Auf Stempeljagd in Thüringen: Vom Stausee Thal auf den Meisenstein
Donnerstag, 23.Mai 2024. Ein freundlicher Herr in Orange klopft um 7 Uhr an meinen Bus um mich darauf hinzuweisen, dass die Schiebetür offen steht. Das sollte sie auch. Ich war schon seit 5 Uhr wach und wollte warten, bis der Bäcker unweit meines Parkplatzes im Ortszentrum von Ruhla öffnet. Dass ich so früh wach wurde lag auch daran, dass ich wohl oder übel früh zu Bett gehen musste. In Ruhla werden nämlich nach 20 Uhr die sprichwörtlichen Bürgersteige hochgeklappt. Lediglich ein Döner-Imbiss hatte nach 21 Uhr geöffnet und mir noch einen Hawaii-Toast serviert.
Der freundliche städtische Mitarbeiter war es auch, der das WC-Häuschen auf meinem Parkplatz öffnete. So konnte ich auf den Bäcker verzichten, den Frühstück hatte ich genug an Bord.
Nach der Alexanderturm-Tour am gestrigen Mittwoch sollte es heute natürlich weiter auf Stempeljagd gehen. Ausgesucht hatte ich mir die Meisensteintour, die im Touringen-Stempelheft nicht zu finden ist. Diese findet man in der kostenlose Broschüre „Rundwanderwege &Stadtrundgänge in Ruhla, Thal und Kittelsbach“.
Die gute Nachricht für Stempeljäger: Man kann sich hier sämtliche Stempel der Wanderung „Über die tropischen Ruhlaer Insel (Georoute 9)“ erwandern. Diese ist mit 21,3 Kilometern und einer Aufstiegssumme von 477 Metern als schwer eingestuft. Die Meisensteintour hingegen ist planmäßig nur 12,3 km lang und wird bei einer Höhendifferenz von 355 Metern als mittelschwer bewertet. Der Unterschied besteht vor allen Dingen darin, dass die Wanderung im Tourenheft schon bei der Tourist-Information auf dem Marktplatz in Ruhla beginnt, während man für die Meisensteintour den Parkplatz am Stausee Thal ansteuern muss. Dieser war trotz Navi gar nicht so leicht zu finden. Man muss die Rösickestraße im Ortsteil Thal eingeben. Dann sollte es funktionieren.
Der kleine Stausee liegt etwa 2 Kilometer abseits von Thal. Auf dem Parkplatz gib es ein Grillhäuschen und am Rande finde ich den Wegweiser mit dem gelben X, der Markierung der Meisensteintour. In der Broschüre wird mir eine „aussichtsreiche Wanderung mit geologischen Highlights“ versprochen.
Ich hoffe auf eine lückenlose Markierung, nachdem ich auf den Wanderwegen von Ruhla schon einige Mängel feststellen musste. Der angebotene QR-Code für den digitalen Wegverlauf war für mich bisher wenig hilfreich, weil dazu zunächst die Basis von Anbietern wie etwa komoot heruntergeladen werden muss.
Vom Stausee führt mich der Wanderweg in den Mittelberger Grund. Laut Wegweiser soll ich diesen nach 1,2 Kilometern erreichen. Los geht`s.
Eine tropische Insel am Rennsteig
Die Wanderung, die ihren höchsten Punkt auf 574 m ü. NN. hat, steigt sehr sanft an. Vorbei an Teichen, Ruhebänken und einer Infotafel mit Übersichtskarte des Naturparks Thüringer Waldes erreiche ich nach 700 Metern einen zweiten Wegweiser.
Schon bald stoße ich auch auf die Markierung der Georoute 9. Hierzu findet man im Tourenheft folgende Beschreibung: „Eine tropische Insel am Rennsteig – das gab es vor 257 Mio. Jahren. Die einstigen Riffe im Zechsteinmeer bilden heute markante Berge am Nord- und Südrand des Thüringer Waldes.
Die Route verbindet herrliche Aussichtsfelsen mit interessanten geologischen Aufschlüssen in einem der schönsten Bereiche des Thüringer Waldes“ (O-Text Ende).
Zahlreiche Infotafeln werden auf diesem Weg viel Wissenswertes zu den Themen Geologie, Bergbau, Wissenschaftsgeschichte und Biologie vermitteln.
Willkommen in Pangäa
Der Weg führt weiter an einem kleinen Bach entlang zu einer Verzweigung, die mich etwas irritiert. Das gelbe x weist sowohl nach rechts in Richtung Königshäuschen als auch geradeaus in Richtung Meisenstein.
Ich halte mich an die Beschreibung in der Ruhlaer Broschüre und steuere den Meisenstein. So bringt mich mein Wanderweg vom Mittelberger Grund an die „Weinstraße“, eine alre Handelsstraße. An „Risch`s Teich“ bietet sich eine überdachte Sitzgruppe für eine Rast an. Von hier sind es noch 2 Kilometer bis zum Meisenstein.
Für Notfälle befindet sich hier der SOS-Rettungspunkt WAK-2571. Der Weg steigt nun stärker an und an der alten Weinstraße heißt mich eine Infotafel „Willkommen in Pangäa“.
Ab hier wird der Weg etwas ungemütlicher. Es handelt sich um einen Stichweg, den man bis zu diesem Punkt wieder zurück gehen muss.
Waldmaschinen haben tiefe Spuren hinterlassen und an so einigen Schlammpassagen haben sich schon kleine Umgehungspfade gebildet. Schnell ist aber der Meisenstein erreicht.
Blick auf den Inselsberg
Wenige Meter vor dem Meisenstein, einem 50 Meter hohen Porphyr-Felsen, steht eine Schutzhütte, in der ich meinen vierten Touring-Stempel (Nr. 19) bekomme.
Der Felsen selbst bietet eine tolle Aussichtsplattform.
Man findet hier auch ein Gedicht, das mit folgenden Worten beginnt: „In Schmerbach`s Näh, etwas versteckt, ein Fels sein Haupt zum Himmel reckt, grauer Vorzeit Urgewalten, halfen diesen Fels gestalten.
Er ist bekannt bei groß und klein, als unser prächt´ger Meisenstein.
Viel tausendjährig steht er da, es kommen viel von fern und nah.
Selbst Kinder an den Schürzenzipfel, ersteigen diesen Felsengipfel.
Sie alle wollen einmal sein, auf unserem prächt`gen Meisenstein“. (O-Text Ende).
Über eine halbe Stunde lang klettere ich durch die Felsformationen und blicke auf eine Landschaft, die vor über 250 Millionen Jahren unter Wasser stand. Nur die Hochlagen ragten als Inseln aus dem Wasser. Die höchste Erhebung im Blickfeld ist der Inselsberg, dem zweithöchsten Punkt auf dem Rennsteig.
Fortsetzung in Teil 2 der Meisenstein-Tour