Vom Steinkreuz „Wilde Sau“ zur „Hohen Sonne“
Auf dem Heimreisetag (3. November 2023) haben wir nach drei Etappen auf der Jenaer Saale-Horizontale und der kleinen Einstiegsetappe auf dem Rennsteig von Hörschel bis zum Rangenhof plangemäß ein weiteres kurzes Stück des Rennsteigs kennengelernt.
Der etwas mehr als drei Kilometer lange Weg von der „Hohen Sonne“ bis zur „Wilden Sau“ bot uns eine kleine Überraschung: Hier stoßen wir auf gleich zwei Lutherwege, von denen einer direkt vor unserer Haustür in Mittelhessen verläuft.
Am „Sühnekreuz Wilde Sau“ gabeln sich der Lutherweg 1521 und der Lutherweg Thüringen. Wie wir anhand der Tafel auf dem 386 Meter hoch gelegenen Gabelpunkt mit Schutzhütte, Sitzgruppe, Infotafeln und Stempelkasten für die Luther-Pilger erfahren, kommen beide Lutherwege auf gleicher Strecke von der Wartburg.
Während der Thüringer Lutherweg von diesem Punkt nach Wilhelmstal hinab führt und weiter zum Lutherstammort Möhra und danach durch den Altensteiner Park zum Ort von Luthers Entführung unweit vom Bergdorf Steinbach verläuft, wendet sich der Lutherweg 1521 auf seinem Kurs in Richtung Worms nach rechts über den Rennsteig zum einstigen Jagdschloss oder Gasthaus „Hohe Sonne“ zu.
Danach passiert er bei Dippach die Werra und hinter Dankmarshausen die hessisch-thüringische Landesgrenze.
Wir genießen vom Punkt „Wilde Sau“ den Blick auf die Wartburg und bedauern, aus Zeitmangel nicht den Anschluss zum Rangenhof von unserer ersten Etappe auf dem Rennsteig herstellen zu können.
Unser Weg führt von der “Wilden Sau“ zunächst ein Stück bergab auf einen breiten Forstweg, der den Schildern zufolge Teil des Rennsteig-Radweges ist. Diesen breiten Weg verlassen wir bald nach rechts und gehen wieder aufwärts.
Schon nach 400 Metern haben wir die Schutzhütte „Krumme Kahre“ auf 420 Höhenmetern erreicht. Auf dem Wegweiser finden wir folgende Entfernungsangaben: Hörschel (Startpunkt des Rennsteigs) 11,7 km, Vachaer Stein 3,8 km.
In unserer Richtung liegt der Wanderparkplatz Hohe Sonne in 2,6 km und das Ruhlaer Häuschen in 9 km Entfernung. Neben den Lutherwegs- und Rennsteig-Markierungen finden wir auch den ersten Hinweis auf den „Pummpälzweg“ (Markierung rotes Dreieck).
Zu diesem finden wir wenige Schritte weiter eine Infotafel, auf dem er als „Thüringens sagenhafter Holzskulpturenweg“ vorgestellt wird. Der Sage nach ist der Pummpälz ein rauhaariger Kobold, „der all denen in den Nacken springt und dabei Ohrfeigen gibt, die wichtigen Dinge unseres Zusammenlebens zu leicht zu nehmen und das Finstere suchen.“
Dieser Wanderweg wurde im Juni 2002 durch den thüringischen Ministerpräsidenten Bernhard Vogel seiner Bestimmung übergeben. Er verbindet die Burgen Frankenstein und Wartburg und soll mit seinen Holzbildbauerarbeiten eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft schlagen.
Weiter geht es in südöstlicher Richtung. Genau einen Kilometer nach dem Gipfelpunkt Wilde Sau erreichen wir den Wegweiser am Wallbachtal. Wir stellen hier fest, dass wir uns nunmehr auch auf dem Fernwanderweg E 3 (der wie der Lutherweg auch durch den Landkreis Gießen führt) befinden. 4,2 km sind es von hier nach Eisenach und 5,7 km zur Wartburg. Zum Waldhotel Rennsteighof (Tel. 036929-6020) sind es 13,2 km.
Leicht auf- und abwärts wandern wir durch den herrlichen Herbstwald. Beim nächsten Wegweiser sind es nur noch 100 Meter bis zur „Hohen Sonne“. Hier warten massenhaft Infotafeln auf die Wanderer. Eine erste gibt uns Aufschluss über die Vielzahl der lokalen Rundwanderwege.
Fünf kleine Touren von zwei bis vier Kilometern stehen hier zur Auswahl. Auf unserer Lutherweg-Rennsteig-Tour haben wir einen Großteil der längsten Tour (Nr. 2) absolviert. Weiterhin finden wir ein Warnschild von Thüringen-Forst vor.
Durch Hitze, Trockenheit und Schadinsekten sind auch hier die Wälder so geschwächt, dass jederzeit Äste herab stürzen könnten, auch wenn die Bäume gesund aussehen.
Das ehemalige Jagdschloss und Gasthaus Hohe Sonne ist von einem Bauzaun umringt und steht wohl vor dem Abriss. Seit vielen Jahren bietet eine Grillbude seine Speisen und Getränke als Provisorium an.
Jede Menge Infotafeln sind rund um den Parkplatz und Wanderknotenpunkt Hohe Sonne zu finden. Und natürlich auch Wegweiser in alle Richtungen.
Die Tafel zur Naturparkroute Thüringer Wald verspricht Freizeitvergnügen mit Erlebnisgarantie. Auf der nächsten Tafel wird zum Besuch der Stadt Eisennach mit dem Unesco-Welterbe Wartburg eingeladen und im gleichen Erscheinungsbild wird der Lutherweg in der Wartburgregion vorgestellt.
Auch über das Naturschutzgebiet zwischen Wartburg und Hohe Sonne wird umfassend informiert. Auf den Wegweisern finden wir einen Tourenvorschlag nach Eisenach (4,6 km) und zur Wartburg (5,7 km) über die Knöpfelsteiche, die Elfengrotte und die Sängerwiese.
Nur 100 Meter sind es zur Drachenschlucht und zur Wichmann-Promenade und den Wanderparkplatz Phantasie sind es 3,2 km.
Man kann von diesem Punkt unglaublich viele Wandertouren in allen Schwierigkeitsgraden unternehmen. Am schwierigsten wird es wohl werden auf dem weiteren Wegverlauf des Rennsteigs, der nach der Hohen Sonne (434 m ü. NN) in Richtung Ruhlaer Häuschen (6,4 km) und Großer Inselberg (18,3 km) noch deutlich kräftiger ansteigt. Zurück zum Ausgangspunkt in Hörschel sind es 14,3 km.
Zum ehemaligen Jagdschloss haben wir allerdings kaum Informationen gefunden. Bei wikipedia ist zu lesen (O-Text): Die Hohe Sonne ist eine Waldsiedlung der Wartburgstadt Eisenach im Wartburgkreis in Thüringen. Die Hohe Sonne besteht heute aus der ruinösen Bausubstanz des Jagdschlosses (…), dem angrenzenden Rastplatz mit Parkplatz an der Bundesstraße 19, einem Wohnhaus und zwei für Post- und Telekommunikationszwecke errichteten Sendemasten. (O-Text ENDE).
Wer sich für die Geschichte des im 18. Jahrhundert errichteten Jagdschlosses, das 1906 zum Gasthaus umfunktioniert wurde, interessiert, dem sei der folgende Link empfohlen: Hohe Sonne – Wikipedia.
Wir hatten keinen Wissenshunger mehr, sondern Lust auf Thüringer Spezialitäten vor den letzten Kilometern auf der Heimreise: Original Thüringer Rostbratwurst für Heiko, einen hausgemachten Käsekuchen mit Kaffee für mich.