D-65606 Der Erdgeschichtliche Weg in Villmar

Weltweit einzigartig – das Naturdenkmal Unica-Steinbruch 

Direkt vom Lahn-Marmor-Museum in Villmar führt ein exakt 385 Meter langer Weg von der Gegenwart in die Zeit des Mitteldevons vor 385 Millionen Jahren zum “Unica-Steinbruch“. An der Pforte des Museums findet man zunächst einen Übersichtsplan, auf dem auch die Bezeichnungen der einzelnen Abschnitte erläutert werden. Man muss kein großer Mathematiker sein um zu errechnen, dass ein Meter auf dieser Strecke einer Million Jahre entspricht. Schwerer zu ermitteln ist, dass eine Haaresbreite für 50 Jahre steht.

Mit Blick auf die Lahn gehen wir von der Museumspforte nach links um das Gebäude herum und gelangen in das Quartär (2,6 Millionen Jahre bis heute). Wie wir der ersten Infotafel entnehmen können, ist das Quartär der jüngste Zeitabschnitt der Erdgeschichte, der bis in die Gegenwart andauert. O-Text: „Der Begriff geht auf Giovanni Arduino zurück, der 1760 vier aufeinander folgende Formationen unterschied: Primär und Sekundär entsprechen dem heutigen Erdaltertum und -mittelalter, die beiden folgenden der Erdneuzeit. Im Quartär begannen periodische Vereisungen auf der Nordhemisphäre (Eiszeitalter), die von Warmzeiten unterbrochen wurden. Der Meeresspiegel war daher starken Schwankungen unterworfen, während die Kontinente schon ihre heutige Lage erreicht hatten“ (Zitat Ende).

Auf dem weiteren Weg, der übrigens kein Rundwanderweg ist (heißt 2 x 385 Meter Strecke), lernen wir sämtliche Zeitabschnitte kennen, die sich wie folgt unterteilen: Tertiär (66 bis 2,6 Millionen Jahre), Kreide (145-66 Millionen Jahre), Jura (201-145 Millionen Jahre), Trias (252-201 Millionen Jahre). Perm (299-252 Millionen Jahre), Karbon (359-299 Millionen Jahre) und Devon (419-359 Millionen Jahre). Und aus dem älteste Erdzeitalter stammt das Highlight auf dem Erdgeschichtlichen Wanderweg: Das Naturdenkmal Unica-Steinbruch. Es ist das weltweit einzige Schaufenster in ein devonisches Stromatoporenriff. Schau an, nicht einmal die automatische Rechtschreibprüfung kann mit diesem Begriff etwas anfangen. Die geologische gebildeten Kollegen unserer Gruppe haben offenbar verstanden, was der fachkundige Museumsführer (ein pensionierter Lehrer) zu diesem Begriff erläuterte. Da ich mich nicht zu den studierten Fachleuten zählen kann, blieb mir am Ende nur das oberhessische Fragewort mit den zwei Buchstaben. Hä?

Wer es aber genau wissen will, kann sich bei wikipedia schlau machen. Hier ein Ausschnitt aus der Erläuterung: Die Stromatoporen, wissenschaftlich Stromatoporoidea genannt, sind eine ausgestorbene Gruppe sessiler koloniebildender Meerestiere, die heute meist den Schwämmen zugeordnet wird. Ihre fossilen Überreste finden sich heute in Form der kalkigen Skelette ihrer Kolonien. Erste gesicherte Funde stammen aus dem Ordovizium. Zwischen dem Unterkarbon und der mittleren Trias besteht eine Überlieferungslücke, d. h. aus diesem Zeitraum sind bislang keine Stromatoporenfossilien bekannt. Am Ende der Kreide starben sie schließlich endgültig aus. Stromatoporenkolonien sind typisch für flachmarine Ablagerungsräume tropischer und subtropischer Gewässer und sind oft mit Korallen vergesellschaftet. Besonders im Silur und Devon waren sie maßgeblich an der Riffbildung beteiligt. Wie die „echten“ Schwämme oder Moostierchen  waren Stromatoporen wahrscheinlich Filtrierer. Der Durchmesser einer einzelnen Kolonie liegt im Millimeterbereich bis zu maximal zwei Meter. Für die taxomische Zuordnung der Fossilien in Gattungen und Arten ist der innere Aufbau der Skelette wichtig, der nur durch Dünnschliffanalysen  ermittelt werden kann. Dieser Feinbau ist aber oft durch die fossilbildenden Prozesse (Fossildiagenese) verloren gegangen. Die oberen Teile der Kolonien sind von den diagenetischen Prozessen meist stärker betroffen, während die Basiselemente besser erhalten sind. (O-Text Ende). Alles klar?

Für mich genügte es zu wissen, das jene Stromatoporen vermutlich die Muster im Marmor bilden. Wer alles genau wissen will, sollte sich diesen Link anschauen: Stromatoporen – Wikipedia

Nicht vergessen, für wikipedia zu spenden. Die freie Enzyklopädie ist für jeden zugänglich und finanziert sich nur über Spenden.

Das Naturdenkmal ist mit einer Zeltplanen-Konstruktion überdacht, um es weitgehendst vor den Witterungseinflüssen zu schützen. Im Gelände findet man viele Gerätschaften, mit denen der Marmor hier abgebaut wurde. Ein sehr verrosteter Kran wurde aus Sicherheitsgründen flach gelegt und soll eines Tages restauriert und wieder aufgestellt werden.

An der glatt gesägten Wand finden wir eine kleine Tafel zum Marmorbruch „Unica“. Hier ist zu lesen, dass „Unica“ unter anderem in Würzburg (Residenz Käppeke), im Berliner Dom (Kaisertreppe), im Schloss Bruchsal (Marmorsaal) und in Wiesbaden (Russische Kapelle und Kurhaussaal) Verwendung fand.

Der Erdgeschichtliche Weg verläuft unmittelbar am Rande eines Naturschutzgebietes. Deshalb hat man am Wegrand den Zutritt in die Büsche mit Grün-Barrieren blockiert. Auf einer Schautafel erfahren wir, dass hier der “Bubo Bubo“ geschützt werden soll. So albern der Name klingt – so wird der Uhu unter Wissenschaftlern bezeichnet.

Kontaktdaten:

Lahn-Marmor-Museum, Oberau 4, 65606 Villmar

Tel. 06482-60 75 588, Mail: stiftung@lahn-marmor-museum.de

www.lahn-marmor-museum.de

Geöffnet: Von März bis Oktober Di-Fr 14-17 Uhr, Sa, So und Feiertage 10-17 Uhr.

Führungen ganzjährig nach Vereinbarung.

Weitere Infos:

Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V.

Dr.-Simons-Straße 2, 50679 Köln, Tel. 0221-809 28 05

www.rheinischer-verein.de, Mail: rheinischer-verein@lvr.de

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