiert – Preise wie „zuhause“ also.
Eine Reihe von stattlichen, heute denkmalgeschützten Fachwerk- und Bürgerhäusern aus verschiedenen Jahrhunderten sind von Stadtbränden und von einem Bauboom im 19. Jahrhundert verschont geblieben.
Vom Markt gehe ich in die Schlundgasse und finde hier ein Beispiel: Das 1906 erbaute „Schlundhaus“ mit dem Nachbau eines Erkers vom 1874 abgebrannten Merkelschen Haus.
In der Ernestinerstraße ist in einem schmucken Fachwerkbau die Stadt- und Kreisbibliothek „Anna Seghers“ untergebracht.
Ich passiere die „Villa Colosseo“ (Ristorante und Pension) und das „Kunsthaus“ und erreiche das städtische Tourismusbüro am Schlossplatz. Und hier finde ich auch die gesuchten Wegweiser zu meinen Wanderstrecken.
Das Tourismusbüro war natürlich zu abendlicher Stunde längst geschlossen. Der Wegweiser aber beantwortete mir alle Fragen zu meinen geplanten Wandertouren.
Der Milseburgweg ist hier ebenso wie die „Extra-Tour Der Meininger“ bereits ausgeschildert. Außerdem auch der Johannes-Brahms-Wanderweg, der Schillerweg Meiningen-Bauerbach und der Innere Ringweg.
Der Blick fällt auf das Theatermuseum, in dem die „Zauberwelt der Kulisse“ präsentiert wird. Es ist auf historische Bühnenbilder des Meininger Hoftheaters spezialisiert. Vor dem Einzug des Theatermuseums im Mai 2000 diente das Gebäude als herzogliche Reithalle.
Unbedingt anschauen muss man sich in Meiningen das Schloss Elisabethenburg, das zu den größten und vor allen Dingen schönsten Bauwerken der Stadt gehört.
Die barocke Dreiflügelanlage wurde 1682 bis 1692 erbaut und war bis 1918 Residenz der Herzöge von Sachsen-Meiningen. Im vorderen Rundbau befindet sich das Rathaus und die Flügel beherbergen die Meininger Museen, die Schlosskirche, das Stadt- und Staatsarchiv und weitere Einrichtungen.
Auch eine Gaststätte ist im Innenhof zu finden. Auch im Schlosshof finden regelmäßig Kulturveranstaltungen statt. Am 22. September 2024 ist hier beispielsweise Rüdiger Baldauf & Friends feat. Randy Brecker angekündigt.
Nur 300 Meter sind es vom Schloss zum Startpunkt meiner für den nächsten Tag geplanten Wanderung: Die schöne Bogenbrücke über die Werra.
Es ist eine so genannte Eisenfachwerkbrücke, die unter Denkmalschutz steht. Hat man sie überquert, findet man eine Menge Infotafeln und Wegweisern zu Rad- und Wanderwegen.
Dieser Punkt ist der Beginn der Radwanderwege Meiningen-Römhild und Meiningen-Hassfurt und Ende des Main-Werra-Radwanderweges und des Sülzetal-Radwanderweges.
Es wird nun Zeit, den Rückweg anzutreten. Dabei lerne ich noch einen kleinen Teil des Schlossparks kennen. Auch hier gibt es eine Menge interessanter Anlaufpunkte, über die im Beitrag „Park-Safari“ berichtet wird.